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Aus für "Zorn"-Filme? ARD-Krimi-Reihe aus Halle wird abgesetzt. Den Autor überrascht dies.

Von Alexander Schultz und Jan Schumann 17.06.2016, 09:45
Stephan Ludwig, Axel Ranisch und Stephan Luca (v.l.n.r.)
Stephan Ludwig, Axel Ranisch und Stephan Luca (v.l.n.r.) Günter Bauer Lizenz

Halle (Saale) - Noch ein „Zorn“-Film, dann soll Schluss sein. Nach MZ-Informationen steht die Fortführung der populären Fernsehkrimireihe um die beiden Kommissare Claudius Zorn und dem dicken Schröder, nach der Romanvorlage des halleschen Bestsellerautors Stephan Ludwig, im ARD-Programm vor dem Aus.

Aus MDR-Kreisen hieß es am Donnerstag, dass der Fernsehausschuss, das Gremium der Programmkontrolle für öffentlich-rechtliche Fernsehanstalten, über den künftigen Zahlungsstopp für die Krimifilme durch die Produktionsfirma informiert worden sei. Ein entsprechendes Schreiben der Degeto Film GmbH sei beim Mitteldeutschen Rundfunk eingegangen. Wolf-Dieter Jacobi, Programmdirektor des MDR, wollte sich am Donnerstag nicht zu den Beratungen im Ausschuss äußern.

TV-Quoten

Der Grund dafür, dass Degeto den Geldhahn nun zudreht, sollen die zuletzt gesunkenen TV-Quoten von Zorn und seinem gutmütigen Assistenten Schröder sein, hieß es aus Gremienkreisen. Bisher hatte sie die Produktion der Zorn-Reihe zu 90 Prozent gestemmt. Weitere zehn Prozent waren vom MDR geflossen.

Von Seiten Degetos gab es am Donnerstag keine eindeutige Aussage zum Finanzierungsstopp der Reihe. Sprecherin Natascha Liebold verwies auf das in Arbeit befindliche Drehbuch des fünften Teils „Kalter Rauch“ - nach MZ-Informationen wird dies wohl der letzte Zorn-Titel sein, der voraussichtlich im Herbst diesen Jahres in Halle verfilmt wird. Ein klares Dementi zum Zahlungsstopp gab es von Degeto am Donnerstag allerdings nicht.

13 Millionen Zuschauer sahen die ersten vier Verfilmungen der halleschen Krimi-Reihe im Fernsehen, die jeweils donnerstags auf dem Sendeplatz für regionale Krimis zur besten Sendezeit in der ARD ausgestrahlt wurden. Ob dies den Auftraggebern zu wenig war, wollte man beim MDR nicht bestätigen. Jedoch waren die Einschaltquoten leicht rückläufig - was viele Mitwirkende jedoch auf den besagten Sendeplatz schoben. So lief der vierte Film im Frühjahr zeitgleich mit dem Fußballspiel Liverpool gegen Dortmund.

„Davon weiß ich überhaupt noch nichts“

Dass nach dem fünften Film Schluss sein soll, überraschte den „Zorn“-Erfinder Ludwig am Donnerstag sehr. „Davon weiß ich überhaupt noch nichts“, sagte Ludwig gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung. Das Filmteam sei sehr optimistisch, dass es weitergeht und der MDR, als zweiter Auftraggeber, liebe das Projekt. „Das wundert mich alles sehr, sehr, sehr“, glaubt der 50-Jährige noch nicht an das endgültige Ende für seine beiden halleschen Filmhelden.

Für die Filmstadt Halle wäre der Schlussstrich unter der Krimiserie ein Rückschlag, nutzt die Stadt doch die Marke „Zorn“ auch als Marketingprodukt. Nach dem Ende des halleschen „Polizeiruf 110“-Teams Schmücke und Schneider, wäre es zudem innerhalb weniger Jahre ein großer Verlust bundesweiter Aufmerksamkeit durch ein eigenes lokales Krimiformat im Fernsehen.

Unverständnis über Degeto

Rainer Robra, Chef der Staatskanzlei in Magdeburg und zuständig für den Kultusbereich, hatte angesichts der schwierigen Verhandlungen zwischen MDR und Degeto für ein Weiterführen der Serie plädiert. Sie helfe der Stadt Halle und dem Land in puncto Image und Ansehen.

Stefan Gebhardt, kultur- und medienpolitischer Sprecher der Linken-Fraktion im Landtag kritisierte: „Sollte sich bestätigen, dass die Degeto die Zahlungen einstellt, hätte die GmbH keine große Produktion mehr in Mitteldeutschland.“ Angesichts dessen müsse hinterfragt werden, wieso der Mitteldeutsche Rundfunk weiter in die Degeto einzahle. Die  ARD-Tochter  wird zu etwa zehn Prozent aus Mitteln des MDR finanziert.

Mehr "Zorn"

Mit „Zorn“ selbst ist jedoch noch lange nicht Schluss. Das sechste „Zorn“-Buch mit dem Titel „Zorn - Wie du mir“ erscheint Ende Oktober im Buchhandel. Und der Autor hat noch jede Menge Stoff für „viele weitere Geschichten und Bücher.“ Ludwig und die Zorn-Fans hoffen aber auch noch auf weitere Filme. (mz)

Drehbuchautor Stephan Ludwig am Set. Er schreibt bereits am sechsten Zorn-Buch.
Drehbuchautor Stephan Ludwig am Set. Er schreibt bereits am sechsten Zorn-Buch.
Silvio Kison
Claudius Zorn (Stephan Luca) kommt an seinen ersten Tatort - in Halle.
Claudius Zorn (Stephan Luca) kommt an seinen ersten Tatort - in Halle.
MDR/Junghans
Die Halle-Ermittler: Claudius Zorn (Stephan Luca, li.) und Schröder (Axel Ranisch, re.).
Die Halle-Ermittler: Claudius Zorn (Stephan Luca, li.) und Schröder (Axel Ranisch, re.).
MDR/HA Kommunikation