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Bekannt für abstrakte Graffiti Bekannt für abstrakte Graffiti: "Bond Truluv" verschönert Wohnhaus auf der Silberhöhe

Von Sandra Simonsen 26.07.2018, 14:00
Hebebühne und Schutzmaske gehören zur Arbeit von „Bond Truluv“.
Hebebühne und Schutzmaske gehören zur Arbeit von „Bond Truluv“. Johannes Stein

Halle (Saale) - Seinen echten Namen möchte „Bond Truluv“ nicht verraten - den Vornamen Jonas lässt er sich aber entlocken. Seit Montag gestaltet er - initiiert von der Freiraumgalerie - die Fassade des fünfgeschossigen Wohnhauses in der Freyburger Straße 4 auf der Silberhöhe mit einem riesigen abstrakten Graffiti. Am Mittwoch sind zumindest die oberen Teile des Kunstwerks bereits fertig - bis Freitag soll die Wand in neuem Glanz erscheinen.

Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn als Vorlage für sein Kunstwerk diente dem 34-jährigen Künstler silbernes Glanzpapier. „Ob man das später noch erkennen kann, wage ich allerdings zu bezweifeln“, sagt er und lacht. Bisher sind braune und graue abstrakte Formen auf der etwa 15 Meter hohen Wand entstanden. Für das Kunstwerk hat der Graffiti-Künstler gemeinsam mit den Aktiven der Freiraumgalerie extra eine Hebebühne gemietet, die er selbst steuern kann. „Die Alternative wäre ein Gerüst gewesen, mit der Hebebühne kann ich das Bild aber auch noch besser anschauen“, sagt er.

„Bond Truluv“: „Oben wackelt es doch sehr und es ist schon recht hoch“

Dabei hat er mit dem für ihn unliebsamsten Teil angefangen. „Oben wackelt es doch sehr und es ist schon recht hoch“, erklärt „Bond“, deshalb arbeite er sich Schritt für Schritt von oben nach unten voran. Nach fünf Tagen soll das Kunstwerk dann schließlich auch schon fertig sein. Vor allem die Hitze macht ihm aber doch zu schaffen - nur früh morgens ist ein wenig Schatten an der großen Wand. „Ich trinke bestimmt fünf Liter Wasser am Tag“, schätzt er.

Seine Liebe zum Graffiti begann bereits vor 18 Jahren. „Wie das in der Jugend nun einmal so ist...“, startet er einen Erklärungsversuch. Dann sei er aber dran geblieben, habe Ehrgeiz entwickelt und sich selbst immer mehr beigebracht. Mittlerweile arbeitet Jonas als Künstler in vielen Bereichen: Neben Graffiti ist er in der Malerei, Bildhauerei und Medienkunst aktiv - obwohl er eigentlich Pädagogik und Ethnologie studiert hat.

Neue Projekte spielen mit der erweiterten Realität

Seine neuesten Projekte spielen mit der Projektion und der sogenannten „Augmented Reality“, der erweiterten Realität. In Halle hat er bereits an der Landsberger Straße mit der Freiraumgalerie zusammen gearbeitet, ansonsten sieht man seine Kunst eher in Leipzig. Mittlerweile sind seine Werke aber auch überall in Europa, Afrika und Asien zu finden - aber eine so tolle Arbeit wie die der Freiraumgalerie habe er selten erlebt, betont er. „Sie arbeiten sehr gesellschaftlich zugewandt und mit ganz viel Eigeninitiative“, so Bond, er sei sehr dankbar für die gute Zusammenarbeit.

„Bond“, der sich vor etwa fünf Jahren den zusätzlichen Künstlernamen „Truluv“ zugelegt hat, ärgert sich mittlerweile aber über seine Namenswahl. „Jeder verbindet damit natürlich erst einmal James Bond“, erklärt er, dabei sei es damals einfach eine Aneinanderreihung von Buchstaben gewesen, die im Graffiti schön aussehen sollten.

Bild an der Freyburger Straße soll zehn bis 15 Jahre halten

„An die Bedeutung des Wortes denkt man dabei gar nicht“, erklärt der Künstler. Er habe sich dann „Truluv“ dazu ausgewählt, eine jugendsprachliche Abwandlung vom englischen „True Love“ (dt. wahre Liebe). „Das ist etwas, wonach sich jeder sehnt und nur die wenigsten finden es“, erläutert Bond. Mit der Namenserweiterung habe er auch seine Kunst inhaltlich verändert.

Das Bild an der Freyburger Straße wird vermutlich zehn bis 15 Jahre halten, schätzt er. „Aber irgendwann verblasst natürlich jedes Bild einmal.“ (mz)