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CD-Neuerscheinung CD-Neuerscheinung: Die Antwort aus dem Wind geangelt

Von DETLEF FÄRBER 22.12.2010, 18:58

Halle (Saale)/MZ. - Kann man Poesie beim Wort nehmen? Darf man das überhaupt? - Und ob man darf. Eigentlich müsste man es sogar - und staunt, dass es offenbar noch keiner versucht hat. Zum Beispiel bei Bob Dylans "Blowin' in the Wind". Generationen haben den guten alten Schluchzer inzwischen mitgesungen - und hätten also wissen müssen, wo auf der Welt Antworten zu finden wären: im Wind nämlich. Aber sich wirklich mal bequemt, dort nachzuschauen, hat noch niemand. Doch eine: Halles Stadtschreiberin. In ihrem Märchen "Rabea und die Windreisenden" hat Christine Hoba das Orakel aus Dylans Quetschgesang kurzerhand eingelöst und sich einfach mal die eine oder andere Antwort aus dem Wind geangelt: Zum Beispiel auch auf die Frage über die Machbarkeit des Friedens oder wie man Freundschaft hinkriegt. Oder wie das ist, wenn man langsam erwachsen werden muss.

Hobas Geschichte hat - obwohl noch nicht gedruckt - großen Eindruck gemacht in Halles kreativer Szene. Doch beim Staunen ist es nicht lange geblieben. Die Multimedia-Journalistin Gitte Kießling und die freie Produzentin Franziska Buschbeck nahmen sich der Sache an. Unter dem Namen "Doppelton" hat das Duo schon etliche Hörspielprojekte gestemmt, unter anderem die Serie "2037 - die wahre Zukunft Mitteldeutschlands" für den MDR. Buschbeck schrieb also von "Rabea" eine Hörspielfassung, und Kießling und Buschbeck zusammen machten sich sogleich an die Umsetzung des Projekts, an dem am Ende - neben zwei debütierenden Kindern in großen Rollen - ein Querschnitt nicht nur von Halle so rühriger freier Theaterszene beteiligt war. Auch die einstigen NT-Schauspielerinnen Marie Anne Fliegel und Monika Pietsch sowie Karl-Fred Müller vom aktuellen Ensemble hatten sich für das ambitionierte Projekt gewinnen lassen - ebenso wie einige Mitglieder des Schauspiel-Studios der Leipziger Theaterhochschule auf der Kulturinsel.

Das Ergebnis rechtfertigt den Aufwand allemal. Die beiden 32-jährigen Regisseurinnen haben zunächst auf den ruhigen Erzählfluss des Märchens vertraut. "Diese Langsamkeit hat uns gefallen", sagt Gitte Kießling - wohl wissend, dass sich die Poesie der Geschichte nur entfalten konnte, weil sie dieses Langsame dann auch zugelassen haben. Freilich gewinnt die Story dann an Fahrt und Dramatik. Schließlich war der Frieden auf der Insel der kindlichen Heldin Rabea nachhaltig gestört - und es bedurfte einer in allerlei Dichtung und Mythologie bewährten Zaubermixtur aus List, Liebe, Unschuld und Verwegenheit, um die verfahrene Kiste eines kleinen Landes im heillosen Streit wieder flott zu kriegen.

Ungewöhnlich war übrigens auch die Premiere dieser Hörspiel-Produktion, die etwa so lang ist wie ein Fußballspiel dauert - und allein schon damit ziemlich aus dem Rahmen fällt. Beim Theaterfestival "Eisbrechertage" Anfang des Jahres gab es eine Aufführung im Circus-Varieté. Und nun ist das Hörspiel in kleiner Test-Auflage auch als CD erhältlich - gerade rechtzeitig und passend zum Fest, das ja auch mit Frieden zu tun hat.

Das Kinderhörspiel "Rabea und die Windreisenden" gibt in Buchläden wie Jacobi & Müller (Harz 2). Zu bestellen per E-Mail über: Doppelton