Bewerbung um Aufnahme in Unesco-Welterbeliste Bewerbung um Aufnahme in Unesco-Welterbeliste: Franckesche Stiftungen ziehen Antrag zurück
Halle (Saale) - Die Franckeschen Stiftungen in Halle ziehen ihren Antrag zur Aufnahme auf die Unesco-Welterbeliste zurück. Das erklärte am Donnerstag der Kuratoriums-Vorsitzende der Stiftungen, Helmut Obst. Mit dem Rückruf kehrt die Einrichtung in den so genannten „Tentativ-Status“ des Welterbe-Komitees der Unesco zurück: also auf die Vorschlagsliste für mögliche Kandidaten, auf der sich die 1698 von August Hermann Francke gegründete Schulstadt seit 1998 befand.
Nach 14 Jahren auf der Warteliste steht fest: Für die als Armen- und Waisenhaus gegründete Schulstadt August Hermann Franckes wird der Weltkulturerbe-Titel beantragt. Mehr dazu hier.
Stiftungsdirektor Thomas Müller-Bahlke stellt Details der Bewerbung vor. Den Artikel dazu lesen Sie hier.
Auf dem Weg zum Welterbetitel haben die Franckeschen Stiftungen den nächsten Meilenstein erreicht: der Antrag auf Aufnahme in das Unesco-Welterbe hat bei der Kommission in Paris die wichtige formelle Prüfung bestanden. Den ganzen Artikel lesen Sie hier.
Der Welterbeantrag der Franckeschen Stiftungen aus Halle ist dem Unesco-Komitee in Paris übergeben worden. Hier lesen Sie den ganzen Artikel.
Mit einer konzertierten Aktion treten Halles Sammlungen jetzt gemeinsam mit den Stiftungen auf, um den Unesco-Titel in die Stadt zu holen. Mehr dazu hier.
Die Bewerbung der Franckeschen Stiftungen als Weltkulturerbe der Menschheit droht zu scheitern. Laut Stiftungsdirektor Thomas Müller-Bahlke befürwortet der Internationale Rat für Denkmalpflege (Icomos), der die Unesco-Kommission berät, den Antrag aus Halle nicht. Dies sei mündlich in Paris mitgeteilt worden. Hier geht es zum Artikel.
Der Vorschlag, den Antrag zurückzuziehen, stammt vom Stiftungsdirektor Thomas Müller-Bahlke. Es sei ihm darum gegangen, „Schaden von den Stiftungen abzuwenden“, sagte er. Der Schaden hätte darin bestanden, mit einer wahrscheinlichen Ablehnung des Antrages auf der Unesco-Sitzung im Juli Chancen für eine spätere, neu formulierte Bewerbung zu verbauen. Die soll es geben. Wann ist jedoch unklar.
Mit dem Rückzug reagieren die Stiftungen auf die vernichtende Kritik, die der internationale Denkmalrat Icomos Ende 2015 an der Bewerbung übte. Entgegen dem Urteil der Stiftungen wurde der halleschen Schulstadt „kein außergewöhnlicher universeller Wert“ zuerkannt. Ohne Unterstützung von Icomos gilt eine Bewerbung als aussichtslos. Die Kritik von Icomos hält Müller-Bahlke nach wie vor für nicht nachvollziehbar.
Eine andere Strategie muss entwickelt werden
Der Entschluss zum Rückzug wurde erst am Donnerstagmittag auf einer außerordentlichen Sitzung des Kuratoriums der Stiftungen nach „enger Abstimmung“ mit dem Auswärtigen Amt getroffen. Das Kuratorium sei der Meinung, dass die Stiftungen den Welterbetitel verdienen würden, sagte Helmut Obst. Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD), der ein Scheitern der Bewerbung von Beginn des Verfahrens an ausgeschlossen hatte, bemühte sich um Schadensbegrenzung. „Der Antrag soll zwar zurückgezogen werden, aber der Bedeutung der Stiftungen - national und international - tut das keinen Abbruch“, sagte er. „Wir halten daran fest und sind weiterhin überzeugt, dass der Antrag qualitativ gut begründet und inhaltlich untersetzt war und ist. Um die Chance auf den Welterbetitel überhaupt aufrecht zu erhalten, wird man nun eine andere Strategie entwickeln müssen.“ Unabhängig davon gelte es für ihn, die Franckeschen Stiftungen „auch auf andere Weise voranzubringen und möglicherweise mit noch mehr internationalen und nationalen Partnern zu zeigen, warum die Stiftungen von außergewöhnlicher universeller Bedeutung sind.“
Auf Unverständnis stößt der Rückzug bei Bernd Wiegand (parteilos), dem Oberbürgermeister von Halle. „Ich bedauere, dass Land und Stiftungen nicht mehr vom Erfolg der Bewerbung überzeugt sind“, sagte er der MZ. „Der Antrag wird ausschließlich auf der Grundlage von mündlichen Hinweisen eines vorbereitenden Gremiums zurückgezogen, eine schriftliche Begründung liegt nicht vor. Ich hätte gern die Bewerbung mit weiteren Argumenten und internationaler Unterstützung bis zu einer offiziellen Entscheidung im Juli 2016 untersetzt, dabei weiter auch die Kraft und Kreativität der Stadtgesellschaft genutzt. Dies hat in anderen Fällen bewirkt, dass die Unesco-Kommission dem Votum des Beratungsgremiums nicht gefolgt ist.“ (mz)