Noch Mitarbeiter gesucht Artiback im Star Park: Brötchen-Hersteller will geplante Mitarbeiterzahl verdoppeln

Halle (Saale) - Wie es sich für einen Bäcker gehört, auch für einen richtig großen, duftet es bei Artiback im Star Park nach frischem Brot. In einem Regal des Konferenzraums liegen die Kreationen aus Vor- und Sauerteig in Reihe und Glied, zehn Sorten gehören fest zur Produktpalette. „Wir reagieren natürlich auch auf die Ideen unserer Kunden und entwickeln für sie Brot- und Brötchensorten, die sie wünschen“, sagt Frank Küntzle, neben Marc Michael Saam und Axel Sehnert einer von drei Geschäftsführern bei Artiback, einem Spezialisten für Tiefkühlbackwaren.
Im Januar 2017 hatte das Start up, erst 2016 gegründet, eine acht Hektar große Fläche im Star Park gekauft. Nun hat der Geschäftsbetrieb begonnen, werden die ersten Kunden schon beliefert.
Arti-Back im Star Park: Nur die Desinfektionsschleuse führt in die heiligen Hallen
Die Hygieneregeln im Unternehmen sind streng. In der Produktionshalle sind Uhren und Schmuck verboten. Gäste haben hier normalerweise keinen Zutritt, es sei denn, es sind Geschäftskunden. Oder Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos), der dem Unternehmen am Mittwoch einen Besuch abstattet. Küntzle verteidigt die stringenten Vorschriften: „Wir produzieren Lebensmittel. Und unsere Produkte sollen so hochwertig wie möglich sein“, sagt Küntzle. Wer an einer Infektionskrankheit leidet, bleibt jedenfalls draußen.
Auf dem 23 Hektar großen Areal von Schaeffler sind Bagger, Planierraupen und Lkw unterwegs. Die Fläche wird für den Bau eines Montage- und Verpackungszentrums vorbereitet. Der Autozulieferer investiert im Star Park einen dreistelligen Millionenbetrag und will 900 Jobs schaffen.
2019 soll das Logistikcenter in Betrieb gehen. Ende 2018 will Schaeffler die Einstellungsphase starten. Unterdessen expandiert „Greatview“ und hat eine weitere Produktionshalle errichtet. Die chinesische Firma stellt Kartonverpackungen für Getränke her. (dsk)
Mit Schutzkleidung geht es schließlich durch eine Desinfektionsschleuse, hier werden die Hände geschrubbt, erst dann ist man im eigentlichen Betrieb.
Arti-Back im Star Park: So funktioniert die Produktion im Großbetrieb
Von den geplanten 40 Millionen Euro, die Artiback investieren will, sind 30 Millionen Euro schon in den Standort geflossen. Und die drei Chefs können Positives verkünden. Statt der einst anvisierten 50 Jobs hat Artiback bereits 66 Arbeitsplätze geschaffen. Fast 80 sollen es bis Ende 2018 sein. „Und wenn wir im nächsten Jahr unsere zweite Produktionslinie in Betrieb nehmen, werden wir bei rund 100 landen“, sagt Küntzle.
Artiback beliefert Großkunden, die Hotels, Gaststätten und Tankstellen versorgen, sowie den Lebensmitteleinzelhandel. Im Star Park werden die Produkte vollautomatisch hergestellt, vorgebacken und danach auf mindestens minus 18 Grad Celsius tiefgekühlt. Vor Ort müssen in den jeweiligen Lokalitäten nur noch aufgebacken werden.
Arti-Back im Star Park setzt auf natürliche Zutaten
„Wir sind traditionelle Bäcker und verwenden nur natürliche Zutaten für unsere Grundrezeptur, also Mehl, Hefe, Wasser und Salz. Auf Backmittel, künstliche Enzyme oder andere Zusatzstoffe verzichten wir“, erzählt Küntzle. Die Prozesszeiten sind lang, ein Unterschied zum üblichen Industriestandard.
Der Vorteig muss zwölf bis 14 Stunden ruhen, ehe er verarbeitet wird. Beim Sauerteig sind es 28 Stunden. Der Aufwand lohne sich, findet Artiback. Die Produkte seien ursprünglich, die Backwaren gut bekömmlich. Der Endverbraucher weiß übrigens nicht, dass er in ein Brot von Artiback beißt. Einen Hinweis auf die Firma findet sich nicht. „Wir konzentrieren uns auf das, was wir können. Eine eigenständige Vermarktung planen wir nicht“, sagt Küntzle.
Arti-Back im Star Park: Erfolgsstory aus der Region
Artiback ist eine Erfolgsstory aus der Region. Die drei Geschäftsführer wohnen in Halle und im Landkreis Mansfeld-Südharz. Die Mitarbeiter sind vornehmlich aus Halle und dem Saalekreis. „Die Wohnortnähe und die Lage zwischen zwei Großstädten ist ein Vorteil. Hinzu kommt die gute Logistik durch die Autobahn und den Flughafen“, sagt Küntzle. Und nicht zuletzt habe man sich dort niedergelassen, wo die Rohstoffe wie das Mehl herkommen: aus der Magdeburger Börde und dem Thüringer Tiefland.
Der OB ist beeindruckt. „Er ist spannend, den Prozess von der Ansiedlung bis zum Produktionsstart zu begleiten“, sagt er. Und er freue sich, dass für die Region gute Jobs geschaffen worden sind und Artiback keine Billiglöhne zahle. Ungelernten Mitarbeitern zahlt die Firma einen Stundenlohn von zwölf Euro (mit Zuschlägen), mit der Qualifikation steigt auch das Gehalt. „Wir haben keine Probleme, Stellen zu besetzen. Es gibt vielmehr eine Warteliste“, so Küntzle. (mz)