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Artefakt aus Glas Artefakt aus Glas: Imperium der Pfännerschaft beruht nicht nur auf Salzgewinnung

Von Dirk Skrzypczak 05.05.2019, 13:00
Stolz präsentiert Steffen Kohlert den Pfänner-Baustein aus Glas. Markenzeichen ist der Halloren-Hut - stilsiert wie zwei Hügel. Der Baustein war Anfang des 20. Jahrhunderts in Senftenberg produziert worden. Dort betrieb die Hallesche Pfännerschaft eine Glashütte.
Stolz präsentiert Steffen Kohlert den Pfänner-Baustein aus Glas. Markenzeichen ist der Halloren-Hut - stilsiert wie zwei Hügel. Der Baustein war Anfang des 20. Jahrhunderts in Senftenberg produziert worden. Dort betrieb die Hallesche Pfännerschaft eine Glashütte. Dirk Skrzypczak

Halle (Saale) - Vorsichtig holt Steffen Kohlert einen Glasquader aus der schützenden Verpackung. „Pfänner-Baustein“ ist auf einer Seite wie ein Stempel eingraviert, in der Mitte zwei Hügel - das Symbol für den Hallorenhut. Kohlert, Vorstands-Chef des Saline-Museums, strahlt, als hätte er einen Klumpen Gold in der Hand.

„Das ist in der Tat ein besonderes Artefakt, weil es viel über die Geschichte der Pfännerschaft in Halle erzählt“, sagt er. Zwar habe man bereits einen Glasbaustein aus der Produktion der Pfänner, der sei aber bei weitem nicht so gut erhalten wie das im Internet erworbene Stück - hergestellt Anfang des 20. Jahrhunderts.

Pfänner, Halloren, Saline: Regionales Imperium

Pfänner, Halloren, Saline: Damit verbindet die Öffentlichkeit eigentlich nur die Salzgewinnung. Doch die Pfänner waren nicht nur die Besitzer der Siedehäuser und ihrer Infrastruktur. Die Pfännerschaft hatte vom 12. Jahrhundert an schrittweise ein Wirtschaftsimperium aufgebaut, das in die ganze Region ausstrahlte. Die Pfänner betrieben Kohlegruben bis ins Geiseltal.

Sie haben Kohlebriketts hergestellt, eigene Ziegelwerke bewirtschaftet sowie diverse Produkte aus Glas herstellen lassen: Einweck-Gläser für Obst und Gemüse beispielsweise, aber auch Glasbausteine, die Licht in Häuser brachten. „Wir reden also von einer regionalen Wirtschaftsgeschichte“, erzählt Kohlert. Eine blühende Vergangenheit, die 1926 in einem Krimi endete.

Vertreter der MAG zogen um 1925 von Haus zu Haus

Damals hatte die Mansfeld AG (MAG) längst ein Auge auf das florierende Imperium der Pfännerschaft, selbst eine Aktiengesellschaft, geworfen. Die Vereinigung war so mächtig, dass sie über Jahrhunderte die Politik in der Stadt mitbestimmte.

„Vertreter der MAG zogen um 1925 von Haus zu Haus, um den Leuten ihre Aktien abzukaufen. So kam es letztlich zur feindlichen Übernahme“, sagt Kohlert. Doch die Mansfelder waren nicht dumm. Statt den Konzern zu zerschlagen, führten sie den Betrieb unter dem Markennamen Pfänner weiter. Und auch den Halloren-Hut als Markenzeichen behielten sie bei.

Relikte der Pfänner: Begehrte Stücke

Die Relikte der Pfänner sind heute bei Sammlern heiß begehrt, wenn sie ihren Wert erkennen. Auf den Glasbaustein war Kohlert im Internet gestoßen. „Ich hatte Glück, weil sein Besitzer von der Bedeutung des Artefakts nichts wusste“, sagt er. Was er für das gute Stück bezahlt hat, verrät Kohlert nicht. Produziert wurde der Baustein übrigens in Senftenberg. Hier hatte die Pfännerschaft ihre Glashütte betrieben. Wie hoch im Kurs die alten Pfänner stehen, zeigen die Aktien.

Sie sind heute zwar in ihrem eigentlichen Sinn nichts mehr wert, erzielen bei Auktionen und im Online-Handel allerdings rund 1.600 Euro - pro Aktie wohlgemerkt. Der Glasbaustein wird übrigens einen Platz im Saline-Museum bekommen. Zuvor wird es aber umgebaut. Ende 2019 sollen die Arbeiten beginnen. (mz)

Die Luftaufnahme, fotografiert Anfang des 20. Jahrhunderts aus nördlicher Richtung, zeigt die Fabrikanlagen auf der Saline.
Die Luftaufnahme, fotografiert Anfang des 20. Jahrhunderts aus nördlicher Richtung, zeigt die Fabrikanlagen auf der Saline.
Salinemuseum