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Ex-HFC-Spieler in der Verbandsliga  Blau-Weiß Dölau: Wie Thomas Klein Trainer in der Verbandsliga wurde

Von Christoph Karpe 02.08.2019, 16:29
Thomas Klein beim Training von Blau-Weiß Dölau.
Thomas Klein beim Training von Blau-Weiß Dölau. Holger John / VIADATA Photo

Halle (Saale) - Irgendwann im letzten Winter hatte Thomas Klein Lust, sich mal wieder ein Fußball-Spiel anzuschauen. Also schlenderte er eines freitagabends zu einem Verbandsliga-Kick in Ammendorf. Plötzlich stand sein alter Kumpel Erik Schulz, Manager von Blau-Weiß Dölau, neben ihm. Bei ein wenig Small Talk zwischen den einstigen HFC-Spielern mit gemeinsamen Oberliga-Zeiten Ende der 1980er Jahre entwickelte Schulz eine Idee.

„Kannst du dir vorstellen, ab der kommenden Saison unsere Dölauer zu trainieren?“, fragte Schulz, der wusste, dass Frank Schnerr den Trainerjob aufgeben wollte. Also hörte er sich um - und fand Ex-Profi Thomas Klein geeignet, der ja einst vor 20 Jahren auch mal die zweite Mannschaft des Halleschen FC trainiert hatte.

Thomas Klein ist bei Blau-Weiß Dölau nicht sehr optimistisch

Aus der Idee wurde eine Zusammenarbeit geschmiedet - am Samstag erlebt Thomas Klein sein erstes Spiel als Cheftrainer der Blau-Weißen. Und Klein, 48, sagt: „Ob es richtig war, zuzusagen, weiß ich noch nicht. Dass es eine so schwere Aufgabe wird, das habe ich vorher nicht gewusst.“ Da klingt nicht nach Optimismus.

Wo soll der auch herkommen? Dölaus Saisonvorbereitung verlief reichlich besorgniserregend. Viele Spieler fehlten im Training oder bei Testspielen. Selbst gegen unterklassige Teams wir Farnstädt, der letzte Gegner, gab es nicht nur Schlappen (gegen Farnstädt ein glückliches 1:4), sondern auch wenig Gegenwehr. Kein gutes Zeichen.

Lasche Einstellung brachte und bringt Klein auf die Palme. „Beim Training am Dienstag habe ich deshalb bei den Spielern noch einmal an Ehre und Verantwortung appelliert“, erzählt Thomas Klein. Danach hätten sie sich dann doch mal angestrengt. „Ich erwarte einfach mehr.“ Das gilt für die komplette Saison. „Wenn wir uns nicht hundertprozentig reinhauen, dann steigen wir ab.“

Thomas Klein appelliert bei Dölau an die Ehre

Vor dem Saisonstart der Fußball-Verbandsliga am Wochenende befragte das Internetportal Fupa die Trainer aller diesmal 17 Teams (Absteiger Kelbra hat sich erfolgreich zum Klassenerhalt geklagt) über ihre Aufstiegsfavoriten. Das Ergebnis: Landesmeister Romonta Amsdorf ist wieder der heißeste Kandidat auf den ersten Platz am Saisonende. Immerhin 15 Trainer nennen den Verein und das Team von Ex-VfL-Halle-96-Trainer Farih Kadic als ersten Titelkandidaten. Dahinter folgt der BSV Ammendorf mit acht Nennungen, Oberliga-Absteiger Zorbau kommt auf sechs. Ammendorfs Coach Christian Kamalla sagt: „Wir wollen wieder ein Wörtchen mitreden, wenn es um die Vergabe der ersten drei Plätze geht.“

Ob selbst ein Mehr an Elan zum Auftakt reicht, erscheint fraglich. Es geht schließlich gegen Oberliga-Absteiger Zorbau. Eine gigantische Aufgabe. „Vielleicht sind sie noch nicht so recht eingespielt“, lautet die Hoffnung des Neu-Trainers. Sie ist zwar klein, aber vielleicht gelingt ja die Überraschung. Zugleich weiß Thomas Klein: „Wenn ich vier Spiele in Folge verliere, dann bin ich wohl den Job wieder los.“

Dass er überhaupt wieder in Halle im Fußball gelandet ist, das an sich ist schon eine Überraschung. Nachdem seine Entsorgungsfirma einst ihre Eigenständigkeit verloren hatte, ging Thomas Klein auf Jobsuche. In der Region vergeblich. Also zog es ihn nach Österreich. „Dort habe ich dann 13 Jahre als Lkw-Fahrer Geld verdient“, erzählt er.

Und er trauert ein wenig seiner Profizeit nach. Nach einem Abendspiel der DDR-Oberliga im Dezember 1990 in Erfurt, also kurz nach dem Mauerfall, war der HFC-Kicker „mit meinem Bruder in den Westen abgequalmt“. Klein landete beim 1. FC Köln, trainierte dort mit der Zweiten. Der HFC wollte eine Ablöse. Köln bot 20.000 D-Mark. Zu wenig. Der HFC erteilte keine Freigabe, also ging Klein zurück und unterschrieb bei den Rot-Weißen einen neuen Vertrag.

Thomas Klein: Wie sein Wechsel vom HFC zum 1. FC Köln scheiterte

Doch nachdem der damalige Trainer Karl Trautmann von Teilen der Mannschaft vor der finalen Oberliga-Saison weggemobbt worden war, hatte Klein bei Nachfolger Bernd Donau schlechte Karten. „In der zweiten Bundesliga hatte ich dann nur zwei Einsätze.“ Hinzu kamen Leistenprobleme. Nach drei Operationen und mit 28 Jahren war es vorbei mit der höherklassigen Kickerei.

Der damalige HFC-Manager Eckbert Brauer holte ihn 1998 als Co-Trainer zum Klub. Klein machte eine B-Lizenz, „die aber abgelaufen ist. Doch mein Co-Trainer David Brendel hat eine gültige“, erzählt Thomas Klein. „Aber ob ich nun eine Lizenz habe oder nicht: Ich weiß, wie Fußball geht“, sagt er. Nun müssen die Spieler seine Vorstellungen noch umsetzen.

(mz)