Alte Bebauungspläne Alte Bebauungspläne: Halles Stadtplaner misten aus

Halle (Saale) - Das flache Neubau-Restaurant „Tallin“ an der Rigaer Straße war lange so etwas wie das gesellschaftliche Zentrum für Pestalozzi-Park und Südstadt. 1992 hieß die Perspektive für das „Tallin“ noch: Wachstum. Damals brachte der Stadtrat deshalb den Bebauungsplan Nummer 40 „Am Tallin“ auf den Weg. So sollte sichergestellt werden, dass die Entwicklung einer geplanten „Freizeit-, Handelseinrichtung und Hotel“ in geordneten Bahnen erfolgte. Doch das war gar nicht nötig: Investoren bleiben aus. 2004 wurde das „Tallin“ abgerissen, der Grünzug des Pestalozziparks ist bis in das Tallin-Areal gezogen worden.
Fünf Verfahren werden beendet
Der Auftrag des Stadtrats an die Bauverwaltung, diese Pläne beschlussfähig zu machen, besteht formal aber immer noch. So wie bei vielen anderen. Das Rathaus hat dementsprechend noch einige Leichen im Keller. Im Fachbereich Planen werden derzeit schätzungsweise 33 Bebauungspläne geführt, die wohl keine Chance mehr haben, jemals zur Satzung zu werden. Geduldig wie Papier nun aber mal ist, liegen manche seit 25 Jahren in der berühmten Schublade.
Nun aber wird ausgemistet: Der Planungsausschuss des Stadtrats hat jetzt der Aufhebung von zunächst fünf alten Plänen zugestimmt, die zwischen 1991 und 1993 angestoßen worden waren. Keine beschlossenen B-Pläne, sondern sogenannte Aufstellungs- oder Offenlagebeschlüsse. „Die Gründe dafür sind vielfältig. Sie liegen in fehlendem Investoreninteresse oder den sich ändernden Zielstellungen der Stadtentwicklung“, sagt Lars Löbner vom Fachbereichs Planen.
Insofern sind die nun endgültig beerdigten B-Plan-Beschlüsse auch Zeugnisse untergegangener Stadtentwicklungs-Wünsche. Wie etwa der B-Plan „Südliches Zentrum Silberhöhe“. Beschlossen wurde er im Mai 1991 - im gleichen Monat wurde Klaus Rauen zum Oberbürgermeister Halles. Die B-Pläne werden in der Reihenfolge der Aufstellungsbeschlüsse fortlaufend nummeriert. Der Silberhöhen-Plan trägt die Nummer 11. Damals sollte an Querfurter und Gustav-Staude-Straße in der Silberhöhe ein neues Wohngebietszentrum entstehen.
Das Planverfahren aber wurde in den zurückliegenden 25 Jahren indes nicht weiter fortgeführt. Zwischenzeitlich ist über Städtebauförderung ein Großteil der Gebäude weggerissen worden, der Bau neuer Häuser aber nicht mehr vorgesehen. Stattdessen wurde eine „Grüne Mitte“ ausgerufen und mit Fördergeld soll stattdessen der Anhalter Platz weiter gestaltet werden. Auch der ebenfalls vor fast 25 Jahren beschlossene Plan Nummer 12, die Neugestaltung des Areals um die Kaufhalle „am Südstadtring“ - damals Wilhelm-Pieck-Ring - wird nun endgültig abgebrochen. Diese hat praktisch nicht stattgefunden.
2007 wurde zwar nochmals geplant, den „Platz der Völkerfreundschaft“ mit Baumpflanzungen, einem eventuellen kleinen Marktplatz und der Revitalisierung des Restaurants umzugestalten, doch auch das fand nicht statt. Laut Einzelhandels- und Zentrenkonzept der Stadt hat der Bereich perspektivisch keine Zentrumsfunktion mehr. Eine Neubebauung ist nicht mehr vorgesehen.
108 rechtskräftige B-Pläne
Das jetzige Aussortieren der überflüssig gewordenen, gleichwohl aber noch immer gültigen Beschlüsse ist nur der Anfang. Insgesamt gibt es 88 Verfahren, die noch nicht zur sogenannten Rechtskraft geführt wurden. „Bis zu 33 B-Plan-Verfahren können wohl insgesamt eingestellt werden“, sagt Stadtplaner Lars Löbner. Freilich muss das gut geprüft werden. Denn mit der aktuellen Belebung des Immobilienmarkts in Halle leben einzelne Verfahren wieder auf, so dass von den 88 offenen Verfahren zurzeit 23 wieder aktiv bearbeitet werden, so Löbner. Auch bei den übrigen Verfahren werde die Entwicklung der Nachfrage weiterhin beobachtet. Übrigens gab es in Halle im Dezember 108 rechtskräftige B-Pläne. (mz)