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Bestattungen im eigenen Garten Bestattungen im eigenen Garten: Superintendent befürchtet Probleme in Familien

Von Kathleen Bendick 15.05.2014, 07:14
Im eigenen Garten oder auf dem Friedhof? - Die Meinungen zur Beisetzung sind geteilt.
Im eigenen Garten oder auf dem Friedhof? - Die Meinungen zur Beisetzung sind geteilt. Symbol/DPA Lizenz

Halle (Saale)/MZ - Es ist der schwerste Abschied, den man im Leben nehmen muss: der bei dem Tod eines geliebten Menschen. Die Frage nach der letzten Ruhestätte wird auch zu Lebzeiten häufig in Familien diskutiert. Nun wollen die Oppositionsparteien das Bestattungsgesetz in Sachsen-Anhalt ändern. Nach den Vorschlägen von Linken und Grünen soll es möglich sein, die Asche von Verstorbenen im eigenen Garten beizusetzen. In Halle begrüßen Bestatter, dass die Beisetzungsgesetze überhaupt in Frage gestellt werden. Zu den vorgebrachten Lösungsvorschlägen gibt es jedoch geteilte Meinungen.

Hagen Reda hält nichts von diesen Vorstößen. 22 Jahre arbeitet er schon als Bestatter. Seiner Meinung nach ist eine Diskussion aber über eine Veränderung der Bestattungskultur längst überfällig. „Allerdings sollte man eher fragen, wie Friedhöfe wieder attraktiver werden“, sagt Reda. Er hat auf der ganzen Welt Ruhestätten und Grabanlagen besichtigt und weiß, dass es viele Möglichkeiten gibt, eine Grabstelle zu gestalten. „Wenn ein Erinnerungsstein sein muss und der auch noch in einem bestimmten Winkel stehen soll, kann ich verstehen, dass das keiner mehr will“, sagt Reda. Auch gebe es Ruhestätten, die zwar günstig, aber als Erinnerungsort abschreckend sind. „Wer will schon hinter einer alten Hecke liegen“, sagt Reda. Die Urne im eigenen Garten hält er allerdings für keine Lösung. Friedhöfe seien für ihn immer noch Orte der Ruhe und Erinnerung. Und die sollten ihm zufolge besser umgestaltet und verschönert, statt verdrängt werden.

Das sieht Mario Diehl vom Bestattungshaus Christophorus anders. „Ich finde es gut, wenn die Entscheidung den Angehörigen überlassen wird“, so Diehl. Ohnehin sei die Nachfrage nach solchen privaten Bestattungen nicht so hoch. „In meinen sechs Jahren der Selbstständigkeit hat es bei 400 Beisetzungen etwa drei Anfragen zu derartigen Möglichkeiten gegeben“, sagt Diehl. Er fürchtet auch keine finanziellen Einbußen. „Für uns Bestatter ändert sich nicht so viel. Vielleicht fehlen dann pro Beisetzung etwa tausend Euro für die Urnenträger oder die Aushebung des Grabes.“ Das könnten Bestatter dann aber wieder durch neue Angebote ausgleichen. Schon jetzt gebe es auch Möglichkeiten, so Diehl, Teile der Asche zu einer Erinnerungsskulptur verarbeiten zu lassen. „Die kann auch mit nach Hause genommen werden.“

Dieses Mitnehmen ist aber gerade das, was Superintendent Hans-Jürgen Kant vom evangelischen Kirchenkreis Halle-Saalkreis als Gefahr sieht. „Schon jetzt gibt es immer wieder Streitigkeiten um das Erbe. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie es aussieht, wenn Angehörige auch noch um die Überreste des Verstorbenen streiten“, sagt Kant. Er plädiert für den Erhalt von Friedhöfen. „Hier werden Erinnerungen bewahrt. Die Grabstätten sind für alle zugänglich“, so der Pfarrer. Und nicht nur für Angehörige - auch für Freunde und Bekannte. „Außerdem darf es nicht so kommen, dass nur noch an Prinzen und Politiker gedacht wird, weil nur sie sich noch einen Gedenkstein leisten können.“