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Ammendorf Ammendorf: Halles Sommerbad verschwindet

Von Kathleen Bendick 07.07.2013, 19:34

Halle/MZ - Endlich ist Sommer und viele Hallenser zieht es in die Bäder. Früher stand auch das Ammendorfer Sommerbad für Erfrischung, seit einigen Jahren erhitzen sich an dem Objekt nur noch die Gemüter: Am Montag endet die Einspruchsfrist zur Vergabe des Abrissauftrags für das Bad. Doch eine Initiative will das verhindern.

Als Kinder haben Thomas Adams und Maik Naumann ihre Ferien im Ammendorfer Bad verbracht. Heute haben sie selbst Kinder, baden gehen sie mit ihnen aber woanders - wenn überhaupt. „Das Maya Mare, was in der Nähe ist, ist für uns zu teuer“, sagt Adams. Und das nächste günstigere Freibad sei zu weit weg. „Wir verstehen nicht, warum das Ammendorfer Bad geschlossen wurde und warum es jetzt auch noch abgerissen werden soll“, sagt Adam.

Bei der Stadtverwaltung hat man auf diese Frage eine einfache Antwort: Das Bad sei zu teuer. „Das Sommerbad Ammendorf wurde aus wirtschaftlichen Gründen bereits zur Freibadsaison 2004 nicht eröffnet. Auch in den Folgejahren konnte auf Grund fehlender Haushaltsmittel keine Wiedereröffnung realisiert werden“, so Stadtsprecher Drago Bock.

Seit dieser Zeit verwildert die Grünanlage. Hochgewachsen versperren Büsche nun den Blick auf das einstige Erholungsareal. Müll liegt herum. Die Wände der Häuschen sind mit Graffiti besprüht. Sogar Bäume wachsen aus dem Schwimmerbecken. „Und jetzt ist es richtig teuer, alles zu sanieren“, weiß auch die Bad-Fürsprecher Maik Naumann.

Zusammen haben er und Adam eine kleine Initiative gegründet, um das Stadtbad zu retten. „Wir haben viele Ideen eingebracht, was man mit dem Bad machen könnte. Es gibt eine alte Sauna im Inneren, die könnte man doch reaktivieren. Hier können Feste stattfinden und im Winter gibt es Schlittschuhlaufen. Wir würden sogar als Verein versuchen, das Bad selbst zu betreiben. An anderer Stelle klappt es auch“, sagt Naumann.

Doch alle Anstrengungen liefen bislang ins Leere. Aus der Stadtverwaltung ist zu erfahren, dass Mitte des Jahres 2011 ein privater Kaufantrag für das Objekt gestellt wurde. „Der Erwerber beabsichtigte die Wiedereröffnung des Objektes als Bad. Ein entsprechendes Kurzkonzept des Erwerbers sah allerdings eine wesentliche Unterstützung der Stadt vor, welche nicht geleistet werden kann“, sagt Bock. Als das dem Interessent mitgeteilt wurde, habe es keine weitere Reaktion gegeben. Die Stadt beschloss den Abriss. „Da das Objekt Sicherungskosten und sonstigen Aufwand in Höhe eines mittleren fünfstelligen Betrages verursacht, sollen entsprechende Fördermittel für einen Abriss genutzt werden“, erläutert Bock. Mit dem Ende der Einspruchsfrist am Montag soll die Vergabe für den Abriss in der 28. Kalenderwoche abgeschlossen sein. Für Oktober ist der Abriss selbst geplant.

Das wollen Naumann und Adam auf jeden Fall verhindern. Eine neue Petition wurde aufgesetzt. Unterschriften werden gesammelt. Seit Jahren kämpfen sie mit Briefen und Transparenten für den Erhalt des Bades. Naumanns jüngstes Werk erinnert an der Straßenbahnhaltestelle „Ammendorfer Bad“, an die Herkunft des Namens. „Wir fühlen uns ausgeschlossen und nicht ernst genommen. Wenn jemand solange immer wieder für eine Sache kämpft, darf das nicht ignoriert werden“, meint Adams.