Bachflohkrebs geriet unters Mikroskop
Halle/MZ. - Blühende Bäume, saftiges Gras, zwitschernde Vögel - das ist im Frühling die Franzigmark am Ufer der Saale. Ein kleines Naturparadies im Norden von Halle. Wer Ruhe und Abgeschiedenheit sucht, sollte hier einen Spaziergang machen und eventuell im dortigen Schullandheim vorbeischauen. Am Sonntagbot sich eine gute Gelegenheit, denn das Heim hatte zum Tag der offenen Tür eingeladen.
Unterhaltsam und lehrreich ist es im Schullandheim. Dafür sorgen vor allem Biologielehrer, die den Kindern die Welt der Pflanzen und Tiere erklären. Gernot Leimbach ist einer von ihnen. Er ist Lehrer an der Integrativen Gesamtschule (IGS) und kennt sich besonders gut mit Würmern und Käfern aus. Am Sonntag brachte er frisches Bodensubstrat mit, um es nach solchen Lebewesen - von denen man die meisten mit dem bloßen Auge nicht sieht - unterm Mikroskop untersuchen zu lassen. "Das ist ein Schnellkäfer. Von denen sollte man nicht zu viele im Garten haben, denn die fressen die Wurzeln ab", vermittelte Leimbach Wissenswertes.
Zwei Schritte weiter ging es um Kleinstlebewesen in unseren Gewässern. Hier experimentierte Kirstin Plath, Lehrerin an der Reil-Sekundarschule, mit Kindern und Erwachsenen. Wer hat schon mal einen Bachflohkrebs unterm Mikroskop gesehen? Johanna und Christian Mühlpfordt können das von sich behaupten. Kirstin Plath legte den Kindern einen unters Vergrößerungsglas. Sie hatte am Morgen (krebshaltiges) Wasser aus dem Götsche-Bach geholt. "Der Bachflohkrebs tritt dort in größerer Zahl auf, wo der Sauerstoffgehalt des Wassers zu niedrig ist", erläuterte die Lehrerin. Er sei eher ein Indiz für schlechte Wasserqualität. In der Götsche, so vermutet sie, könnte Nährstoffeintrag von den Feldern die Ursache sein.
Dagmar Mühlpfordt, die Mutter von Johanna und Christian, kennt das Schullandheim sehr gut. "Ich war schon öfter zu Besuch mit den Kindern." Wissen aus dem Unterricht werde hier erweitert. "Einmal, zur Einschulung unserer Tochter, haben wir schon das ganze Heim für eine Nacht gemietet. Wir konnten mehr als 30 Gäste unterbringen", berichtete sie.
Schulleiterin Heike Reinelt konnte sich am Sonntag über viele Besucher freuen, die auch größere Tiere als Krebse zu sehen bekamen. "Wir haben hier fast alle Haustiere", berichtete sie. Besichtigen konnte man das Gewächshaus, in dem auch Bananenbäume stehen, sowie den Kräutergarten. An mehreren Ständen präsentierten sich Partner des Heims, darunter die Rahn-Schulen aus der Brachwitzer Straße, die insbesondere behinderte Jugendliche ausbilden und nebenbei noch Verwendung haben für den im Heim anfallenden Stallmist. "Damit düngen wir unseren Unterrichtsgarten", hieß es. Abnehmer fanden auch die vom Heim angebotenen Pflanzen. So ging ein Bananen-Bäumchen für nur wenig Geld an eine junge Familie.