Nebenberuflich an den Tasten Beesen setzt auf barocke Orgelstunden
Der 30-jährige Christopher Wisniewski bringt nebenberuflich Musik in die Kirche. Nun wird wieder zu Orgelstunden eingeladen.
Halle (Saale) - Altar, Taufe und Orgelgehäuse - das barocke Ensemble in der Beesener Elisabethkirche beeindruckt Christopher Wisniewski immer wieder aufs Neue. Nur eines fällt aus dem Rahmen: Trotz ihrer Anmutung klingt die Orgel in dem Gotteshaus seit einem Umbau in den Achtzigern nicht barock, sondern romantisch. Manche Werke lassen sich deshalb nicht gut spielen, der Klang stimmt einfach nicht, wie der nebenberufliche Organist berichtet. „Man kann schon Bach spielen, aber nicht überzeugend.“ Genau das soll sich bald wieder ändern. Bis das vom Zörbiger Orgelbaumeister Rühlmann 1927 gebaute Instrument genau 100 Jahre alt wird, soll es wieder originalgetreu klingen.
Ein großes Projekt haben sich die Beesener da vorgenommen - gerechnet wird mit Kosten von um die 100.000 Euro. Die Kirchgemeinde hat gespart, es sollen Fördermittel beantragt und Sponsoren angesprochen worden. Doch das wird nicht genügen, ist sich Christopher Wisniewski sicher. Aber der 30-Jährige und seine Mitstreiter sind zuversichtlich, dass das Geld zusammenkommen wird. Ihnen macht Mut, dass längst erste Spenden eingegangen sind. Hin und wieder werde Geld im Gemeindebüro abgegeben - mit der Bemerkung, dass die Orgelrestaurierung dem Spender zur Herzensangelegenheit geworden sei.
„Ich weiß nicht, ob ich meine Arbeit ohne diesen Ausgleich so gern machen würde.“
Das könnte mit den Beesener Orgelstunden zu tun haben, die Christopher Wisniewski seit 2017 organisiert. Einmal monatlich wird seither von Mai bis Dezember dazu eingeladen - an diesem Sonnabend findet der diesjährige Auftakt statt. Ab 18 Uhr wird die Musikstudentin Kayol Lam aus Leipzig die Beesener Orgel erklingen lassen. Bachs Präludium und Fuge in D-Dur und eine Orgelsonate von Josef Gabriel Rheinberger stehen auf dem Programm. Länger als 45 Minuten darf das Ganze nicht dauern, und statt der sonst üblichen Konzerte wird es eine Andacht mit geistlichem Impuls und Abendsegen, um den Corona-Regelungen gerecht zu werden. Der Eintritt ist frei. Es gibt aber eine Kollekte, die komplett für die Arbeiten an der Orgel genutzt werden soll.
Christopher Wisniewski rechnet schon damit, dass wie so oft in der Vergangenheit mancher Besucher gar keinen Bedarf für die Arbeiten sehen wird. „Das klingt doch so schön“, höre er oft nach Konzerten oder Gottesdiensten. Das liege aber eher an den Fertigkeiten des Organisten als am Zustand des Instrumentes klärt er auf. Bei den Orgelführungen, die alljährlich zur Nacht der Kirchen im August angeboten werden, können Besucher selbst in Augenschein nehmen, dass einiger Reparaturbedarf besteht. Bei den Umbauten in den Achtzigern sei wohl aus Materialmangel viel improvisiert worden, mutmaßt der Organist.
Er selbst ist in seiner Kindheit an die Orgel gekommen. Der gebürtige Hallenser hatte Klavierstunden, und über den Musikunterricht in der Schule wurde seine Faszination für die Königin der Instrumente geweckt. Es folgte Orgelunterricht, den er als nebenberuflicher Musiker bis heute nimmt - mittlerweile bei Tobias Fraß in der Moritzkirche. Das Orgelspiel sei ein guter Ausgleich zu seiner Arbeit im öffentlichen Dienst, erzählt der Familienvater. „Ich weiß nicht, ob ich meine Arbeit ohne diesen Ausgleich so gern machen würde.“ (mz)