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Altmeister übergibt den Staffelstab

Von Ralf Böhme 25.01.2008, 17:26

Dornstedt/MZ. - Nach Auskunft der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau gelingt es nur in jedem zweiten Fall, einen Nachfolger zufinden. Als aktuelles Beispiel, wo der Vater den Staffelstab problemlos an den Sohn weiter reicht, gilt der Kfz-Betrieb Hackauf in der Saalekreis-Gemeinde Dornstedt.

Im Büro der Firma hängen zwei Meisterbriefe nebeneinander. Einer ist ausgestellt im Jahr 1971. Damals begann Walter Hackauf, der sich privat für Oldtimer begeistert, als Karosseriebauer seine Werkstatt aufzubauen. Nach der Wende wurde mehrfach mächtig investiert - Prüfstände, Teststrecke und Hebebühnen sind auf dem neuesten Stand. 35 Fachleute leisten den kompletten Service rund ums Auto. Der zweite Meisterbrief stammt von 1990. Gerald Hackauf kannte die Arbeit in der Werkstatt von Kindesbeinen an und lernte dann beim Vater. Kaufmännische Erfahrungen steuerte die Mutter bei. Damit verblüffte der Jungmeister nicht nur einmal die Konkurrenz. Im bundesweiten Wettbewerb seiner Branche errang der Dornstedter den begehrten "Starter Grand Prix". Mit dem ersten Tag des neuen Jahres übernahm der Junior die Geschäfte. Die Weichen für eine wichtige Neuerung hatte er - in Absprache mit dem Vater - bereits vorher gestellt.

Das Unternehmen setzt künftig auf Expansion, schafft sich im Leipziger Raum noch ein Standbein. Mit einer weiteren Investition, dieses Mal im Gewerbegebiet Markranstädt, entsteht eine zweite Werkstatt. Zunächst einmal können dort sechs bis acht neue Arbeitsplätze entstehen. Der Stützpunkt soll zu einem Zentrum ausgebaut werden, dass unter anderen Fahrzeuge aus Leasingflotten instand setzt und im Auftrag von Servicegesellschaften tätig wird. Der Jung-Unternehmer: "Der Markt verändert sich." Für den Senior ist es aber genau so wichtig, dass man "immer auf dem Teppich" bleibt. Drei Punkte schreibt er dem Nachfolger ins Stammbuch. Erstens: "Solide Handwerksarbeit ist das A und das O." Zweitens: "Eine geschulte Stammbelegschaft zahlt sich aus." Drittens: "Unverzichtbar ist ein ständiges Nachrüsten bei der Werkstatt-Technik."

Für Reinhard Schröter, den stellvertretenden IHK-Hauptgeschäftsführer, ist so eine Übergabe ein Glücksfall. Nach seinen Angaben gehen jährlich bundesweit 30 000 Arbeitsplätze ersatzlos verloren, weil die Übergabe von Familienunternehmen scheitern. Die Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau habe deshalb ein Netzwerk entwickelt. Hilfen reichen von der intensiven Beratung über unternehmerische Konzepte bis zur Unterstützung in Finanzfragen.