Badeunfall am Heidesee Badeunfall am Heidesee: Tödliche Tragödie hat ein Nachspiel

Halle (Saale) - Die Staatsanwaltschaft in Halle hat nach dem tödlichen Badeunfall im Heidesee die Obduktion der Leichen angeordnet. Bei der Tragödie am Samstag waren ein Sechsjähriger und ein 36 Jahre alter Mann, in dessen Begleitung sich das Kind im Wasser befand, ertrunken. Mit der Leichenschau sollen die genauen Todesursachen ermittelt werden, sagte Staatsanwalt Klaus Wiechmann am Montag. „Es gibt Hinweise darauf, dass der Mann unter Alkohol stand“, sagte der Ermittler. Zeugen hätten das in ersten Aussagen gegenüber der Polizei berichtet. Wiechmann wolle nun den konkreten Promille-Wert erfahren. „Ich will genau wissen, was passiert ist.“
Der Mann, der im Osten Halles wohnte, war mit dem Kind seiner Bekannten in den Heidesee gegangen, um dem Jungen das Schwimmen beizubringen. Die Mutter des Sechsjährigen aus Neustadt blieb laut Wiechmann mit zwei jüngeren Geschwistern am Strand des unbewachten Bereiches am nordwestlichen Zipfel des Sees. Gegen 17.50 Uhr entdeckte ein anderer Badegast den leblosen Körper des Kindes im Wasser und brachte ihn an Land. Rettungskräfte konnten den Jungen zwar wiederbeleben, doch wenig später starb er in einer Klinik. Am Sonntagabend wurde nach aufwändiger Suche dann die Leiche des Mannes gefunden.
Kostenlose Badestelle
Der Bereich, in dem der Unfall geschah, ist zwar als kostenlose Badestelle beliebt - aber er ist auch unbewacht. Deshalb ist jetzt auch Bestandteil der Ermittlungen, warum die Mutter mit ihrem sechs Jahre alten Sohn ohne Schwimmkenntnisse und dessen beiden jüngeren Geschwistern dort und nicht im von Rettungsschwimmern bewachten Heidebad war. Und: „Wir müssen natürlich prüfen, ob sie ihrer Aufsichtspflicht nachgekommen ist“, so Wiechmann. Die Mutter des toten Jungen habe er aber mit Rücksicht auf das erlittene Trauma noch nicht vernommen. „Wir warten nun erst einmal die Ergebnisse der Obduktion ab.“
Im sozialen Internet-Netzwerk Facebook wird seit dem tödlichen Unfall diskutiert, ob Rettungsschwimmer das Unglück hätten tatsächlich verhindern können. Die neben der Berufsfeuerwehr für den Heidesee zuständige Feuerwehr im Stadtteil Nietleben postete zudem am Sonntagabend, dass der freiwilligen Einheit in direkter See-Nähe ein Schlauchboot für Rettungseinsätze fehle.
Doch auch nach dem neuerlichen Vorfall wird die Truppe aller Voraussicht nach kein Boot bekommen: „Da die Berufsfeuerwehr der Hauptwache in Neustadt schneller am Heidesee ist als die Freiwillige Feuerwehr Nietleben, wäre die Stationierung eines Bootes dort unzweckmäßig“, sagte Lutz Müller, der stellvertretende Fachbereichsleiter für Sicherheit im Rathaus gegenüber der MZ. Das bestehende Konzept sehe vor, dass bei einem Notfall am Heidesee Rettungskräfte der Hauptwache mit einem Mehrzweckboot, einem Rettungsboot, einem kompletten Löschzug, Rettungswagen und Notarztfahrzeug sowie die Helfer der Freiwilligen Feuerwehr Nietleben alarmiert würden.
Rettungsboote der Feuerwehren
„Wird eine im Wasser vermisste Person nicht zügig gefunden, können weitere Rettungsboote der Feuerwehren sowie der Wasserrettungsdienst von DLRG oder DRK und die Rettungshundestaffel angefordert werden“, so Müller. Künftige Einsatzorte sollen zudem umfangreicher als bisher abgesperrt werden: „Es muss verhindert werden, dass Angehörige oder Schaulustige den Rettungseinsatz behindern oder sich selbst in Gefahr bringen.“
Bereits 2015 war im Heidesee bei Nietleben ein 46 Jahre alter Mann bei einem Badeunfall ums Leben gekommen. Damals stellte sich heraus, dass der Mann gesundheitliche Probleme hatte. Sein Körper war Mitte September 2015 leblos auf dem Wasser treibend zehn Meter vom Südufer des Sees entfernt entdeckt worden. Anfang April 2013 sowie im Dezember 2013 waren jeweils zwei Rentnerinnen tot aus dem Heidesee geborgen worden. Die Polizei ging in beiden Fällen von Selbstmord aus. (mz)