Börse Börse: «Ich bin verrückt nach Matchbox»
LIESKAU/MZ. - Wer hat die meisten Matchbox-Autos im Land? Die Krone in dieser Disziplin setzte sich am Sonntag in Lieskau ein Mann aus Halle auf. Steffen Trundt stellte anlässlich der 59. Halleschen Modellfahrzeugbörse einen Querschnitt seiner Sammlung vor. Daheim in seiner Vier-Zimmer-Wohnung sowie in einem Nebengelass stehen nach eigenen Angaben insgesamt 12 000 Matchbox-Mobile.
Leidenschaft seit Jahrzehnten
Das ist das Ergebnis einer Leidenschaft, die wie Trundt sagt, im Alter von sechs Jahren einsetzte. Ein italienischer Mini-Sportwagen hatte Anfang der siebziger Jahre sein Interesse geweckt. Die nächsten Modelle erwarb der Hallenser im Spielzeug-Fachgeschäft Paul Härzer in der Geiststraße. "Der Laden war der einzige Anbieter weit und breit."
Später ergänzte Trundt den Bestand immer mehr durch die gezielte Suche nach Einzelstücken und auf Tauschbasis. Matchbox-Autos gibt es seit 1953. Jedes Jahr kamen seither 75 Modelle dazu. Um auf dem Laufenden zu sein, ist der schwergewichtige Mittvierziger in manchen Monaten an jedem Wochenende unterwegs. Allein in diesem Monat besuchte der Versicherungsfachmann die Börsen in Gera, Dresden und Magdeburg. Den Treff im Bürgerhaus Lieskau - eine Premiere für die Saalekreis-Gemeinde - bescherte sich Trundt als Mitorganisator selbst.
Vielfalt und technische Finessen
"Mir war es wichtig, dass es eine solche Gelegenheit jetzt wieder in unserer Region gibt." Die letzte Börse dieser Art in Halle fand ihm zufolge im Jahr 2002 statt. Die nächste Veranstaltung sei für 2010 fest eingeplant. Über seinen Antrieb, dieses Projekt voran zu treiben, sagt er: "Ich bin verrückt nach Matchbox." Wer einmal die Vielfalt und die Finessen der Mini-Technik für sich entdeckt habe, komme nicht mehr davon los. Auf seine beiden Söhne, den sechsjährigen Robert und den dreijährigen Roger, jedenfalls würde diese Faszination offenbar ausstrahlen, so der Familienvater. Vielleicht hoffen sie auch, dass sie mal mit in die USA fliegen können. Bis zu sechs Mal pro Jahr ist Trundt dort unterwegs, um sich über die Trends in der Szene zu informieren - mit einem Koffer voll Matchbox kehrt er dann zurück.
Doch nicht nur klassische Automobile en miniature waren in Lieskau zu bestaunen. Modelle von Baumaschinen, Flugzeugen und Schienenfahrzeugen standen genau so hoch im Kurs. Einige Angebote ließen Besucher wie Ronald Nadel aus Bad Dürrenberg ins Schwärmen geraten. Der Baumaschinist erkannte auf Anhieb, was der Wittenberger Gerd Zippel für 45 Euro anbot - einen Bagger der Reihe RS 09. Angesichts der zahllosen Details und perfekten Ausführung dieser Arbeit erschien ihm dieser Preis mehr als angemessen.
Zippel kennt sich, wie der Gesprächspartner rasch feststellte, mit derartigen Eigenbauten bestens aus. Kein Wunder, denn der ehemalige Eisenbahner spezialisierte sich in den vergangenen drei Jahren darauf, die Bahnanlagen seines Vereins zu komplettieren. Denn die sechs Männer und zwei Frauen aus dem Wittenberger Stadtteil Piesteritz verfolgen ein ehrgeiziges Ziel. Das Team will Ausschnitte der amerikanisch-kanadischen Eisenbahn darstellen. Ebbte der Besucherstrom am Sonntag in Lieskau einmal ab, nutzten die rund 25 Aussteller die Pause zum Fachsimpeln. Aha-Effekte stellten sich unter anderem ein, als ein Warburg 311 in den Farben des DDR-Tankstellennetzes Minol hervor gezaubert wurde. Auf offene Ohren stieß auch ein Erlebnisbericht über den Einsatz überlanger Containerzüge in Übersee, die zuweilen von bis zu fünf Lokomotiven gleichzeitig bewegt werden.