Anke Berghaus-Sprengel Anke Berghaus-Sprengel : Die Hüterin des Wissens in Halle
Halle (Saale) - Anke Berghaus-Sprengel sitzt an ihrem langen Schreibtisch in der August-Bebel-Straße. Gerade wird noch ein dringender Telefonanruf durchgestellt, am Arbeitsplatz liegen Papiere ordentlich in Stapel gereiht. Für die Direktorin der Universitäts- und Landesbibliothek in Halle gibt es viel zu tun.
Statt Unruhe oder Hektik ist ihr etwas ganz anderes anzumerken: Das Gefühl, dass sie hier genau richtig ist: „Ich habe mich sofort sehr gut aufgenommen gefühlt“, sagt Anke Berghaus-Sprengel, die 1962 auf der ostfriesischen Insel Norderney geboren wurde, bislang in Berlin lebte und im April vergangenen Jahres für ihre neue Stelle nach Halle kam. Ihren Lebensmittelpunkt in eine andere Stadt zu verlagern, war keine leichtfertige Entscheidung, besonders weil zur Familie neben ihrem Mann auch zwei Söhne gehören.
Heimisch geworden ist die Direktorin der Universitätsbibliothek in Halle schon
Der ältere Sohn bleibt in Berlin wohnen und ihr Mann pendelt regelmäßig zum Arbeiten in die Hauptstadt. Heimisch geworden ist die Direktorin in Halle trotzdem schon: „Wir haben ein wunderschönes Haus in Seeben gefunden mit viel Platz und Grün.“ Inzwischen hat sie die Oper für sich entdeckt, kleine Läden in der Innenstadt und in Neustadt die Skate-Arena Am Kinderdorf. Wenn die Bibliotheksleiterin nicht arbeitet, ist sie in Halle und Umgebung gern beim Skaten auf Rollen unterwegs. Oder es zieht sie an die Goitzsche und zum Leipziger Neuseenland.
Als gelernte Buchbinderin ist Anke Berghaus-Sprengel die Verbindung zum gedruckten Wort beruflich schon früh begegnet. Über den zweiten Bildungsweg studierte sie zunächst in Hannover Geschichte, Philosophie und Deutsche Literaturwissenschaft, ging dann unter anderem mit einem Stipendium nach Paris und war nach weiteren Stationen zuletzt Bibliotheksdirektorin an der Humboldt-Universität in Berlin.
Arbeit in der Universitätsbibliothek seit Jahren im Prozess des digitalen Wandels
Ihre Arbeit erlebt seit Jahren einen Prozess des digitalen Wandels. Auch in Halle liegt darin ein Schwerpunktbereich der Direktorin: „Studenten lernen heute anders.“ Wo vor einigen Jahren noch Textmarker auf kopierten Texten für neonfarbene Gedächtnisstützen sorgten, wird heute auf technischen Geräten in kurzer Zeit zusammenkopiert oder Text mit Lesezeichen versehen.
Ältere Bestände werden an der Universitäts- und Landesbibliothek in Massen eingescannt und so in elektronischer Dokumentform unter anderem auch durchsuchbar gemacht. Ging es früher hauptsächlich darum, Bestände zum Beispiel vor Nässe zu schützen oder mehr Raum zu verschaffen, sind mit digitalen Wissenschaftsdokumenten auch neue Aufgaben hinzugekommen: Dafür zu sorgen, dass Formate lesbar bleiben oder Zugriffsmöglichkeiten abzusichern, auch wenn ein Verlag, der digitale Inhalte anbietet, eventuell nicht mehr existiert. Vor allem geht es auch darum, Konditionen gut zu verhandeln, um wirtschaftlich zu bleiben.
Manchmal bieten die neuen digitalen Möglichkeiten aber auch ganz alltägliche Vorteile
In den neuen Arten, Wissen anzueignen, sieht Anke Berghaus-Sprengel vor allem großes Potenzial, in Projekten zum Beispiel, die es ermöglichen, mit übereinandergeblendeten Karten das selbe Gebiet im Verlauf der Jahrhunderte zu betrachten oder mit Hilfe von Digital-Humanity-Tools, die es ermöglichen, verschiedene Dokumente in Verbindung zu bringen. Ein Botaniker etwa kann so Herbare mit geografischen Daten und Briefen der Zeit verknüpfen.
Manchmal bieten die neuen digitalen Möglichkeiten aber auch ganz alltägliche Vorteile. Wie Anke Berghaus-Sprengels jüngster Sohn den besten Schokokuchen mit flüssigem Kern und Himbeersoße bäckt, weiß er aus dem Handy. (mz)