Boxen Boxen: Weltklasse im Niemandsland
Halle (Saale)/MZ. - Es gibt am Maritim tatsächlich kein einziges Plakat mit dem Hinweis darauf, dass sich Samstagabend Weltklasse die Ehre gibt. Es stehen auch keine Fernsehwagen vor der Tür, trotzdem wird das Hotel Samstagabend gut besucht sein. Dass aber hat einzig und allein etwas damit zu tun, dass "Halle eben eine Boxhochburg ist. Die eingefleischten Fans wissen, was ihnen geboten wird", sagt Michael Bastian, der Sportkoordinator der Leipzig Leopards, die Samstag in der Weltbox-Liga (WSB) gegen die Peking Dragons antreten.
Dass die Box-Fans von diesem Highlight Wind bekommen haben, ist fast ausschließlich dem Internet-Zeitalter und unzähligen Kampfmitschnitten auf YouTube zu verdanken. "Wir sind Hals über Kopf in diese Liga gestartet, da haben wir zwangsläufig auch eine Menge Fehler gemacht", gibt Bastian ehrlich zu. Fehler vor allem in der Vermarktung und der Öffentlichkeitsarbeit. Das begann damit, dass ein Team mit dem Städtenamen Leipzig an den Start ging, dort aber keine vernünftige Arena frei war. Also zog Halle das vermeintliche Glückslos und sprang als Veranstalter ein. Zunächst aber auch mal mit einem klassischen Fehlstart auf dem Messegelände in Bruckdorf mit einem nur handverlesenen Publikum. Bastian: "Die Halle ist viel zu weit draußen, die Eintrittspreise von 29 Euro aufwärts waren für eine Auftaktveranstaltung viel zu hoch."
Aus Anfängerfehlern hat das Management des Box-Teams zumindest so viel gelernt, dass man jetzt ins Maritim-Hotel mitten in der Stadt Halle umgezogen ist. "Das Hotel hat aus den Chemiepokal-Turnieren Erfahrungen mit dem Boxsport. Die Sportler beider Mannschaften wohnen dort drei Tage lang, können die Fitnesseinrichtungen des Hauses nutzen. Ein Glücksfall für uns", sagt Bastian. Fast ohne jede Werbung war die erste Veranstaltung im Maritim gegen Paris United Ende Dezember mit 800 Zuschauern ausgezeichnet besucht. Und das wird auch gegen Peking so sein.
Denn unstrittig ist: Die Weltliga hat nicht nur einen großen Namen, sie trägt ihn auch zu Recht. "Das Besten vom Besten aus dem Amateurlager ist da am Start. Da ist so viel sportliche Qualität dabei, davon träumt so mancher Veranstalter von Profikämpfen", sagt Valentin Silaghi, der Chef-Trainer der Leipzig Leopards. Kevin Künzel, Chemiepokalsieger und Halle Vorzeigeboxer, gehört dazu. Alle bisherigen Heimkämpfe hat er gewonnen, Samstag soll die Serie gegen den Chinesen Yunlang Shi fortgesetzt werden. "Die Kämpfe in der Weltliga haben mich enorm weitergebracht. Allein dadurch, dass ohne Kopfschutz geboxt wird, bin ich viel beweglicher im Oberkörper und taktisch variabler geworden", sagt Künzel. Und auch konditionsstärker, schließlich geht es jedes Mal über fünf Runden.
Allein um Künzel zu sehen, kommen Halles Box-Fans in Scharen. zumal auch die Eintrittspreise mit 24,95 Euro für die billigste Karte ein Stück weit moderater geworden sind. Dafür nimmt man dann sogar eine weitere organisatorische Panne, dieses Mal jedoch ohne jedes Verschulden des Teams Leipzig / Halle, in Kauf. Die Chinesen reisten zwar mit fünf Kämpfern an, zwei wurden jedoch krank und erhielten Startverbot. Deswegen stehen Samstag nur drei offizielle Kämpfe mit Denis Radowan, Künzel und Alexander Powernow auf dem programm. Leipzig / Halle führt also schon 2:0, nur noch ein weiterer Sieg ist notwendig zum Gesamterfolg. Damit wäre der Weg fast frei in die Playoff-Runde, die dann vielleicht schon im Fernsehen nachvollziehbar ist. "Es gibt erste Anfragen von Eurosport", bestätigt Michael Bastian. Weltklasse spricht sich eben rum. In diesem Extremfall sogar mal ohne jede Werbung..
Der Kampf Leipzig gegen Peking beginnt 20 Uhr.