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Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle: Designpreise für herausragende Arbeiten vergeben

Von Detlef Färber 15.10.2013, 16:54
Die mannshohen Bleistifte waren dieses Jahr das Erkennungszeichen für alle beteiligten Wettbewerbsarbeiten.
Die mannshohen Bleistifte waren dieses Jahr das Erkennungszeichen für alle beteiligten Wettbewerbsarbeiten. Thomas Meinicke Lizenz

Halle (Saale)/MZ - Was für ein Symbol am Start zum neuen Studienjahr: Acht mannshohe Bleistifte hängen in der Galerie der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle von der Decke - bereit dafür, große Ideen zu Papier zu bringen: Ideen, wie sie reichlich tausend junge Leute aus aller Welt reichlich haben: Denn sie alle studieren an der „Burg“ in Halle. Und traditionsgemäß mit der Verleihung der Giebichenstein Designpreise hat der neue Ausbildungsabschnitt für sie begonnen.

In der Kategorie beste Idee/bestes Konzept siegte die Bachelorabschlussarbeit „Das Schattenbuch – Vom Makel zum Spektakel“ von Maria Bauhofer, Studiengang Industriedesign, betreut von Prof. Vincenz Warnke.

Die Jury überzeugte neben der qualitativ hochwertigen Ausführung des Buchobjektes und der treffenden Bildsprache den gelungenen Transfer des einfachen, aber effektvollen Prinzips von Licht und Schatten. Und befand „die Arbeit schafft durch die Entmaterialisierung der Bildwelt ein magisches Moment, welches viel Raum für Vorstellungskraft und Interaktion bietet", teilte die Hochschule mit.

Für Maria Bauhofers „Schattenbuch" habe sich auch der Freundes- und Förderkreises entschieden. Sie erhielt deshalb zusätzlich den Giebichenstein Designpreis der Freunde.

In der Kategorie Beste Kommunikation siegte das Masterprojekt „Altern – Schönheit durch Gebrauch“ von Wolfgang Schwärzler, Studiengang Kommunikationsdesign, betreut von Prof. Andrea Tinnes.

Beeindruckt von dem Weg den Wolfgang Schwärzler für seine Schriftgestaltung ging lobte die Jury die Kraft und Intensität seiner Arbeit. Die fein und gut gestaltete Arbeit sei eine Dokumentation eines offenen Prozesses, was manche Design, andere Leben nennen, heißt es in einer Mitteilung der Burg. So habe der Gestalter durch seinen ganzheitlichen Blick, welcher ihn zu seinen Entwurfsentscheidungen führte und auf gelungene Art und Weise in der Arbeit transparent wurde überzeugt.

In der Kategorie Beste Gruppenarbeit siegte „Burgshop 2.0 – Made in Burg“ von den Bachelor- und Masterstudenten aus dem Industriedesign und dem Studiengang Innenarchitektur Felix Behr, Henrik Bettels, Margherita Buscaglione, Giacomo Equizi, Julian Gottschalk, Lydia Kähny, Ulrike Krause, Carsten Henrion, Phillip Hermes, Niels Werner Hersmann, Felix Hobrücker, Çağdaş Sarıkaya, Kathrin Schmidt, Francesca Laura Sciarmella und Hannes Trommer, betreut von Prof. Klaus Michel.

Die Jury würdigte die Professionalität des Shop-Konzepts, im Besonderen die Einführung einer beständigen Kollektion sowie das neue Corporate Design, teilte die Hochschule mit. Die Struktur ermögliche thematische Flexibilität und auch das Ausstellungssystem entspräche den hohen Anforderungen des Messegeschehens. „Die Projektgruppe hat überzeugend die vielschichtigen Aspekte und Anforderungen der Burgshop 2.0-Konzeption in einer hervorragenden Teamleistung auf den Punkt gebracht."

In der Kategorie Engagiertestes Anliegen siegte das Bachelorprojekt „Mit 70 hat man noch Träume“ von Studierenden des 3. und 4. Studienjahres der Modeklasse, Rico Berger, Alexandra Börner, Julia Bosch, Franziska Englberger, Ameli Neumann, Louise Unger, Irena Zrno, Katharina Eichner, Kaur Hensel und Jin Young Lee, betreut von Prof. Thomas Greis, Prof. Joachim Schielicke und Dr. Monika Genz.

Die Jury lobte den soziokulturellen Kontext und die hohe Qualität der Kollektion für Menschen über 70, teilte dei Kunsthochschule mit. Die Kleidung erzählt von den Träumen, Wünschen und Sehnsüchten älterer Menschen und beeindruckte die Jury durch Einfühlungsvermögen und Courage. Sie liefert eine Antwort auf die Frage „Wie wollen wir leben", vermittelt eine „Vision vom Altsein" und zeigt sich „widerständig, optimistisch, dem eigenen Geschmack und Anspruch verpflichtet".

 

Die exakt 1031 Studiosi teilen sich auf in ein reichliches Drittel Kunst- und knapp zwei Drittel Designstudenten. Letztere haben in den vergangenen fünf Jahren einen Bewerberboom erlebt. Die Zahl der Studienanwärter hat sich vervierfacht. Grund für diesen Nachfrage-Schub könnte eine Einstufung sein, die Burg-Rektor Axel Müller-Schöll am Dienstag stolz verkündete. In einem Ranking unter Kunsthochschulen mit Designausbildung belege die Burg in Deutschland den Spitzenplatz und international immerhin Rang sieben.

Auch in einem weiteren Punkt sind für die Burg zuletzt Träume in Erfüllung gegangen. Denn nach insgesamt 13 Jahre währenden Bemühungen, wie die Prorektorin für Wissenschaft, Nike Bätzner, zurückblickte, ist der halleschen Hochschule nun vom Land das Promotionsrecht verliehen worden.

Doch es gab auch weniger erfreuliche Neuigkeiten bei der Studienjahreseröffnung. So droht dem lange so beliebten und erfolgreichen Projekt der Graduiertenförderung von Landesseite offenbar das Aus. Die über Jahre stabile Zahl von zehn Förderstipendien ist inzwischen auf fünf reduziert worden.

Was da verloren zu gehen droht, davon kann sich die kunstinteressierte Öffentlichkeit übrigens ab Donnerstag, 19 Uhr, in den Räumen der Landeskunststiftung ein Bild machen, wo unter dem Motto „Graduiert“ präsentiert wird, wie die Best-Absolventen der Burg dank der Sonderförderung nach Studienabschluss an ihren Projekten weitergearbeitet haben. Zu sehen sind dort Animationsfilme von Yvonne Brückner, Comics von Christine Pilkenrodt, Videos von Ginan Seidl, ein begehbares Bild von Tobias Teschner und eine Kuratorenarbeit von Juliane Schickedanz.

Die Landeskunststiftung im Neuwerk 11 hat dienstags bis freitags von 14 bis 19 Uhr geöffnet und an Wochenenden von 11 bis 16 Uhr. Die Schau läuft noch bis zum 10. November.

Die Burg-Shop-Artikel „Made in Burg“ gehörten zu den Siegerprojekten.
Die Burg-Shop-Artikel „Made in Burg“ gehörten zu den Siegerprojekten.
Thomas Meinicke Lizenz
Auch ein Siegerprojekte: „Mit 70 hat man noch Träume“.
Auch ein Siegerprojekte: „Mit 70 hat man noch Träume“.
Thomas Meinicke Lizenz