Autor und Mathematiker wird 80 Autor und Mathematiker wird 80: Die zwei Standbeine des Kurt Wünsch
Halle (Saale) - Die beachtliche Reihe der weiterhin aktiven „Achtziger“ bekommt Zuwachs. Einmal werden wir noch wach, dann hat Kurt Wünsch Geburtstag - und wird ihn auf bewährte Weise mit einer Buchlesung feiern: Genauer gesagt mit einer Buchpremiere. Denn genau gleichzeitig mit dem runden Jubiläum des langjährigen Chefs des Förderkreises der Schriftsteller wird auch dessen neuer, im Mitteldeutschen Verlag erscheinender Erzählband herauskommen: „Wie ich Mitglied des Vereins zur Förderung der Vernunft wurde“ heißt er: Ein Titel, der - bei allem Augenzwinkern, das darin anklingt - auch einiges an Rückschau erwarten lässt.
Rückschau etwa insofern, als seine erste veröffentlichte Geschichte nun im Buch wieder auftaucht, so wie sie 1958 ein Noch-Teenager namens Kurt Wünsch in der Zeitung „Neuer Weg“ unterbringen konnte. Woraus allein schon ersichtlich wird, dass der gebürtige Hallenser schon früh auf zwei Standbeine gesetzt hat. Das Literarische, das ihn bis heute trägt, und die Mathematik, die ihm ebenfalls Beruf und Berufung gleichermaßen war.
„Literatur und Mathematik - man braucht für beides Fantasie.“
Eine ungewöhnliche Kombination immerhin, denn obwohl eine Affinität der Mathematiker zum Künstlerischen immerhin in Bezug zur Musik gar nicht selten nachweisbar ist, hört man dergleichen mit Bezug zu Dichtung und Prosa eher selten. Doch Kurt Wünsch, die hiesige löbliche Ausnahme, kann die mögliche (und in seinem Fall tatsächliche) Affinität in einem Satz plausibel machen: „Literatur und Mathematik - man braucht für beides Fantasie.“
Fantasie aber ebenso dafür, wie man beides unter einen Hut bringt, was wiederum noch höhere Anforderungen an Fleiß, Willenskraft und Disziplin stellt: Wünsch hat nach dem Abi Mathe/Physik fürs Lehramt studiert, war dann Lehrer - was man seiner Souveränität im Vortrag anmerkt - hat noch ein fünfjähriges Mathe-Studium angeschlossen und (ausgerüstet mit dessen Abschluss) dann als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni und als Lehrer im Hochschuldienst im Bereich Mathematik/Informatik bis zu seinem Ruhestand gearbeitet.
Inzwischen sind es oft auch historische Figuren, die den Autor Wünsch interessieren
Und diesen seinen zum vielbesungenen „Unruhestand“ gewandelten, potenziell gemütlichsten Lebensabschnitt hat Kurt Wünsch dann vollends der Literatur, seinem anderen Standbein, gewidmet. Und er hat - neben seinen zwölf Jahren an der Spitze des Förderkreises der Schriftsteller in Sachsen-Anhalt und zahlreichen Lesungen - auch eine beeindruckende Reihe von Veröffentlichungen vorgelegt, nachdem er schon zu DDR-Zeiten mit Jugendbüchern erfolgreich gewesen war.
Inzwischen sind es oft auch historische Figuren, die den Autor Wünsch interessieren: Luther zum Beispiel und Kardinal Albrecht sowie dessen Kämmerer und Nebenbuhler Hans von Schönitz, dessen Geschichte Wünsch (zusammen mit Christina Seidel) zu dem Buch „Ein Justizmord in Halle“ inspirierte.
Nicht zufällig ist auch Kurt Wünsch vor 22 Jahren in Halle mit dem Titel „Stadtschreiber“ geehrt worden. Und es scheint, dass er das seither geblieben - und noch weiter zu bleiben gewillt ist.
››Buchpremiere am Freitag, den 15. November, 18 Uhr, in der Konzerthalle Ulrichskirche in der Leipziger Straße. Eintritt frei. (mz)