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Brief vom Jobcenter Halle Brief vom Jobcenter Halle: 73-Jähriger wird zum Amt gebeten

Von Gert Glowinski 07.08.2014, 14:47
Logo einer Agentur für Arbeit auf einer Glasscheibe.
Logo einer Agentur für Arbeit auf einer Glasscheibe. dpa/symbol Lizenz

halle (Saale)/MZ - Günter Steighardt aus Halle genießt sein Rentnerleben - bis in dieser Woche ein Brief im Postkasten landete. Der 73-Jährige war empört: „Ich bin seit vielen Jahren Rentner und bekomme doch tatsächlich vom Jobcenter Halle eine Aufforderung, mich zu einem bestimmten Termin mit genauer Zeitangabe einzufinden, eine ausgedruckte Bewerbungsmappe mitzubringen, um meine Eignung zum Antritt einer Anstellung nachzuweisen.“ Günter Steighardt ist natürlich verwirrt - bezieht er weder Leistungen vom Jobcenter, noch ist er überhaupt im erwerbsfähigen Alter. „Diese Aufforderung war begleitet mit einer Androhung von Leistungskürzungen bei einem unentschuldigtem Fernbleiben. Ein entsprechendes Formblatt zur Erklärung eines etwaigen Fernbleibens war beigefügt“, so Steighardt .

Zahlendreher

Grund für die Post an den Pensionär ist ein Zahlendreher gewesen - ein Mitarbeiter im Jobcenter hatte sich schlicht vertan. Aber wie kommen die Arbeitsvermittler überhaupt an die Daten des Rentners? „Jeder, der in seinem Leben Leistungen bezogen hat, steht eine Zeit lang in einer Datenbank“, erklärt Jobcenter-Sprecher Mirko Heyer. In diesem zentralen Personenverzeichnis sind Name, Geburtsdatum und Anschrift vermerkt. Zwar werden diese Daten nicht aktualisiert - etwa bei einem Wohnungswechsel - aber eben auch erst nach vielen Jahren gelöscht.

Seit 13 Jahren Rentner

Jede Person in diesem Verzeichnis kann bundesweit von den Arbeitsagenturen abgerufen werden. „Alles ist damit verbunden, zum Beispiel unsere Vermittlungs- und Leistungssteme“, so Heyer. Weil viele Briefe automatisiert verschickt werden, war niemandem aufgefallen, dass Günter Steighardt schon aufgrund seines Alters nicht der richtige Adressat sein kann. Tatsächlich war Günter Steighardt bis zu seinem Renteneintritt vor 13 Jahren immer mal Kunde des Jobcenters - aber seitdem froh, nicht mehr auf Arbeitslosengeld angewiesen sein zu müssen.

Dass seine Daten immer noch gespeichert sind, findet er bedenklich. „Ich wusste gar nicht, dass ich noch in irgendeiner Datenbank stehe.“ Den Vorfall nimmt er mittlerweile mit Humor. „Dafür, dass der Tonfall in dem Schreiben doch recht deutlich ist, finde ich es beruhigend, dass das Jobcenter offenbar auch mal Fehler macht.“ Für die Behörde ist der Vorfall allerdings erledigt - ein Entschuldigungsschreiben an den Rentner ist bereits unterwegs.

Jobcenter
dpa-Zentralbild