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Bombendrohungen am Justizzentrum Bombendrohungen am Justizzentrum: Nur ein übler Scherz oder ernste Gefahr?

Von Dirk Skrzypczak 27.01.2019, 08:00
Mehr Sicherheit: Seit Anfang des Jahres ist in der Eingangszone des Justizzentrums eine neue Eingangsschleuse in Betrieb.
Mehr Sicherheit: Seit Anfang des Jahres ist in der Eingangszone des Justizzentrums eine neue Eingangsschleuse in Betrieb. Silvio Kison

Halle (Saale) - Am Mittwoch verkündet Richter Werner Budtke in seinem Prozess gerade eine kurze Verhandlungspause, als die Polizei mit einem Großaufgebot vor dem Justizzentrum in der Thüringer Straße anrückt. Gegen 14 Uhr hatte ein männlicher Anrufer einen Bombenanschlag auf das Gebäude angekündigt - es ist die zweite Drohung dieser Art innerhalb weniger Tage. „Wir arbeiten hier in einem sicherheitsrelevanten Bereich. Ich finde es richtig, dass man bei der Beurteilung der Lage kein Risiko eingeht“, sagt Budtke.

Kurze Zeit später wird das Gebäude evakuiert. Etwa 300 Menschen arbeiten im Justizzentrum. In der Thüringer Straße sitzen neben dem Amtsgericht, in dem Werner Budtke arbeitet, noch fünf weitere Gerichte und die Staatsanwaltschaft. Bis gegen 18 Uhr durchkämmen Polizeibeamte das Objekt, ehe sie Entwarnung geben. Ein Sprengsatz wird nicht gefunden. War es ein übler Scherz? Oder eine gezielte Drohung gegen eine der Justizbehörden? Die Polizei schweigt.

Polizei zu Bombendrohungen: Wir wollen keine Trittbrettfahrer auf den Plan rufen

„Das ist ein sensibles Thema. Wir wollen keine Trittbrettfahrer auf den Plan rufen, indem wir die Problematik an die große Glocke hängen“, sagt Alexander Junghans, Sprecher in der Polizeiinspektion Halle. Deshalb mache die Polizei auch keine näheren Angaben zu möglichen Hintergründen. „Ob ein Gebäude evakuiert wird oder nicht, bestimmt letztlich der Hausherr in Abstimmung mit der Polizei“, sagt Junghans. Der Vorfall am Mittwoch hat für die Gerichte Konsequenzen.

Verhandlungen wie die von Werner Budtke platzen. Ein Gefangener, der im Amtsgericht einen Haftprüfungstermin hatte und sich bereits im Gebäude befand, muss zurück ins Gefängnis. „Er hatte gute Chancen, vorzeitig freigelassen zu werden. Nun benötigt er einen neuen Termin im Gericht. Von heute auf morgen klappt das meist nicht. Das kann  dem Häftling, je nach Entscheidung des Richters natürlich, ein paar freie Tage kosten“, sagt Budtke, der auch Sprecher des Amtsgerichts ist.

Amtsgericht Halle: „Es bleibt viel Arbeit liegen. Und das ist ärgerlich“

Eine Zwangspause sei zudem immer mit Geld verbunden - Anwälte erheben Extrakosten, Verfahrensbeteiligte müssen einen weiteren Tag freinehmen und und und. „Es bleibt viel Arbeit liegen. Und das ist ärgerlich“, sagt Budtke.

Dass Drohanrufe gegen das Justizzentrum gerichtet werden, hatte es lange nicht mehr gegeben. Vor einigen Jahren gab es eine Serie von drei bis vier Vorfällen innerhalb kurzer Zeit - einen Anschlag gab es nicht. „Aber da kann man sich eben nie sicher sein“, meint Budtke. Zudem tauchte mehrfach hintereinander weißes Pulver im Gerichtsgebäude auf. Da nicht ausgeschlossen werden konnte, dass es sich bei der Substanz um Milzbrand-Erreger handelt, musste das Objekt ebenfalls geräumt werden. „Wir hoffen natürlich, dass der Spuk nicht wieder anfängt“, so Budtke.

Unterdessen investiert das Justizzentrum permanent in die eigene Sicherheit. So wurde Anfang des Jahres die neue Sicherheitsschleuse in der Eingangszone in Betrieb genommen. Die Zeit der kaum hilfreichen Flatterbänder als Schutz vor Eindringlingen ist damit vorbei. (mz)