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Azubine in der JVA Azubine in der JVA in Halle: Wie ist der Job hinter Gittern für eine Frau?

Von Silvia Zöller 08.09.2018, 16:00
Die 26-jährige hat umgesattelt und sich zu einer Ausbildung im Gefängnis „Frohe Zukunft“ entschlossen.
Die 26-jährige hat umgesattelt und sich zu einer Ausbildung im Gefängnis „Frohe Zukunft“ entschlossen. Silvio Kison

Halle (Saale) - Die Schlüssel klappern am Bund der dunkelblauen Uniformhose, das Sprechgerät mit dem Notknopf baumelt an der anderen Seite: Julia Schröters Dienstbekleidung sorgt schon an sich für Respekt. Die 26-Jährige hat sich vor wenigen Wochen für einen beruflichen Neustart hinter Gittern entschieden - sie lernt im Gefängnis in der Frohen Zukunft den Beruf der Justizvollzugsbeamtin.

Gefangene wegschließen, Zellen kontrollieren, für Ruhe und Ordnung im Knast zu sorgen - ist das nicht für Frauen ein extrem harter Beruf?

Nein, meint die junge Frau aus der Börde. „Es ist schon zu einem gewissen Grad ein anspruchsvoller Job. Aber die männlichen Gefangenen haben mehr Respekt gegenüber Frauen, es ist wie eine Barriere.“ Julia Schröter ist zudem eine junge Frau, die die Herausforderung sucht: Nach ihrer ersten Ausbildung als Frisörin war sie unzufrieden. Wenig Gehalt, keine Aufstiegsmöglichkeiten. „Ich wollte einen veranwortungsvolleren und zukunftsorientierten Job haben und in eine ganz andere Richtung gehen“, sagt sie.

In der zweijährigen Ausbildung zur Justizvollzugsbeamtin ist sie Beamtin auf Widerruf

Einen Verwandten, der bei der Polizei arbeitet, fragte sie über seinen Beruf aus und recherchierte im Internet, dass auch die Justiz in Sachsen-Anhalt händeringend Nachwuchs sucht. Sie bewarb sich sowohl bei der Polizei als auch bei der Justiz und bestand beide Eignungsverfahren. „Ich habe mich dann für die Justiz entschieden“, sagt Julia Schröter.

Entscheidend dafür war - auf den ersten Blick vielleicht verblüffend - die Sicherheit, die die Arbeit im Gefängnis ausmacht. Den Einsatz bei einer Demonstration beispielsweise vor Augen, hat sich die 26-Jährige für den Justizvollzugsdienst entschieden. Auch die berufliche Sicherheit war ihr wichtig: In der zweijährigen Ausbildung ist sie Beamtin auf Widerruf, dann drei Jahre auf Probe, später folgt die Ernennung zur Beamtin auf Lebenszeit

Job im Gefängnis: „Meine Freunde finden meinen Wechsel in die Justiz cool“

„Meine Freunde finden meinen Wechsel in die Justiz cool“, berichtet die 26-Jährige. Auch wenn sich viele kein richtiges Bild von dem Beruf machen konnten - schließlich sehen ja die wenigsten Menschen mal ein Gefängnis von innen. Vor allem

die Abwechslung begeistert Julia Schröter. In ihrer Ausbildung hat sie bereits in viele Bereiche in der Haftanstalt in der Frohen Zukunft schon hereingeschaut: in der Verwaltung, in der Zahlstelle, sie hat Besucher abgeholt und zu den Gefangenen gebracht und war bei „Lebendkontrollen“ dabei. Das bedeutet, dass sie - immer zusammen mit einem Kollegen - morgens Zellen mit dem Gruß „Guten Morgen“ aufgeschlossen hat. Der Häftling muss darauf antworten zum Beweis, dass er lebt. Zur Ausbildung gehören auch theoretische Blöcke.

In Sachsen-Anhalt wurden 26 Anwärter für die Laufbahn im Justizvollzugsdienst eingestellt

Bei ihrer Arbeit liegt Julia Schröter unter anderem die Aufgabe der Resozialisierung der Gefangenen am Herzen. „Es sind alles Menschen, die nicht ohne Grund hier sind. Wir zeigen ihnen hier Grenzen auf“, sagt sie. Mit inhaftierten Frauen wird sie kaum Kontakt haben - in Halle sind nur wenige Freigängerinnen untergebracht, der Frauenvollzug ist in Brandenburg.

Im neuen Ausbildungsjahr sind in Sachsen-Anhalt 26 Anwärter für die Laufbahn im Justizvollzugsdienst eingestellt worden, davon sechs Frauen und vier Männer in Halle. „In den Jahren 2019/2020 sollen pro Jahr bis zu 45 Anwärter eingestellt werden“, informiert Justizsprecher Detlef Thiel. Da es nicht genügend Schulabsolventen und Berufsumsteiger gibt, setzt das Ministerium vermehrt auch auf Werbung via Twitter und Facebook. (mz)