Bergwerk Teutschenthal Bergwerk Teutschenthal: Experten ratlos über Brand in Gruben-Kammer
Teutschenthal/MZ. - Wolf-Rüdiger Beck war nicht zufrieden, als er das Firmengelände der Grube Teutschenthal verließ. "Wir hören von den Zuständigen immer nur, es werde alles genau geprüft, es könne nichts passieren", so der Sprecher der Bürgerinitiative Sicheres Bergwerk. "Doch wieso brennt es dann unter Tage?" Beck hatte gehofft, am Freitag auf einer Pressekonferenz Antwort zu bekommen. Es blieben aber viele Fragen offen.
Sowohl die Behörden als auch die Firma GTS als Grubenbetreiberin tappen augenscheinlich weiter im Dunkeln. Vor allem ist nicht geklärt, welcher Stoff sich in 700 Metern Tiefe entzündet hat. Seit Donnerstag voriger Woche schwelen in einem Hohlraum , der verfüllt werden soll, Glutnester. Die Hitze ist so groß, dass die Kammer 216 nicht mehr betreten werden kann, auch droht Gestein vom First der Kammer herabzustürzen. GTS-Geschäftsführer Peter Knoll sprach von Quadratmeter großen Brocken. Die Idee, das Feuer zuzuschütten, sei deshalb verworfen worden. Nun will man versuchen, den Sauerstoff zu entziehen, indem die Kammerzugänge mit meterdickem Beton verfüllt werden. Der Beton werde widerstehen können, falls das dann eingeschlossene Gasgemisch explodiert. Knoll weiter: "Voraussichtlich in 14 Tagen ist die Arbeit erledigt." - Wenn nichts dazwischen kommt, wie er einräumt.
Zunächst wird jener Zugang verriegelt, der weiter entfernt ist von der Brandstelle. Anschließend folgt der Eingang, der sich nah am Glutherd befindet (siehe Grafik). Knoll glaubt, dass es die Temperaturen zulassen, dort zu arbeiten. Allerdings ist auch die Rauchbelastung stark. Nach wie vor werden Gase aus der Grube an die Oberfläche geleitet. Sie enthalten laut Knoll vor allem Kohlenmonoxid.
Über die anderen Bestandteile wurde auf der Pressekonferenz nichts weiter mitgeteilt. Der Präsident des Landesamtes für Geologie und Bergbau, Armin Forker meinte, am Freitag Vormittag seien zwar die ersten Messprotokolle eingetroffen, doch die Auswertung sei noch nicht erfolgt. Nicht überprüft worden ist bisher, ob Strahlung freigesetzt wird. Da derartige Stoffe nicht in die Grube eingelagert werden dürften, habe bisher kein Grund bestanden, dem nachzugehen, hieß es. "Aber wir nehmen die Anregung auf", so Knoll. Ebenso wie er versicherte auch GTS-Geschäftsführer Kurt Schmitz, dass keine Gefahren vom Betriebsgrundstück für die Umgebung und die Bevölkerung ausgingen. "Es gibt keine Belastungen irgendwelcher Art", sagte Schmitz und berief sich dabei auf aktuelle Untersuchungsergebnisse mehrerer unabhängiger Institute.
Christian Sladek, Referatsleiter Bergaufsicht im Wirtschaftsministerium, teilte mit, dass vom Bergbau-Landesamt Strafanzeige wegen Umweltgefährdung gestellt worden sei. Polizei und Staatsanwaltschaft ermittelten bereits, am Vormittag seien die ersten Personen bei der GTS befragt worden. Wirtschaftsminister Horst Rehberger (FDP) lasse sich ständig über die Situation in der Grube unterrichten. "Das Ministerium hat ein hohes Interesse daran, die Vorgänge aufzuklären", so Sladek.
Forker attestierte, dass die GTS die Genehmigung besitze, die aus Südbaden stammende Pyrolyse - ein Gemisch aus Kunststoffabfällen und Aluminium - als Füllmaterial unter Tage zu verwenden. Zwei renommierte Institute hätten dazu Gutachten angefertigt. Wieso sich der Stoff entzündet hat, sei nicht aufgeklärt. Generell dürften keine Materialien eingelagert werden, die brennbar oder explosiv sind.
Die Bergbehörde sei sofort nach Ausbruch des Brandes am vorigen Donnerstag vor Ort gewesen, um die Brandbekämpfung einzuleiten, erklärte Forker weiter. Jedoch sei am Montag klar geworden, dass sich dies schwierig gestalte. "Wir mussten weitere Experten zu Rate ziehen." Diese überhaupt zu finden, habe sich schwierig gestaltet.