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Bauruine in Halle Bauruine in Halle: Bald Wohnen in der Freyberg Brauerei?

Von Julia Rau 24.07.2017, 06:41
Idylisch gelegen an der Saale: Die Freyberg-Brauerei hat allerdings schon bessere Tage gesehen.
Idylisch gelegen an der Saale: Die Freyberg-Brauerei hat allerdings schon bessere Tage gesehen. Lutz Winkler

Halle (Saale) - Die alte Freyberg-Brauerei ist „verkauft“. So steht es zumindest auf der Webseite der Inhaberfirma AGH Trade GmbH. Tatsächlich ist die Ruine, die seit Jahrzehnten leer steht, aber nicht in neuen Händen. „Wir haben das nur hinter das Angebot geschrieben, damit niemand mehr nach dem Objekt fragt“, erklärt AGH-Chef Khaled Khalifa.

Die Suche nach einem Käufer hat er selbst beendet, weil er sich entschieden hat, das Objekt zunächst selbst zu behalten und mit der Immobilienfirma MCM aus Magdeburg zu entwickeln. „Wir wollen dort Wohnungen entstehen lasen“, so Khalifa. Dafür werde das Industriedenkmal mit über 7.500 Quadratmetern Wohnfläche in den kommenden Monaten geplant und saniert.

Konzept, wie die Brauerei künftig aussehen soll

„Wir wollen das sehr bald umsetzen, in maximal einem halben Jahr“, sagt der Inhaber. Ein Konzept, wie die Brauerei künftig aussehen soll, liege bereits vor. Entsprechende Entwürfe sind ebenfalls auf der Webseite des Unternehmens abgebildet. Wenn der Komplex saniert und ausgebaut ist, könne er an dem Mann gebracht werden.

Die Immobilienfirma setzt damit genau an der Stelle wieder an, an der ein anderer, hallescher Immobilienentwickler aufhörte: Richard Hergeth hatte zwei Jahre lang ein Konzept entwickelt, jeden Winkel des steinernen Riesen vermessen und sich ein Vorkaufsrecht zusichern lassen. Hergeth hatte geplant, 80 bis 100 Wohnungen dort entstehen zu lassen und eine Hochgarage zu bauen.

Optionskaufvertrag für Freyberg-Brauerei in Halle 2016 auslaufen lassen

Seinen Optionskaufvertrag hat er allerdings 2016 auslaufen lassen, obwohl zu dem Zeitpunkt schon viel Arbeit und Geld von geplanten 20 bis 30 Millionen Euro Gesamtinvestitionssumme in der Brauerei steckte. Hergeth sagte damals gegenüber der MZ: „Obwohl uns der Denkmalschutz am Ende doch noch entgegengekommen ist, konzentrieren wir uns nun auf ein weniger schwieriges Objekt“.

Schwierig wurde die Brauerei im Juni 2015. Nachdem schon alles vermessen war, brach ein riesiges Feuer im oberen Stockwerk des Brauereitraktes aus. Meterhohe Flammen fraßen große Teile des Daches auf. Es stürzte an dem Abend kurz nach Eintreffen der Feuerwehr ein, ebenso wie weite Teile der oberen Geschosse.

Der alte Kontor und die Südhalle wurden zerstört. Kurz darauf verlangte die Stadt vom Eigentümer, das nun als einsturzgefährdete Objekt zu sichern.

Feuer in Freyberg Brauerei: Brandstiftung als wahrscheinlichste Ursache

Die Polizei hält Brandstiftung für die wahrscheinlichste Ursache. Gerüchte, der Investor hätte eine „Warmabriss“ vorgenommen- den Brand also absichtlich verursacht, um die Versicherung zu schröpfen - machen die Runde. Hergeth dementiert das Gerücht entschieden. Gegen Feuer wäre das Objekt nicht einmal versichert gewesen. Der Brand verursachte nur weitere Kosten.

Die Freyberg-Brauerei galt Mitte der 1930er-Jahre als die größte Privatbrauerei Deutschlands. 1931 wurden 100 000 Hektoliter Bier produziert. Standorte waren neben Halle auch Merseburg, Könnern und Eisleben. Christian Gottfried Rauchfuß gründete im Jahre 1816 das Unternehmen. Das Ende der Brauerei, die ab 1948 „VEB Brauhaus Halle“ hieß, kam im Jahr 1990. Der neue Käufer beendete im gleichen Jahr die Produktion.

Vorerst hielt Immobilienentwickler Hergeth trotzdem an seinen Plänen fest, das Gebäude komplett zu sanieren und Loftwohnungen mit Saaleblick anzubieten. Auch wenn dafür nach dem Großbrand noch mehr Geld für die Sanierung nötig gewesen wäre, als ohnehin schon. Doch die Sorge stieg, dass das Feuer auch die Chancen auf großzügige Fördermittel für die denkmalgeschützte Brauerei vernichtet hat.

Freyberg Brauerei: Bauruine in der Glauchaer Straße

Khaled Khalifa, der übrigens mehrere Objekte in Halle besitzt und beispielsweise online derzeit das ehemalige Reichsbahnamt am Bahnhof und ein Wohn- und Geschäftshaus in Halles Süden zum Kauf anbietet, macht sich offenkundig wenig Sorgen über die Finanzierung. Er zeigt sich optimistisch, dass er der Bauruine in der Glauchaer Straße wieder Leben einhauchen kann. Gemeinsam mit MCM seien schon Konzepte entwickelt worden, in zwei bis drei Monaten sollen die Details geklärt sein.

MCM Immobilien ist spezialisiert auf Baudenkmäler. Auf der Homepage der AGH Trade GmbH ist angegeben, dass aktuelle Sanierungskonzepte 147 Wohnungen und sieben Gewerbeeinheiten auf dem 15.000 Quadratmeter großen Areal entstehen können. Weiter heißt es zu dem Projekt am Saaleufer: „Die Bedeutung der Stadt Halle, als größte Stadt Sachsen-Anhalts, wichtigen Industriestandort und Universitätsstadt sowie der Tendenz zur Migration in die Stadt, begründen den Anreiz zur Erhaltung und nachhaltigen Sanierung des Industriedenkmals an den Saaleufern.“ (mz)

Im Juni 2015 zerstörte ein Feuer den Dachstuhl des Gebäudes.
Im Juni 2015 zerstörte ein Feuer den Dachstuhl des Gebäudes.
Archiv/Jan Möbius