Alles noch improvisiert Alles noch improvisiert: So arbeitet CDU-Politiker Christoph Bernstiel im Bundestag

Halle (Saale) - Als Novize in Berlin hat es Christoph Bernstiel in diesen Tagen nicht ganz einfach: Der 33-Jährige ist zwar von den Hallensern als Direktkandidat in den Bundestag gewählt worden. Aber so richtig tätig werden kann der CDU-Mann dort noch nicht: kein Büro, keine Bleibe, und auch noch kein Platz im Parlament.
Denn die Vorbereitungen für die neue Legislaturperiode sind noch lange nicht abgeschlossen. Dabei geht es nicht nur um die Frage, welche Fraktion künftig wo sitzen soll. Sondern auch um eine Formalie: „Das amtliche Ergebnis der Bundestagswahl wird erst am 12. Oktober bekanntgegeben“, erläutert Bernstiel. Erst dann ist er ordentlicher Abgeordneter.
CDU-Politiker Christoph Bernstiel aus Halle (Saale): So liefen die ersten Tage für ihn im Bundestag
Was nicht heißt, dass der Jung-Politiker bis dahin Däumchen dreht. Im Gegenteil: Er hat schon an Sitzungen der CDU-Landesgruppe Sachsen-Anhalt teilgenommen, auch den neuen CDU-Fraktionsvorsitzenden Volker Kauder in einer Sitzung mit gewählt.
Außerdem hat Bernstiel Einführungsveranstaltungen für neue Bundestagsabgeordnete besucht, in denen er unter anderem seine Pflichten als künftiger Arbeitgeber von Mitarbeitern in seinem Büro kennengelernt hat oder bei denen die Hausordnung des Bundestages Thema war. „Es blieb eigentlich keine Zeit zum Durchatmen“, sagt Bernstiel.
Noch kein Büro: CDU-Politiker So muss Christoph Bernstiel aus Halle (Saale) improviesieren
Weil die Bundestagsverwaltung noch mit Hochdruck daran arbeitet, allen Abgeordneten ein Büro zuzuteilen, muss Bernstiel derzeit mit seinem Laptop auf den Knien arbeiten - oder Asyl bei der „Jungen Gruppe“ der CDU suchen, die ein eigenes Büro hat und ihn unterstützt. Auch mit einem vorübergehenden Platz am Schreibtisch.
Als „Gläserner Abgeordneter“ veröffentlich der SPD-Politiker Karamba Diaby alle Einkünfte auf seiner Internetseite. So ist dort zu lesen, dass er als Abgeordnetenentschädigung 9 541 Euro im Monat erhält. Zudem erhalte er eine monatliche Kostenpauschale von 4 318 Euro, durch die das Büro im Wahlkreis, das Inventar und weitere Kosten abgegegolten werden.
Der Bundestag zahlt außerdem für weitere benötigte Büro- und Materialkosten bis zu 12.000 Euro im Jahr, wenn die Kosten per Quittung nachgewiesen werden. Weiter erhält Karamba Diaby wie jeder Bundestagsabgeordnete monatlich 20.870 Euro, von denen Mitarbeiter im Wahlkreisbüro der Heimatstadt und in Berlin bezahlt werden.
Und auch für Reisen müssen Abgeordnete nichts zahlen: Ihnen wird unter anderem eine Netzkarte der Deutschen Bahn gestellt - für die erste Klasse.
Auch die CDU-Fraktion hilft Bernstiel und den anderen Neuen im Bundestag weiter: „Dort habe ich mehrere Hundert Seiten mit Ratschlägen erhalten. Alle sind sehr freundlich und sehr professionell“, so Bernstiel. Kontakte hat er auch schon zu Paul Ziemiak geknüpft, dem Bundesvorsitzenden der Jungen Union und ebenfalls frischgebackener Bundestagsabgeordneter. Und zur Landesgruppe und zu weiteren CDU-Abgeordneten. Überall fühlt er sich gut aufgenommen.
CDU-Politiker Christoph Bernstiel: Abgeordnetenbüro in Halle von Christoph Bergner übernommen
Während das Büro in Berlin wohl erst Mitte oder Ende November bezugsfertig sein wird, so schätzt Bernstiel ein, hat er in Halle bereits sein Abgeordnetenbüro. Nämlich das des früheren CDU-Abgeordneten Christoph Bergner, das er auch bereits nutzt.
In Halle ist er ohnehin in diesen Tagen noch öfter. „Erst zum 12. Oktober werde ich meinen Job im Mitteldeutschen Medienzentrum aufgeben“, sagt der Politiker. Der Leiter der Kommunikation und Studioverantwortliche des MMZ versucht bis dahin, alles für den Übergang auf einen Nachfolger vorzubereiten. Auch wenn er ihn oder sie noch nicht kennt: „Die Stelle ist ausgeschrieben.“
Aber auch wenn er hauptberuflicher Politiker ist, sei er für Nachfragen seines Nachfolgers oder der ehemaligen Kollegen erreichbar - schließlich gibt es doch Telefon.
Was beschäftigt CDU-Politiker Christoph Bernstiel derzeit am meisten?
Weil Halle eben noch immer eine Rolle spielt, hatte für Bernstiel die Suche nach einer Wohnung in Berlin auch noch nicht den Vorrang. Er will sich eine kleine Dienstwohnung in der Hauptstadt mieten und nutzt bis dahin Hotels für Übernachtungen. Oder er ist bei Freunden, die er in Berlin hat.
Womit sich Bernstiel noch nicht beschäftigt hat - das Thema Transparenz. Ob er seine Einkünfte veröffentlicht, wie es zum Beispiel der hallesche SPD-Abgeordnete Karamba Diaby macht? „Da habe ich keine Probleme mit“, sagt der Jung-Abgeordnete. Wichtiger sei ihm momentan aber, seine Arbeitsfähigkeit als Parlamentarier in Berlin herzustellen. (mz)