Asiatisch essen in Halle (Saale): Mamaghar in der Richard-Wagner-Straße

Halle (Saale) - Der Wind pfeift kalt, da ist es doppelt anheimelnd, gemütlich einzukehren. Also „Namaste“ („Verehrung dir“) im „Mamaghar“, dort ist es wahrlich gemütlich. Noch ehe die beschlagene Brille wieder klar ist, steht schon ein Gläschen heißer Tee auf dem Tisch: „Masala mit Gewürzen“, verkündet die freundliche Bedienung. Sina, wie sich herausstellen wird, denn hier legt man Wert auf das Miteinander. Es wird geduzt wie in der Familie. Kein Wunder bei diesem Namen. „Mamaghar“ - das bedeutet „Onkels Haus“. Dort lässt man sich gern nieder, genießt die Gastfreundschaft und ein gutes Mahl unter Freunden.
Richard-Wagner-Str. 43, 06114 Halle
Telefon: 0345/23 93 08 36,
Netz: www.mamaghar.de
Das nackte Mauerwerk ist weiß-rot gepinselt, Gebetsfahnen hängen unter der Decke, ein Wandteppich mit der Hindu-Gottheit Ganesha leuchtet in Rottönen. Masken und große Fotos sind ein Gruß an das Land, dessen Küche hier den Einkehrenden nahe gebracht wird: Nepal. Auf die Idee muss man erst mal kommen, könnte man meinen, dabei ist die Erklärung denkbar einfach. Beatrix und Peter Reichert, gestandene Trekker, waren im Frühjahr 2015 im Langtang-Tal unterwegs, als ein verheerendes Erdbeben viele tausend Todesopfer forderte. Auch sie selbst waren in Gefahr.
Im „Mamaghar“ in Halle muss reserviert werden
Die uneigennützige Hilfe ihrer Guides, die Faszination, die das Land von Anfang an auf sie ausübte - irgendwie wollten sie etwas zurückgeben, als sie wohlbehalten wieder nach Hause gelangt waren. Was zunächst nur als Dankbarkeits-Dinner gedacht war, wurde zu einer abenteuerlichen Idee: Wir eröffnen ein nepalesisches Lokal. Mit dabei: ein paar Studenten und vor allem zwei Nepali. Ein nebenberufliches Engagement ist es für alle Beteiligten, allerdings eines, das einen solchen Ansturm auslöste, dass sie bis heute vom Erfolg völlig überwältigt sind. Wer im „Mamaghar“ nepalesische Küche genießen will, der muss unbedingt reservieren. Die 28 Plätze sind nahezu jeden Abend vergeben.
Der Grund ist einfach: Hier wird frisch gekocht, den Köchen Sanjeev und Simal, beide 27 Jahre, kann der Gast über den Tresen hinweg zuschauen. Jeder ein blau-weiß kariertes Küchentuch in Piratenmanier auf den Kopf gebunden, wuseln sie emsig zwischen Töpfen und Fritteuse und zeigen, was sie zu Hause in der Familie gelernt haben. Ausgebildete Köche sind sie nämlich mitnichten, sondern Studenten in Halle. Für Agrarwissenschaften, Management und natürliche Ressourcen, erzählen sie. Aber kochen wie Mutti, das können sie ohne Zweifel.
Papad und Pakauda als Vorspeise
Wovon schwärmen wir nun zuerst? Was die Vorspeisen betrifft (2,20 Euro bis 4,50 Euro): vom knusprigen Papad, einem chips-ähnlichen Linsenbrot? Von Pakauda, in Kichererbsenteig frittertem Gemüse? Oder doch von den fantastischen Dips, die dazu gereicht werden: aus Sesam und Tomate, Cashew und Kokos, Tamarinde und Kardamom. Dem Hinweis in der Karte, dass in Nepal viele Speisen nicht mit Besteck, sondern mit den Fingern gegessen werden, leisten wir übrigens nur allzu gern Folge. Das passt einfach zu den krossen Teigtaschen.
Unbedingt Dalbhat im „Mamaghar“ in Halle probieren
Eines ist klar: Auch wer sich Mühe gibt, kann kaum in der Vielfalt erschmecken, was hier für ein Feuerwerk an wohlschmeckenden Gewürzen gezündet wird. Ingwer, Curry, Kurkuma, Chili, Koriander, Kokos, Zimt und was nicht noch alles. Eine angenehme Schärfe brennt leicht auf den Lippen - auf Wunsch geht es auch heißer zu. Bei den Hauptgerichten (um 10 bis etwa 15 Euro) muss es natürlich Dalbhat sein, eine Art Nationalgericht. Es besteht aus Reis, einer Linsensuppe, Gemüsecurry und eingelegtem Gemüse.
Vegetarisch - wie viele andere Speisen auch, zum Teil sogar vegan -, auf Wunsch aber auch mit Hühnchen. Noch üppiger ist die Portion bei Terai Thal, ebenfalls wahlweise mit und ohne Fleisch. Auch ein Momo, eine gefüllte Teigtasche (köstlich!), hat den Weg auf den Teller gefunden. Beim nächsten Ma(h)l - soviel steht sofort fest - mehr davon.
Was trinkt man zu all diesen Speisen? Zwei verschiedene Gewürztees stehen zur Wahl, gewürzter Kaffee mit einem Schuss Reiswein, es gibt Bier und eine kleine Auswahl Wein. Das Weingut aus der Pfalz, das den größten Teil des Angebots stellt, ist jedenfalls eine sehr angenehme Überraschung, was den Silvaner betrifft (0,2 Liter 3,80 Euro). Für Desserts sind wir eigentlich schon zu satt, entscheiden uns dennoch für Kheer, ein Schälchen Milchreis mit Kokosflocken, Mandeln, Cashews, Pistazien und Rosinen (4,20 Euro) und Gajar ko Haluwa, eine Art Pudding aus Nüssen und Möhren, gewürzt mit Kardamom (3,50 Euro). Beides süß und köstlich.
Es gibt viel zu entdecken im „Mamaghar“. Ab März eine neue Karte, Vorträge wird es künftig geben, zwanglos sollen sich Nepal-Freunde und solche, die es werden wollen, treffen können. Verdienen wollen Reicherts mit dem „Mamaghar“ übrigens nichts. Gewinn und Spenden gehen komplett nach Nepal. (mz)
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