Burg-Modenschau Burg-Modenschau: Skurriles auf dem Laufsteg

Halle (Saale)/MZ. - Voller ging's nicht. Bis auf den sprichwörtlichen letzten Platz war am Freitagabend der große Saal im Volkspark gefüllt. Kein Wunder, angesagt war die traditionelle Werkschau der Modeklassen der hiesigen Kunsthochschule Burg Giebichenstein, und wie stets war die Kartenfrage zum Auftakt der zweitägigen Jahresschau der Hochschule eine der zentralen angesichts begrenzter Kapazitäten. Aber mehr als 800 Plätze sind nun mal nicht drin.
Diejenigen aber, die den gestrengen Einlass passiert hatten, konnten sich wie immer glücklich schätzen. Auf drei durch Zuschauerreihen getrennten Laufstegen, die dank ihrer knöcheltiefen Wasserfüllung fast wie Schwimmbahnen wirkten, präsentierten die Studenten der einzelnen Semester - vom ersten Studienjahr bis hin zu den anspruchsvollen Master- und Di-plomkollektionen - ihre Entwürfe. Dabei galt es, dem übergreifenden Thema "Walk On The Wild Side" jeweils in ganz individueller Art gerecht zu werden. Und während bis kurz nach 20 Uhr immer noch die besten, vor allem auch Fotografen-Plätze gesucht wurden, steigerte sich hinter der Bühne die Aufregung der jungen Models, die zumeist Freunde und Kommilitonen und keineswegs Profis sind, wie der Betrachter angesichts deren gekonnten Auftretens hätte vermuten können.
Das zweite Studienjahr bestritt unter dem Motto "Vintage versus Hightech" den mit jeweils Zwischenbeifall bedachten schwierigen Auftakt mit - passend zum Untergrund - "feuchten Träumen" quasi schaumgeborener Models von Marie Faust, mit geometrischen Gittermustern und Helene Werners "Zarewitsch": drei handfeste Kerle in Uniform und Helm. Den ersten tosenden Applaus bekam Julia Bosch für ihre fantasievolle, an eine behelmte Mond- ebenso wie an eine futuristische Motorrad-Fahrerin erinnernde Kreation mit dem Titel "Cry Baby". Das tat das Publikum denn im Laufe des eineinhalbstündigen Catwalks mehrfach und sehr begeistert, unter anderem für Alexandra Börners Idee, für "Road Spirit" ihren exotisch bunten Männermodels zwei rote Grabkerzen auf den Rücken zu schnallen.
Während da noch viel Verspieltheit und Fantasie das Sagen haben durfte, demonstrierten Sofia Löser und Henrik Bettels in ihrem freien Projekt Industriedesign "Die neue Linie" durchaus tragbare Bekleidung: sechs graue, schlichte Kleider, die frau jederzeit tragen könnte.
"Sophisticated Grunge" indes war das Thema für das dritte Studienjahr, in dem 15 Studenten ihre vielumjubelten Models auf den Laufsteg schickten. Nele Brand etwa ihren "Prinzen und seinen Schimmel", Leticja Nsiama vier "Verstrickte Weisheiten" sowie Anna Schröder und Kaur Hensel ihre anmutige Kollektion "Michelle Harrison".
"Wie die wilden Kerle wohnen", so bevölkerten dann als witzige skurrile Kreationen die Entwürfe des ersten Studienjahres den Laufsteg, und der tosende Beifall am Schluss sprach als Antwort für sich auf die Masterkollektion von Gesche von Alemann, die in ihrem Titel die Frage stellte: "Und? Wie war's?". Na fantastisch war's, wie jedes Jahr aufs Neue.