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Breakdance auf dem Dorf Breakdance auf dem Dorf: Teenager üben in Stichelsdorf für Hip-Hop-Festival in Halle

Von Oliver Müller-Lorey 13.08.2019, 13:00
Kinder, wie der elfjährige Derik, zeigten, was sie beim Hip-Hop-Camp gelernt haben: Das Breakdancen klappt schon, wie bei den Profis.
Kinder, wie der elfjährige Derik, zeigten, was sie beim Hip-Hop-Camp gelernt haben: Das Breakdancen klappt schon, wie bei den Profis. Silvio Kison

Stichelsdorf/Halle - Ausgerechnet in Stichelsdorf! Dort, wo sonst am Wochenende alle paar Minuten ein Auto über die Kopfsteinpflasterstraßen fährt und die Laufvögel des bekannten Straßenhofs durch ihr Gehege rennen, wehte dieser Tage ein anderer Wind. Ein Zusammenschluss aus Sozialeinrichtungen für Kinder, Rapper, Breakdancer und Graffiti-Künstler veranstalteten ein Hip-Hop-Festival für Teenager. Es war gewissermaßen die Vorbereitung für das Move n’ Culture-Festival, das vom 5. bis zum 7. September dieses Jahres in Halle stattfindet.

Mit Hip-Hop-Kultur die Jugend erreichen

Denn bis die Kinder und Jugendlichen dort zeigen, wie sie zur Musik über den Boden wirbeln, welche kreativen Graffiti sie mit der Sprühdose zaubern können oder wie gut sie den „Urban Dance“ beherrschen, ist eine Menge Übung nötig. Dafür bot das Camp beste Bedingungen. Eine, die, wie fast alle anderen auch ehrenamtlich und unentgeltlich, das Camp mitorganisiert, ist Julia Rüprich. Im normalen Leben ist sie Sekundarschullehrerin, hat ihr Herz aber an die Hip-Hop-Kultur verloren. „Wir lieben diese Kultur und der Vorteil ist, dass man mit ihr total gut an die Jugendlichen herankommt“, sagt sie. Rapmusik, Hip-Hop-Tanz, der als „Urban Dance“ bezeichnet wird, Graffiti und Breakdance seien Themen, die die meisten Kinder sofort ansprechen würden, sagt Rüprich.

„Uns es geht dabei auch um Toleranz und mehr Respekt.“ Konflikte würden etwa in sogenannten Battles, also Wettkämpfen ausgetragen. Wer den besseren Rap-Text schreibt, verdient Anerkennung, nicht wer zuerst zuschlägt. Die Kinder und Jugendlichen stammten zu einem Teil aus problematischen Stadtvierteln, wo die sozialen Einrichtungen „Wajut“, „Dornröschen“ und „Blauer Elefant“ eine Menge Arbeit leistete, sagt Rüprich. Die Einrichtungen sind deshalb eng in die Organisation des Camps und des Festivals eingebunden.

Stichelsdorf optimaler Standort für Hip-Hop-Festival

Für die Teilnehmer, die übrigens nur zehn Euro für drei Tage inklusive Verpflegung zahlen mussten, sei das Camp auch eine gute Möglichkeit einmal etwas Neues, außerhalb ihres bekannten Umfeldes zu entdecken. Geschlafen wurde in Zelten. Gekocht wurde von den Teilnehmern selbst - und zwar vegan. Und Handys waren zumindest für die drei Tage verboten, was die Teilnehmer nicht sonderlich störte.

Dass die Wahl für den Veranstaltungsort auf Stichelsdorf fiel, sei übrigens kein Zufall, sagt Rüprich. In den vergangenen Jahren habe man verschiedene Plätze in Halle genutzt, was nicht optimal gewesen sei. Dann sei man mit den Franckeschen Stiftungen ins Gespräch gekommen, denen das Landgut in Stichelsdorf gehöre. „Dass wir hier sein können, ist wirklich ein großes Glück“, freute sich die Ehrenamtliche. Die Stadt Halle fördert das Projekt außerdem finanziell.

Das Move n’ Culture-Festival findet vom 5. bis zum 7. September an verschiedenen Plätzen in Halle, etwa dem Charles Bronson oder der Saline, statt. Anmeldungen für die Battles und Workshops sind ab sofort per E-Mail unter: [email protected] möglich.

Experten helfen Teenagern bei der Vorbereitung auf Move n' Culture Festival

Großes Glück war auch, dass die Trainer, die die Kurse leiteten, zum großen Teil echte Experten auf ihrem Gebiet sind. So brachte der deutsche Meister im Beatboxen den Kindern bei, wie sie ganz ohne Instrumente Töne wie ein Schlagzeug machen können.

Deutschlandweit anerkannte Graffiti-Künstler zeigten ebenfalls ihr können. „Und da waren viele erst einmal überrascht, dass sie nicht direkt eine Spraydose in die Hand bekommen haben, sondern zwei Stunden lang auf Papier vorzeichnen mussten“, sagt Rüprich. „Aber sie genießen es trotzdem. Denn wann kann man schon einmal zu einem echten Profi gehen und ihn fragen, ob er einem etwas beibringt?“ Wie gut das Training mit den Fachleuten fruchtet, konnten Besucher etwa bei dem elfjährigen Derik sehen. Vor versammelter Mannschaft wirbelte er auf dem Boden herum, wie ein echter Breakdancer. „Das habe ich schon in letzten Jahr gelernt. Dieses Jahr mache ich den Graffiti-Workshop“, sagt er. Was ihm den meisten Spaß mache? „Im Zelt zu schlafen. Das ist cool!“ (mz)

Natürlich durfte auch ein Graffiti-Workshop nicht fehlen.
Natürlich durfte auch ein Graffiti-Workshop nicht fehlen.
Silvio Kison
Und zur Entspannung: Yoga. Ja, das gibt’s auch bei Hip-Hoppern.
Und zur Entspannung: Yoga. Ja, das gibt’s auch bei Hip-Hoppern.
Silvio Kison