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Boris-Alexander von Sohl Boris-Alexander von Sohl: Dieser Mann gilt als der Guido Maria Kretschmer von Halle

Von Sandra Simonsen 28.07.2018, 10:00
Rund 2.000 Kleider gibt es im Geschäft von Boris-Alexander von Sohl.
Rund 2.000 Kleider gibt es im Geschäft von Boris-Alexander von Sohl. Lutz Winkler

Halle (Saale) - Rote, grüne, blaue, weiße, schwarze Abendkleider, Cocktailkleider, Minikleider - rund 2.000 davon, sorgsam aneinander gereiht, nach Stil und Farbe sortiert. Wer „Argente Festmoden“ im Händelhaus-Karree betritt, fühlt sich in ein wahres Frauenparadies versetzt - und doch gehört das Geschäft einem Mann.

Boris-Alexander von Sohl leitet das Abendmodegeschäft seit rund acht Jahren. Und warum das Ganze? „Ich liebe Frauen, sie sind einfach etwas ganz Wunderbares“, ist die einfache Erklärung des charmanten 47-Jährigen.

Sechs Tage die Woche, zehn Stunden am Tag wirbelt er durch sein Geschäft

Sechs Tage die Woche, zehn Stunden am Tag wirbelt er durch sein Geschäft und berät Frauen. An seinen letzten Urlaub kann er sich nicht erinnern. „Aber wovon soll ich mich denn auch erholen? Ich empfinde das hier nicht als Arbeit“, schwärmt er, er liebe seinen Job, er sei glücklich und zufrieden. Nur drei Dinge wird es in seinem Geschäft niemals geben: Männermode und Brautmode.

Denn mit Männern habe er noch nie etwas anfangen können und Brautmode sei dem zweifachen Vater zu romantisch und nicht mehr zeitgemäß. „Außerdem gibt es in der Branche teilweise Geschäftsmethoden, mit denen ich moralisch nicht einverstanden bin“, erklärt von Sohl. Als einziges reines Abendmodegeschäft in Mitteldeutschland ist er deshalb nicht minder erfolgreich: Seine Kleider kommen aus aller Welt: England, Frankreich, USA, Spanien - und auch seine Kunden reisen von überall her, extra für ein Kleid nach Halle.

Geschäft ist für ihn wie ein „Aussteigerleben“

Und dabei hält sich von Sohl selbst für relativ unbegabt - das Geschäft sei für ihn wie ein „Aussteigerleben“. Zuvor war er jahrelang Direktor der Oper. „Ich hatte wirklich eine tolle Zeit dort - aber irgendwann ging es nicht mehr wirklich um die Kunst, sondern zu sehr um Politik“, erklärt er.

Seine Opern-Karriere endete schließlich im Burnout. Trotzdem kam der gebürtige Bremer nicht auf die Idee, Halle zu verlassen. „Ich fühle mich hier wohl und Halle ist eine perfekte Geschäftsstadt“, betont von Sohl, wegzugehen sei nie eine Option für ihn gewesen. Hier lebe er von Jugendweihe und Abiball und in Leipzig - eine Stadt die ihm viele vorschlagen - sei es viel ungemütlicher.

„Alle Frauen erzählen immer von ihren angeblichen Problemzonen“

Und obwohl er Frauen so faszinierend findet, kann von Sohl eines nicht verstehen: „Alle Frauen erzählen immer von ihren angeblichen Problemzonen und zweifeln an sich selbst“, wundert er sich, daher sehe er es als seine Aufgabe an, „Frauen mehr Selbstbewusstsein zu schenken“ - mit guter Beratung und dem perfekten Kleid. Und mit einer akribisch geführten Datenbank. „Denn das schlimmste, was passieren kann, sind doch zwei gleiche Kleider bei einer Veranstaltung.“

Dass er so extrovertiert sei, komme ihm bei seiner Arbeit nur zu Gute. Aber: In seinem eigenen Kleiderschrank gibt es nur schwarze Hosen, Hemden und Jacken. „Mit schwarzer Kleidung nimmt man sich selbst wenigstens ein bisschen zurück“, erklärt er, er sei auffallend und „verrückt“ genug, wie er immer wieder betont.

Dass er wegen seiner Ausstrahlung und der offenen Art - und natürlich der engen Beziehung zu Mode - immer wieder als Guido Maria Kretschmer von Halle bezeichnet werde, sei für ihn eher schmeichelhaft. Schließlich vereine der berühmte Designer jede Menge Talent in sich. „Das fehlt mir allerdings - und natürlich die Homosexualität“, scherzt der 47-Jährige, der mittlerweile mit drei Frauen verheiratet war. (mz)