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Bedrohte Baudenkmale Bedrohte Baudenkmale: Diese Gebäude stehen auf Halles Roter Liste

Von Michael Falgowski 18.01.2017, 05:00
Das 1882 gebaute Eckhaus in der Blumenstraße 14 ist ein echter Schandfleck im Herzen des Mühlwegviertels.
Das 1882 gebaute Eckhaus in der Blumenstraße 14 ist ein echter Schandfleck im Herzen des Mühlwegviertels. Silvio Kison

Halle (Saale) - Nach sechs Jahren aktualisiert der Stadtrat die Rote Liste. Der Name klingt nach „Aussterben“ und meint es auch: Auf dieser Liste stehen 26 Baudenkmale, die einerseits kulturgeschichtlich und städtebaulich besonders bedeutend sind, aber andererseits verfallen. Ein Verlust der unsanierten und leerstehenden Denkmale droht. Mit seiner ungewöhnlichen, in Deutschland vielleicht sogar einzigartigen Liste bekennt sich der Stadtrat ausdrücklich dazu, die wenigen zur Verfügung stehenden Fördermittel vorrangig für diese Baudenkmale einzusetzen.

Die Stadt sucht zudem verstärkt den Kontakt zu deren meist privaten Eigentümern. Zudem rücken die gefährdeten Objekte mehr in den Fokus der Öffentlichkeit. Dass diese Liste nun aktualisiert wird, ist ein Erfolg. Denn sechs frühere „Sorgenkinder“ wurden saniert. Und bei fünf weiteren hat die Rettung begonnen. Allerdings besteht an Nachfolgern eben kein Mangel: In Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt sollen neun weitere Objekte auf Halles Rote Liste gesetzt werden. Neu sind so prominente Gebäude wie die Moritzkirche, der Schlachthof in der Freiimfelder Straße, die riesige private Lehmannsche Villa in der Burgstraße oder das beliebte Peißnitzhaus. Andere Neuzugänge hingegen sind als Denkmale weniger bekannt.

Wohnhaus Blumenstraße 14

Das Haus inmitten des praktisch durchsanierten Mühlwegviertels hat vor allem städtebauliche Bedeutung. Es wurde 1882 als Wohnhaus des Stadtbaurats Otto Carl Lohausen gebaut. Der hatte in der Gründerzeit Stadterweiterungen wie etwa das Paulusviertel oder den Bau des Schlachthofs in der Freiimfelder Straße geplant. Der Zustand des Eckhauses im Privatbesitz ist reichlich desolat, die meisten Decken sind bereits eingestürzt.

Steinmühle an der Ziegelwiese

Die Steinmühle ist eine ehemalige Öl- und Getreidemühle und die einzige erhaltene sogenannte Panstermühle Deutschlands. Trotz seiner Bedeutung ist die Mühle eher unbekannt, die Aufnahme in die Rote Liste soll das ändern. An dem wichtigen Denkmal für die Mühlenbaukunst des 18. Jahrhunderts haben bisher nur private Notsicherungen stattgefunden, eine Nutzung und damit Perspektive gibt es aber nicht. Die Sicherung und Sanierung sind dringend erforderlich.

Haus Große Märkerstraße 7

Das Haus wurde in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts gebaut, auffallend ist vor allem ein reiches Sitznischenportal in Renaissanceformen. Im Innern gibt es eine barocke Stuckdecke, sowie einen romanischen Kellerraum. Nach kurzzeitiger Hotelnutzung zu Beginn der 1990er Jahre steht das statisch notgesicherte Haus seit nunmehr fast zwei Jahrzehnten leer. Das Kleinod der frühen halleschen Stadtgeschichte gehört heute zum Vermögen der Bundes-SPD.

Weil die realisierbaren Flächen aufgrund der vorhandenen Grundrisse relativ gering und der Investitionsstau erheblich sind, ist eine Nutzung schwierig, sagt Ingo Moll von der Konzentration Gmbh, die das Immobilien-SPD-Vermögen treuhänderisch verwaltet. Seit Herbst letzten Jahres gebe es aber nun ein Nutzungs- und Raumkonzept, ebenso einen interessierten Nutzer. Bis Mitte dieses Jahre soll dieser Nutzer entscheiden, ob sein Konzept mit Denkmalbehörden und Stadt realisiert wird.

„Trothaer Kaffeegarten“ in der Pfarrstraße

Das auch als „Trothaer Kaffeegarten“ in der Pfarrstraße bekannte alte Herrenhaus, das 1685 auf den Grundmauern eines Trothaer Adelssitzes errichtete Herrenhaus war seit dem frühen 19. Jahrhundert Gastwirtschaft und Ausflugsziel. Nach einer wechselvollen Nutzung – zuletzt als Schule, Jugendwohnheim und auch als städtischer Bauhof – steht das Gebäude seit vielen Jahren leer. Und verfällt. Ein Nutzungskonzept fehlt.

Altes Polizeipräsidium am Hallmarkt

Das 1909 als Polizeipräsidium eröffnete Gebäude direkt am Hallmarkt steht jetzt vor allem aufgrund seiner exponierten Lage in der Innenstadt auf der Roten Liste. Durch Leerstand und den schwierigen Untergrund an der Gerbersaale - das Haus senkt sich teilweise - befindet sich das Gebäude in einem kritischen Zustand. In den letzten Jahren hatte es mehrfach den Eigentümer gewechselt. Die Einrichtung eines Hotels und einer Wohnanlage für Senioren wurden geprüft.

Aus der Roten Liste entlassen kann der Stadtrat jetzt folgende Objekte: das Intecta-Möbelhaus in der Großen Ulrichstraße, Halles wohl ältestes Wohnhaus Mittelstraße 17 bis 18, das Solbad Wittekind, das Haus Talamtstraße 9 am Markt, die Renaissancehäuser Große Klausstraße 3 und Graseweg 1. Die „Entlassenen“ reihen sich ein in die rund 5.000 denkmalgeschützten Gebäude, die in Halle seit der Wende saniert wurden.

Nicht mehr zu retten ist jedoch das Haus Jägergasse 1, es wurde abgerissen. (mz)

Die Steinmühle ist Technik-Denkmal.
Die Steinmühle ist Technik-Denkmal.
Silvio Kison
Das Renaissancehaus Große Märker Straße 7 gehört zum Vermögen der SPD.
Das Renaissancehaus Große Märker Straße 7 gehört zum Vermögen der SPD.
Silvio Kison
Was wird aus dem „Kaffeegarten“?
Was wird aus dem „Kaffeegarten“?
Silvio Kison
Das frühere Polizeipräsidium am Hallmarkt ist zum Problem geworden.
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Silvio Kison