Baschkirische Fabelwesen auf der Peißnitz Baschkirische Fabelwesen auf der Peißnitz: Was für Legenden verbergen sich dahinter?

Halle (Saale) - Der baschkirische Spielplatz auf der Peißnitz ist bei vielen Hallensern und natürlich deren Kindern beliebt. Aber wissen Sie auch, was es mit den Figuren dort auf sich hat? Die gebürtige Hallenserin Bianca Rabe beispielsweise besucht den baschkirischen Spielplatz seit sie zur Schule gegangen ist und jetzt mit ihrer Tochter: „Ich habe mich leider für die Figuren und die Legenden sowie die Märchen, die dahinter stecken, nie interessiert“, sagt sie.
Familie Götze kommt aus dem Saalekreis und war zum ersten Mal auf dem Spielplatz. „Als wir hineingangen sind, haben wir uns die Gedanken gemacht, dass der Platz etwas mit China zu tun hat, wegen der Spitzen auf den Spielhäusern“, sagen sie. Dass die Figuren 1986 im Rahmen der Städtepartnerschaft mit der Stadt Ufa (Baschkortostan) entstanden sind, wusste niemand aus der Familie. Studenten aus Ufa und Halle hatten damals die Figuren gemeinsam angefertigt. Mit welchen Legenden sind sie verbunden?
Der dreiköpfige Drache
In Russland kennen die Leute den Drachen als Smij Gorynytsch. Er ist grün ist und gilt als der Bösewicht. Er geht auf seinen Hinterbeinen und kann Feuer spucken. Im Märchen „Dobrynja Nikitisch und Smij Gorynytsch“ geht es darum, dass der Drache in Kiew die Nichte des Fürsten Wladimir entführt. Der Fürst fleht den russischen Helden Dobrynja Nikititsch an, seine Nichte zu retten. Nikititsch kämpft drei Tage lang gegen den Drachen. Er siegt am Ende und rettet die Nichte sowie das russische Volk vor dem dreiköpfigen Drachen.
Humai
Die junge Frau Humai aus dem baschkirischen Epos ist die Tochter des Königs der Vögel - Samrau - und der Sonne. Die Mutter, die sie mit Wasser aus der Quelle des Yanshism (die Quelle des lebendigen Wassers) gewaschen hat, gab ihr die Unsterblichkeit. Sie kann mit ihrer Mutter im Himmel leben oder kann mit ihrem Vater auf der Erde die Gestalt eines Schwans oder eines goldhaarigen Mädchens annehmen. Die Dämonen Azraq und Zarkum versuchen Humai zu entführen.
Während einer Flut verschluckt Zarkum das Mädchen. Danach kommt die Sonnenfinsternis, aber der uralische Held Akbuzat rettet sie. Humai heiratet ihn, schenkt ihm ein Pferd und ein Schwert. Sie zeigt ihm die Quelle des lebendigen Wassers. Nach dem Tod des Gatten bleibt Humai in der Gestalt eines Schwans. Seitdem gilt sie als die Urahnin der Schwäne für die Baschkiren.
Zarkum
Er gilt in der baschkirischen Mythologie als der böse Dämon, der Sohn des Königs der Schlangen. Er besitzt nicht die Macht eines Fabelwesens, sondern ist schlau und hinterlistig. Zarkum versucht um jeden Preis, Humai in Besitz zu bekommen. Nachdem er ein Reh mit zwölf Hörnern verschluckt hat, kann er die Gestalt eines Fisches, einer Wasserratte sowie eines jungen Mannes annehmen. Während der Flut des lebendigen Wassers versucht der Dämon Zarkum, Humai zu entführen. Aber Zarkum stirbt durch die Hand eines Retters.
Janbirde
Der alte Mann stammt aus dem baschkirischem Volksepos und gilt als der Vater der uralischen Recken, also der Helden. Er ging gern auf die Jagd. Als seine Söhne erwachsen wurden, begann der Vater, sie mitzunehmen. Sie fingen bei einer Jagd einen Schwan. Schulgen, einer der Söhne, wollte ihn töten, aber Ural, der zweite Sohn, nahm den Schwan in Schutz. Der Schwan erwies sich als Humai, in deren Land die Quelle des lebendigen Wassers fließt.
Janbirde befahl den Söhnen, allen Schwänen zu folgen und die Quelle zu finden, wo das lebendige Wasser fließt. Wenn sie dabei den Tod treffen, dann müssen sie seinen Kopf abschlagen und ihm bringen. Ob sie es geschafft haben, bleibt in der Legende offen. (mz)
Die Autorin Victoria Demidova macht zurzeit ein Praktikum bei der Mitteldeutschen Zeitung. Die 23-Jährige ist Stipendiatin des Programms für junge Journalisten - gefördert vom Deutsch-Russischen Forum. Sie kommt aus der westsibirischer Stadt Kemerowo, wo sie Internationale Beziehungen studiert.


