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Austellungsende Austellungsende: Pompeji-Exponate verlassen Halle

Von heidi jürgens 30.08.2012, 19:03

Halle (Saale)/MZ. - Runterfallen darf hier nichts. Das wäre eine Katastrophe. Zwar anderer Art als die Katastrophen am Vesuv, denen die Sonderschau im Landesmuseum gewidmet war, die nun abgebaut wird. Aber für das Museum ebenso wie für die Leihgeber wäre es äußerst ärgerlich. Und mit Konsequenzen verbunden, "über die man gar nicht erst nachdenken möchte", wie Regine Maraszek, Projektleiterin der Schau, sagt.

Aber zum Glück muss sich bisher auch niemand darüber Gedanken machen. Das wiederum weiß Urte Dally, Koordinatorin für den Leihverkehr im Museum. Sie ist diejenige, die jede der etwa 700 Kisten, in denen seit Montag die wertvollen Stücke aus Italien, aus einigen Museen Deutschlands und aus Kopenhagen verschwinden, am Ende abzeichnet. Und die damit bestätigt, dass die Exponate unversehrt die Heimreise antreten. Denn auch wenn bereits mehrere Museen in Europa Interesse an der in Halle konzipierten Pompeji-Schau zeigen - "Verträge gibt es noch nicht, die Leihgeber bekommen ihre Exponate zunächst zurück", sagt Museumssprecherin Tomoko Emmerling.



Dort, wo noch bis zum Sonntag Besucher die Schau auf sich wirken lassen konnten, herrscht jetzt rege Betriebsamkeit - für die Augen des Außenstehenden irgendwie ein geordnetes Durcheinander. Kisten überall, Leute in Arbeitskleidung, andere mit Listen und Stiften, deutsche, italienische und dänische Sätze fliegen durch den Raum. "Mehrere Teams", erklärt Urte Dally, "arbeiten hier gleichzeitig. Früh um sieben geht es los, Schluss ist erst um Mitternacht." Denn es soll zügig vorangehen. Zum einen, weil die neue Sonderausstellung zu Ausgrabungen bei Salzmünde aufgebaut werden muss, zum anderen, weil der "normale" Museumsbetrieb aufrecht erhalten wird und nicht lange durch den Abbau beeinträchtigt werden soll.

"Bis jetzt geht es wie am Schnürchen", sagt Urte Dally. Die Oberaufsicht hat das hauseigene Team, Kuriere der ausländischen Museen - meist Restauratoren - kümmern sich darum, dass ihre Schaustücke begutachtet und verpackt werden. Jedes einzelne Teil wird genau angeschaut, der Zustand in einem Protokoll festgehalten, ehe es in einer Kiste reisefertig gemacht wird.

Die Behältnisse sind in Italien eigens für die wertvollen Exponate hergestellt worden: aus Holz, beschichtet, lackiert und säurefrei, innen mit einem speziellen Dämmstoff ausgelegt, der der Form des Ausstellungsstückes angepasst ist und sicheren Halt ebenso garantiert wie ein gutes Klima. "Jedes Exponat hat seine eigene speziell zugeschnittene Kiste", sagt die Koordinatorin und wendet sich der mit der Nummer 3105 zu.

Hier hinein gehört der Gipsausguss eines etwa vierjährigen Kindes aus dem Haus des Goldenen Armreifs. Vorsichtig nimmt Stefane Vanacore vom Museum in Pompeji die Kindgestalt aus der Vitrine, trägt sie die paar Schritte zur Transportkiste und bettet sie sorgsam hinein. Dann werden die genau passenden Dämmstoff-Platten zur Arretierung eingesetzt - nichts darf nun noch wackeln. Ein letzter Blick von Urte Dally auf das Schaustück, dann kommt der Deckel auf den blauen Holzkasten. Jemand steht mit dem Akku-Schrauber bereit und legt los - die letzten Handgriffe, ehe das Behältnis fest verschlossen transportbereit ist.

Auf die Reise gehen die Leihgaben mit auf Kunsttransporte spezialisierten Firmen - in diesem Fall sind es sowohl deutsche als auch italienische. "Die Fahrzeuge sind entsprechend ausgestattet und klimatisiert", erklärt Regine Maraszek und fügt hinzu: "Ein Gurken-Laster wäre da nicht geeignet." Bei einigen Exponaten - den großen Wänden zum Beispiel - hilft die Spedition DB Schenker.

Inzwischen sind weitere Familienmitglieder aus dem Haus des Goldenen Armreifs verpackt. Der Vater in der Kiste 3103 und die Mutter mit einem weiteren Kind in der 3104. "Fragile" - ist darauf zu lesen. "Zerbrechlich". Doch in der Kiste sollte wohl nun nichts mehr passieren.