Bauverein Halle-Leuna Bauverein Halle-Leuna: Der Mann für die Mieter

Halle (Saale) - Roland Strauß, so muss man sagen, ist ein fester Bestandteil des Johannesviertels. Der 72-Jährige wohnt seit 1976 in einer der Genossenschaftswohnungen im Schatten der Johanneskirche und wollte nie hier wegziehen. „Die Lage ist günstig, die kurzen Wege in die Altstadt und zum Bahnhof, die gute Straßenbahnanbindung“, schwärmt der pensionierte Lehrer und Ausbilder. Seit zehn Jahren hat er eine weitere Funktion: Er ist gewählter Mietervertreter des Bauvereins Halle-Leuna.
Das bedeutet, dass er dafür da ist, wenn mal etwas nicht so rund laufen sollte. Das seien jedoch meist nur Kleinigkeiten: „Zum Beispiel werde ich gefragt, wer in der Genossenschaft der Ansprechpartner für ein bestimmtes Problem ist“, sagt Strauß. Oder aber jemand hat eine Frage zu einer Nebenkostenabrechnung. Wichtigster Punkt sei aber als Mietervertreter an den Mitgliederversammlungen der Genossenschaft teilzunehmen, die dreimal im Jahr mit den insgesamt 61 Mitgliedervertretern stattfinden.
Wirtschaftsplan, Bauvorhaben und andere wichtige Dinge
Dabei werden der Wirtschaftsplan, Bauvorhaben und andere wichtige Dinge vom Vorstand vorgestellt - zum Beispiel geplante Mieterhöhungen. „Aber ein Widerspruch ist möglich“, erklärt Strauß das Prozedere. „Nachgefragt habe ich da schon öfter, aber Widerspruch ist nicht nötig“, meint er und lobt die Arbeit der beiden Vorstände Guido Schwarzendahl und Michael Schunke.
Anregungen, die habe er dagegen schon mal gegeben. So etwa die, dass es schön wäre, wenn der Treff am Lutherplatz neben Angeboten für die Mieter und die Bewohner des Viertels noch ein weiteres Angebot ab und an bereithalten könnte: Sprechstunden des Vorstandes. Die gibt es mittlerweile. Und genau das ist es, warum Roland Strauß gerne als Mietervertreter aktiv ist: „Zu DDR-Zeiten spielten Mietervertreter keine Rolle. Heute ist es schön, dass man so positive Veränderungen erreichen kann.“
Als Beschwerdebriefkasten für die Mieter versteht er sich nicht
Als Beschwerdebriefkasten für die Mieter versteht er sich nicht, vielmehr sieht er die Aufgabe darin, das Mitspracherecht der Mieter wahrzunehmen und Vermittler zwischen Mietern und Genossenschaft zu sein.
Denn schließlich ist das Johannesviertel „sein“ Kiez. Als Roland Strauß 1976 aus Dessau nach Halle zog, war er in einer komfortablen Lage: Der jungen Familie wurden mehrere Wohnungen angeboten, weil seine Frau Absolventin einer Fachschule und somit frischgebackene Erzieherin war. Die Wohnung an der Johanneskirche wollte niemand haben, weil das Dach undicht war. „Aber für uns war es ein Glücksfall“, sagt Strauß. Jahrelang lebte das Paar mit seinem Sohn damit, Wannen und Schüsseln auf dem Dachboden auszuleeren - und viel Eigeninitiative war nötig, um aus der 59-Quadratmeter-Wohnung ein kleines Schmuckstück zu machen.
Bunte Mischung der Bewohner des Viertel
Früher, da habe man sich auf der Straße zum Autoputzen getroffen und sich gegenseitig Hilfe angeboten. Auch heute gebe es noch diese Kontakte auf der Straße: „Es ist wie ein Dorf hier.“ Zumal eben auch die Schule, der Supermarkt, die Feuerwehr um die Ecke zu finden sind.
Strauß schätzt auch die bunte Mischung der Bewohner des Viertels, wo langjährige ältere Mieter wohnen, aber auch Berufstätige und Studenten. Die schätzt er besonders: „Das sind angenehme Mieter, sie stellen sich immer im ganzen Haus vor.“ Weil Roland Strauß ohnehin die Kontakte zu den Mietern hat, mache im die Aufgabe als Mietervertreter nicht allzu viel Arbeit. „Der Aufwand ist überschaubar“, sagt er. (mz)