Stiftung Altes Rathaus Altes Rathaus Halle (Saale): Stiftung kämpft für Restaurierung des Barockportals
Halle - Es gibt ein Foto von der Ostseite des Marktes, aufgenommen 1950, da ist der Abriss des wunderbaren halleschen Rathauses beinahe beendet. Nur noch das Portal des Barockflügels steht noch - wie ein Mahnmal, ungefähr gegenüber dem heutigen Kaufhaus „New Yorker“. Geht es nach den Mitgliedern der gemeinnützigen „Stiftung Altes Rathaus Halle (Saale)“, dann soll genau dieses prachtvolle Barockportal, das im Jahr 1702 mit dem südlichen Rathausflügel errichtet worden war, nun auch der Beginn für einen Wiederaufbau des bekannten halleschen Rathaus in seiner Renaissancegestalt sein.
Symbol für die Vision eines Wiederaufbaus
Die Wiederaufstellung des Portals wäre ein starkes Symbol für die Vision eines Wiederaufbaus. Dafür rührt ein Verein „Bürgerinitiative historische Rathausseite“ seit Jahren unermüdlich die Werbetrommel - und sammelt Geld. Seit dem Frühjahr nun bemüht sich eine eigens gegründete Stiftung um die Realisierung dieses Wunsches. Buchstäblich Stein auf Stein will man diesem Ziel näher kommen: In der vergangenen Woche hat der Stiftungsvorsitzende Ulrich Schröder den ersten „Stifterbrief“ übergeben. Und zwar an Gerhard und Sonja Fischer; ihre Firma GFW hat die Restaurierung der Spitze der Dreiecksgiebel-Bekrönung des Barockportals und die Neuanfertigung einer Schräge des Tympanons im Wert von insgesamt 1.145 Euro finanziert.
„Das soll sozusagen der Stein des Anstoßes sein. Wir hoffen, dass Ihrer Spende weiter folgen“, bedankte sich Schröder während einer Veranstaltung, in der sich Stiftung im Dorint-Hotel Charlottenhof vorstellte. Stein auf Stein, so will die Stiftung Spenden einsammeln. Die gespendeten Portalsteine, die der hallesche Steinmetzmeister Olaf Korger hergestellt hat, tragen die Wunschinitialen der Stifter.
Die Hälfte der historischen Steine wurde gerettet
Dabei geht es um neue Steine und Restaurierung gleichermaßen. Denn rund die Hälfte der 300 Jahre alten Portalsteine konnte gerettet werden. Nach dem Abriss wurden die Barockportal-Reste in den Graben der Moritzburg geschüttet, wo sie vor etwa 15 Jahren durch die Mitglieder der späteren „Bürgerinitiative Historische Rathausseite“ geborgen wurden. Erklärtes Ziel der Bergung war von Anfang an: „Das Portal sollte für einen möglichen Wiederaufbau des Alten Rathauses erhalten werden“, so Ulrich Schröder. Sie liegen nun in der Großsiedehalle der Saline.
Die junge Stiftung sichert vor allem jenes Geld, welches die etwa 35 Vereinsmitglieder und viele Unterstützer in zahllosen Aktionen bisher eingenommen haben. Damit sind Restaurierung und der Wiederaufbau des Barockportals finanziell realistischer geworden. Stiftungsinitiator Ulrich Schröder schätzt die Kosten auf rund 150.000 Euro. Nach Auswertung historischer Fotos habe man inzwischen die genauen Maße des Portals ermittelt, was einem originalgetreuen Wiederaufbau ermöglicht.
Wiederaufbau des Portals ist nur ein Anfang
Der Wiederaufbau ist jedoch nur das Nahziel der Stiftung. Eigentlich geht es um das Rathaus, das Jahrhunderte vor dem erst 1929 errichten Ratshof stand. Kunsthistoriker Dieter Dolgner sagte in der Veranstaltung: „Das Rathaus stellt den Bezug auf eine große Zeit Halles her, als der deutsche Vizekaiser in Halle residierte: Kardinal Albrecht.“ Ob das aufgebaute Rathaus den völlig aus dem Lot geratenen Platz reparieren kann, sei dahingestellt. Der Kunsthistoriker fand ein andere Frage interessanter: „500 Jahre lang hat Halles Rathaus seine Gestalt immer wieder geändert. In welchem historischen Zustand es wiederaufgebaut werden sollte, das vermag ich nicht zu entscheiden. Die Dresdner Frauenkirche wieder aufzubauen, war dagegen ein Kinderspiel.“ (mz)