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Basketball Basketball: Die Spielmacher-Familie Kurzeja

Von enrico werner 15.05.2015, 19:32
Heute dreht sich alles um den Basketball: Alexandra und Dariusz Kurzeja.
Heute dreht sich alles um den Basketball: Alexandra und Dariusz Kurzeja. Eckehard Schulz Lizenz

halle (saale) - „Einmal nach ganz oben bitte. Unters Dach.“ Die Stimme aus der Sprechanlage weist mit freundlicher Bestimmtheit den Weg zu der ausgebauten Altbau-Wohnung im Dachgeschoss. Eine Aufzug gibt’s hier nicht. Warum auch, drei Stockwerke darüber wohnt schließlich eine sportbegeisterte Familie. Vor der Wohnungstür erwarten Alexandra und Dariusz Kurzeja schon im Treppenhaus gut gelaunt ihre Gäste.

Dariusz Kurzeja war einst Fußballprofi, er spielte von 1999 bis 2003 für den Halleschen FC. 66 Spiele und neun Tore weist die Statistik aus für den damaligen Spielmacher. Und zumindest was die Position angeht, liegt die Parallele zur Tochter auf der Hand. Auch Alexandra ist Spielmacherin, in ihrer Sportart heißt das allerdings fachgerecht Point Guard. Die 18-Jährige ist Basketballerin beim SV Halle. Am Wochenende kämpft sie mit der U19 des Vereins vor heimischem Publikum um die deutsche Meisterschaft.

Seit 1995 leben die Kurzejas in Deutschland, seit 1999 wohnt die polnischstämmige Familie in Halle. Zwei Töchter gibt es, neben Alexandra noch die drei Jahre ältere Kornelia. „Über sie bin ich zum Basketball gekommen“, sagt Alexandra. Die Schwester hörte bald auf, Alexandra machte weiter, wechselte in der achten Klasse aufs Sportgymnasium und zum SV. Acht Trainingseinheiten pro Woche, dazwischen Schule, abends lernen. „Das war hartes Brot“, erinnert sich der Papa. „Aber sie hat sich nie beschwert.“

Traum vom Sprung zu den Lions

Mittlerweile ist die 1,66 Meter große Alexandra Kurzeja Kapitänin der U-19-Auswahl, die am Wochenende in einem Final Four in der Erdgas Sportarena um den deutschen Jugendpokal spielt. Weil es in diesem Altersbereich keine aber Ligen gibt, kommt das einer inoffiziellen deutschen Meisterschaft gleich. „Das wäre mein größter Erfolg“, sagt sie.

Alexandra Kurzeja möchte das nächste hallesche Eigengewächs werden, das es bis in die erste Liga zu den Lions schafft. Auch wenn Papa Dariusz ein wenig bremst. „Ich mache keinen Druck“, sagt er. „Selbst wenn sie den Sprung zu den Lions schafft, braucht sie ein zweites Standbein.“ Denn er weiß auch: „Auf ihrer Position setzen die Teams auf Amerikanerinnen.“

Daher studiert Alexandra seit Oktober in Halle Grundschullehramt, Mathe und Russisch, bald soll noch Sport dazu kommen. „Ich habe immer gesagt, sie soll zuerst den Schulabschluss machen. Dann kommt der Sport“, sagt Dariusz Kurzeja.

Trotzdem unterstützt er den Sport seiner Tochter. Fährt sie zum Training, zu Auswärtsspielen und kritisiert auch. „Dabei spielt er selbst gar kein Basketball“, sagt Alexandra.

Mit großen Namen im Team

Doch das Geschäft eines Profisportlers kennt der 45-Jährige einfach zu gut. In der polnischen Heimat bekam er in der ersten und zweiten Liga bei einigen Vereinen kein Geld, also zog es ihn 1995 nach Deutschland. Zum SC Verl in die Regionalliga. Dort spielte er unter anderem mit Ansgar Brinkmann, Roger Schmidt und Ralf Kellermann zusammen. Drei Kollegen, die es weit gebracht haben im Sport. Kellermann gewann mit Wolfsburg die Frauen-Champions-League, war 2014 Welttrainer des Jahres. Und Schmidt trainiert bekanntlich heute Bayer Leverkusen.

Neid kommt bei Dariusz Kurzeja nicht auf. „Ich bin stolz, mit den Dreien zusammen gespielt zu haben.“ Und gern erinnert er sich daran, wie ihn den Kollege Roger Schmidt ihn einst nach einer Achillessehnenverletzung mit dem Auto zu einem Arzt seines Vertrauen nach Paderborn kutschierte.

Angestellt bei einer Bank

Kurzeja ist in Halle sesshaft geworden, arbeitet als Kurierfahrer bei einer großen Bank. „Ich habe das nie bereut“, sagt er. „Halle ist meine zweite Heimat. Wir fühlen uns sehr wohl, haben Bekannte und Freunde hier.“ Und Tochter Alexandra, in Gütersloh geboren, ist ohnehin das beste Beispiel für gelebte Integration. „Zu Hause haben wir Polnisch, in der Kita hat sie Deutsch gesprochen“, erinnert sich Papa Dariusz. Heute spricht sie besser Deutsch. „Das ist lustig. Ich habe im Deutschen einen polnischen Akzent, sie im Polnischen einen deutschen“, sagt Kurzeja. Zu Hause wird ein Mischmasch aus beiden Sprachen gesprochen. (mz)

Dariusz Kurzeja kickte bis 2003 für den Halleschen FC.
Dariusz Kurzeja kickte bis 2003 für den Halleschen FC.
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