Ballett auf der Bowlingbahn Ballett auf der Bowlingbahn: Warum das WUK-Theater an ungewöhnlichen Orten spielt

Halle (Saale) - Wo sportbegeisterte Hallenser an anderen Tagen eine ruhige Kugel schieben, gab es am Montagabend eine Premiere der besonderen Art: Das WUK-Theater hatte zum Bowlingbahn-Ballett geladen. Eigentlich beheimatet am Holzplatz, suchen Tom Wolter und Kollegen, die hinter dem Kürzel WUK stehen, gemeinsam mit unterschiedlichen künstlerischen Partnern nach neuen Herausforderungen in puncto Themenwahl oder - wie in diese Falle - außergewöhnliche Aufführungsorte.
Zehn Lebensgeschichten auf der Bowlingbahn
Vor rund 50 vorwiegend jungen Zuschauern - mehr waren coronabedingt nicht möglich - nahmen die Akteurinnen der Company goplastic des Europäischen Zentrums der Künste Hellerau die Bahnen des Bowling Star in der Delitzscher Straße in Besitz, um ihr Tanzprojekt der Extraklasse zu präsentieren. In „We’re used to being darker“ erzählt jede der zehn sehr verschiedenen Weiblichkeiten ihre ganz persönliche Lebensgeschichte, ohne dass eine durchgehende Gesamthandlung erkennbar ist.
Einzig die variabel geschnittene und doch uniforme, in Rot gehaltene Kleidung der Protagonistinnen und auch die Anfangsszene erinnern an Kasernierung. Und tatsächlich beschäftigen sich Choreographin und Tänzerin Cindy Hammer sowie Dramaturgin Susan Schubert als künstlerisches Leitungsduo in ihrer vom Film „Buffalo 66“ inspirierten Tanzperformance mit den Strukturen, Dynamiken und Merkmalen eines Gesellschaftsentwurfs unter Freiheitsentzug: dem Frauengefängnis.
Ballett auf der Bowlingbahn - WUK-Theater spielt an ungewöhnlichen Orten
„Wir haben das Stück zwar nicht eigens für die hallesche Bowlingbahn entwickelt, fanden hier aber optimale Bedingungen für unser Projekt“, so Dramaturgin Susan Schubert, deren zehnjährige Tochter als jüngstes Company-Mitglied ebenfalls auf der ungewöhnlichen Tanzbühne im halleschen Osten stand. Schubert und Hammer sind dem halleschen Bowling-Star-Team um Robert und Maria König dankbar, die Anlage bespielen zu dürfen.
Premiere feierte das Stück - ein Mix aus Tanztheater, Licht- und Medieninstallation und Performance - im Herbst 2019 und damit lange vor Corona auf der Bowlingbahn im Hellerauer Sporttreff, auch da in Koproduktion mit dem WUK-Theater. Und warum nun ausgerechnet Ballett auf der Bowlingbahn?
Kunst im öffentlichen Raum
„Uns fasziniert es, Theaterprojekte in den öffentlichen Raum zu bringen - auch, um Hemmschwellen für das Publikum abzubauen“, erklärt Cindy Hammer.
So haben die sportbegeisterten Künstlerinnen nicht nur auf Bowlingbahnen, sondern auch auf Fußballfeldern, Dächern und in Industriegebäuden inszeniert. Während die goplastic-Company weiterzieht, offeriert das WUK noch zwei Open-Air-Konzerte: Elephants Foot am 28. August und die halleschen Vokalisten „Die Kinder vom See“ einen Tag später - als Saison-Abschluss. (mz)
