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Behindertenwerkstatt Halle Behindertenwerkstatt Halle: Öko-Projekt mit der Vitaminbombe

Von SILVIA ZÖLLER 28.05.2013, 21:30
Heinz Plage und Peggy Wendt haben zusammen mit Behinderten 5.000 Aronia-Sträucher gepflanzt.
Heinz Plage und Peggy Wendt haben zusammen mit Behinderten 5.000 Aronia-Sträucher gepflanzt. Günter Bauer Lizenz

HALLE/MZ - Sie sind klein, schwarz und nicht nur wegen des hohen Vitamingehaltes gefragt. Aronia-Beeren enthalten auch antioxidativeStoffe, die krebsvorbeugende Wirkung haben sollen. Bald sollen die Vitaminbomben massenhaft in Dölau gepflückt werden: Für ein neues Projekt der Halleschen Behindertenwerkstätten sind 5?000 Aronia-Sträucher auf dem gepachteten Gelände der ehemaligen Baumschule Brecht gepflanzt worden.

„Aronia ist ein Riesenmarkt“, sagt Norbert Wendt, Geschäftsführer der Halleschen Behindertenwerkstätten. Die Beeren sollen zur Weiterverarbeitung an einen Produzenten verkauft werden, der dann Saft, Marmelade und Kosmetikartikel aus ihnen herstellt. Da es in Deutschland noch nicht so viele Flächen für Aronia gebe, glaubt Wendt an einen sicheren Erfolg: „Eine Aronia-Plantage bei Dresden hat wegen der großen Nachfrage gerade von 15 auf 40 Hektar erweitert“, so der Geschäftsführer. In Halle wird dagegen erst mal klein angefangen: Hier sind nur 1,4 Hektar mit der sibirischen Vitaminbombe bepflanzt worden.

36 Behinderte haben hier einen Arbeitsplatz an der frischen Luft. Und das nicht nur zum Pflanzen und zur Pflege der Sträucher, die schon ab dem kommenden Jahr tragen sollen. Vielmehr soll hier auch das Pilz-Projekt ausgeweitet werden, das Heinz Plage vor einigen Jahren in den Behindertenwerkstätten eingeführt hat: Dabei werden Baumstämme mit verschiedenen Pilzkulturen geimpft. Eine Tonne Shitake, Austernseitlinge und andere Edelpilze ernten und verkaufen die Mitarbeiter der Werkstätten jährlich. Damit waren die Halleschen Behindertenwerkstätten die ersten bundesweit mit einem solchen Projekt. Mittlerweile haben es nicht nur andere Behindertenwerkstätten in Deutschland übernommen, sondern es gibt auch Anfragen aus Frankreich, Belgien und Israel.

Sogar für das Totholz aus der Pilzzucht gibt es mittlerweile einen Abnehmer - der vermeintliche Abfall ist bei Käferzüchtern heiß begehrt. „Und um den behinderten Mitarbeitern rund ums Jahr eine Beschäftigung in dem Projekt anzubieten, haben wir auch eine Kaminholzproduktion integriert“, sagt Norbert Wendt.

Allerdings kämpft der Geschäftsführer wegen diesen Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen mit einem Handicap noch mit den Behörden. Zwar sind hier keine neuen Arbeitsplätze entstanden, sondern Mitarbeiter aus der Pilzproduktion und anderen Bereichen beschäftigt. „Wir haben bislang vergeblich versucht, diese Arbeitsplätze anzumelden“, so Wendt. Denn die unterschiedlichen Behörden seien nicht einer Meinung, ob die Behindertenwerkstätten unter oder über ihren Kapazitäten beschäftigen. „Deshalb machen wir das jetzt auf eigenen Kappe“, erklärt Wendt.