Anika Steckbauer Anika Steckbauer: Das HFC-Mädel mit dem Mikrofon
Halle (Saale)/MZ. - Beim Anschauen vergrub Anika Steckbauer ihr Gesicht in den Händen. Es war ihr unangenehm, sich so zu sehen. Für HFC-TV interviewte sie nach der Auftaktpartie gegen Offenbach Steven Ruprecht und Nils Pichinot. "Die ersten Interviews waren schrecklich", sagt Steckbauer. "Die Kombination aus Sangerhäuser und Hallenser Dialekt klang furchtbar."
Seit Saisonbeginn und auch am Samstag gegen Darmstadt ist die 27 Jahre alte gebürtige Sangerhäuserin das Gesicht des Halleschen FC. Zumindest im vereinseigenen Fernsehen, das Spielberichte, Interviews und Pressekonferenzen fürs Internet produziert. "Knut Stahmer, der HFC-Pressesprecher, hat mich gefragt, ob ich mir das zu den Heimspielen zutrauen würde", erzählt Steckbauer. Sie konnte. Kein Wunder, denn Anika Steckbauer lebt für den Verein. "Ich bin ein eingefleischtes HFC-Mädel. Durch und durch", sagt sie über sich.
Seit ihrem 16. Lebensjahr spielt Steckbauer selbst für den Halleschen FC. Zuerst in den Jugendmannschaft, dann bei den Regionalliga-Frauen. Die Mannschaftskapitänin hatte sogar Angebote aus der ersten und zweiten Bundesliga, abgelehnt. "Wenn ich einmal Bundesliga spielen sollte, dann will ich das nur mit dem HFC", sagt sie.
An Fußballspielen ist bei ihr aber momentan ohnehin nicht zu denken. Ende der vergangenen Saison wurde bei ihr ein Knorpelschaden diagnostiziert. Erst in der Rückrunde wird sie wieder eingreifen können. Dementsprechend kann sie sich zunächst voll auf ihre neue Aufgabe konzentrieren. Und da muss sie nach eigener Aussage noch viel lernen. "Ich soll jetzt noch einmal ein Sprechtraining machen", erzählt sie. Das Ziel: Aussprache und Betonung verbessern - und den Dialekt bekämpfen.
Die sonstigen Untiefen der journalistischen Arbeit hat sie auch schon kennengelernt. "Es kommen zu den Interviews nie die Spieler, die vorher angekündigt sind", berichtet Anika Steckbauer. Dann heißt es schnell umschalten. Die vorher mühsam zurechtgelegten Fragen passen plötzlich nicht mehr. "Das finde ich dann richtig schwer. Was sage ich jetzt bloß?", erzählt sie. Aber zum Glück könne sie in allerhöchster Not noch einmal von vorn beginnen. "Wir senden ja nicht live."
Anika Steckbauers größte Angst ist, dass sie demnächst einmal einen der Spieler interviewen muss, den sie schon seit Jahren kennt. Beispielsweise Jan Benes, der früher ebenfalls für den VfB Sangerhausen gespielt hat, oder Telmo Teixeira-Rebelo. "Das ist schwierig, mit denen distanziert umzugehen. Ich muss dann immer lachen."
Richtig zufrieden ist Steckbauer auch nach einigen Wochen noch nicht. "Aber es wird von Mal zu Mal besser", sagt sie. Und bei den HFC-Fans hat Anika Steckbauer schon jetzt so etwas wie Kultstatus. Als sie beim DFB-Pokalspiel gegen den MSV Duisburg die Interviews nicht machen konnte, stieß das im Fan-Forum webhallunken.de auf massive Kritik. Der einhellige Tenor: "Wir wollen die Anika zurück."