Ammendorf vs. Haldensleben Ammendorf vs. Haldensleben: "Wir waren einfach zu blöd"

Halle (Saale) - Jeder bewältigte den Frust auf seine Weise. Chris Klarner hämmerte mit der Faust auf den Rasen, stieß ein lautes „Mann“ hervor. Mannschaftskollege Christoph Zorn präferierte dagegen die stille Verarbeitung, er ließ sich auf die Trainerbank fallen und starrte minutenlang ins Leere. Später gesellten sich Martin Wehlert und Christian Kamalla dazu und taten es Zorn gleich. Wie unterschiedlich die Frustbewältigung auch ausfiel, eines war allen Spielern des BSV Ammendorf gleichermaßen anzumerken: Das 1:1-Unentschieden im Verbandsliga-Heimspiel gegen Haldensleben fühlte sich für sie an wie eine Niederlage.
Und das aus gutem Grund: Gegen einen tief stehenden Gegner hatte der BSV 70 Minuten lang enorm viel investiert, war unentwegt angerannt und fuhr mit dem Remis am Ende einen viel zu kleinen Ertrag für die geleisteten Mühen ein. „Wir waren einfach zu blöd“, ging Kapitän Kamalla dann nach dem Spiel auch schonungslos mit sich und der Mannschaft ins Gericht. „Wir wussten, dass Haldensleben hinten drin stehen wird. Dafür haben wir uns eigentlich viele Chancen rausgearbeitet, aber machen die Dinger nicht rein.“
Chancenwucher vor der Pause
Diese Einschätzung galt vor allem für die erste Hälfte. Insgesamt zehn gute bis sehr gute Chancen erspielten sich die Ammendorfer bis zur Pause, ein Tor schossen sie aber nicht. Den Anfang machte Tobias Cramer in der 14. Minute, dessen Schuss der Haldensleber Schlussmann Florian Switala parierte. Zwei Minuten später beförderte Georg Ströhl den Ball artistisch über das Tor. Weitere Schussversuche von Cramer und David Sieber verfehlten das Ziel oder landeten in den Händen von Switala.
Die besten Möglichkeiten hatte der BSV direkt vor der Pause. Nach schöner Kombination kam Ströhl in der 42. Minute aus der Nahdistanz zum Abschluss, schoss aber am Tor vorbei. Eine Minute später kam der Angreifer frei zum Kopfball, zielte aber zu hoch. Und in der Nachspielzeit der ersten Hälfte wurde Zorn durch eine schöne Verlagerung freigespielt, verfehlte aber das Tor. „Die schlechte Chancenverwertung verfolgt uns die gesamte Saison. Deswegen gewinnen wir solche Spiele nicht, und deswegen sind wir nur Dritter“, ärgerte sich Kamalla.
Die katastrophale Chancenverwertung war aber nicht der einzige Grund für den vermeidbaren Punktverlust. Immerhin wandelte Ammendorf in der 60. Minute tatsächlich eine Chance in einen Treffer um und ging durch einen Kopfball von Tobias Cramer in Führung. Eine 1:0-Führung gegen einen äußerst passiven Gegner - das hätte reichen können, ja müssen.
Dass aus dem Sieg nichts wurde, lag an einem kapitalen Aussetzer der Ammendorfer Defensivabteilung in der 69. Minute: Nach einem Fehlpass von Wehlert schaltete Haldensleben schnell um, die BSV-Akteure standen schlecht gestaffelt und waren zudem unentschlossen im Zweikampfverhalten, wodurch Rene Hasse keine Mühe hatte auszugleichen. „Wenn du 1:0 führst, musst du cleverer spielen. Da darfst du nicht in einen Konter rennen“, bewertete Kamalla den Ausgleichstreffer, auf den die Ammendorfer keine Antwort mehr fanden.
Serie ohne Trainer endet
Mit dem Remis verpasste es der BSV nicht nur das torlose Remis von Merseburg 99 auszunutzen und im Aufstiegsrennen Punkte gutzumachen. Das 1:1 bedeutete auch das Ende einer Serie, wie Kamalla verriet: „Eigentlich gewinnen wir immer, wenn Lutz Schülbe nicht da ist.“ Der BSV-Trainer weilte am Samstag mit seinen ehemaligen Mitspielern vom HFC beim Auswärtsspiel in Stuttgart.
Vertreter Nils Böttcher versuchte, das Positive aus dem letztlich frustrierenden Spiel herauszustreichen: „Wir haben 70 Minuten lang richtig guten Fußball gespielt, haben extrem viel investiert.“ Und obwohl die Spieler am Samstag psychisch angeschlagen schienen, glaubt er nicht an eine Folgewirkung des Unentschiedens: „Wir sind mental stark genug, das Spiel wird uns nicht verunsichern.“
Ob diese Einschätzung zutrifft, wird sich bereits am Mittwochabend zeigen. Dann empfängt der BSV den VfB Sangerhausen. (mz)