Zuhören und nicht schweigen Audio-Installation im Künstlerhaus 188 in Halle erinnert an Opfer rechten Terrors in Deutschland seit 1979
Plattform, wo Überlebende und Betroffene diskutieren.
Halle (Saale)/MZ - Ein Stimmengewirr aus vielen Sprachen dringt aus dem Ausstellungsraum im Künstlerhaus 188. Dort sind an transparenten Vorhängen Smartphones mit kleinen Lautsprechern befestigt, aus denen mal laut, mal leiser gesprochen wird - worüber, erfährt der Besucher beim genauen Hinhören.
Künstlerin Talya Feldman gibt Opfern rechter Gewalt mit audiovisuellen Installation eine Stimme
Es ist die sehens-, vor allem aber hörenswerte Ausstellung „The Violence We Have Witnessed Carries a Weight on Our Hearts“, die am Donnerstagabend im Beisein von Vertretern unter anderem der Mobilen Opferberatung, des Vereins Miteinander, des Bündnisses Halle gegen Rechts und vieler Interessierter aus Anlass des zweiten Jahrestages des rechtsmotivierten Attentats auf die hallesche Synagoge, bei dem zwei Menschen ermordet worden sind, eröffnet wurde.
Künstlerin Talya Feldman hat sich in ihrer audiovisuellen Installation mit den Opfern, die rechter Terror und rassistisch und antisemitisch motivierte Gewalt in ganz Deutschland seit 1979 bis heute gefordert haben, beschäftigt und ihnen eine Stimme gegeben. Die in Denver geborene und derzeit in Hamburg lebende Medienkünstlerin ist selbst Überlebende des rechtsterroristischen Attentats von Halle vom 19. Oktober 2019. Talya Feldman erlebte und überlebte den Anschlag als Gast der Jüdischen Gemeinde, die in der Synagoge Jom Kippur feierte. Vorsitzender Max Privorozki erinnert in seinem Grußwort an das furchtbare Geschehen. „Wir sind alle verschieden, und doch sind wir eine Gemeinschaft“, sagt er.
Podiumsdiskussion im Hof des Künstlerhauses mit Vertreterm von Initiativen
In ihrer Installation beleuchtet Talya Feldman indes die Kontinuität rechten Terrors anhand von Sprachaufnahmen Überlebender, Angehöriger der Opfer und Initiativen in 18 Städten. Die Stimmen erschüttern, sie klagen an, fordern Gerechtigkeit und Konsequenzen. „Es sind Stimmen, auf die wir endlich hören sollten“, sagt Talya Feldman.
Im Podium diskutieren anschließend im Hof des Künstlerhauses Vertreter von Initiativen wie „Initiative 12. August“ aus Merseburg, dem Bündnis „Tag der Solidarität - Kein Schlussstrich Dortmund“ sowie Imbiss-Betreiber Ismet Tekin und die Soligruppe Kiez-Döner unter dem Motto „Why We Fight“ darüber, wie und womit rechte Gewalt verhindert werden kann. „Solidarität mit den Betroffenen“, sagen die Diskutanten. Vor allem aber: Zuhören - und niemals schweigen.
Künstlerhaus 188, Böllberger Weg, 8. bis 21. Oktober, 15 bis 19 Uhr