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Aktion «United Paintings» Aktion «United Paintings»: Tausendfüßler zieht durch die Stadt

Von Sylvia Pommert 31.05.2002, 18:05

Halle/MZ. - Gefallen euch unsere Bilder?" Die elfjährige Jennifer wedelt eifrig mit der Stoffbahn in der Hand. "Guckt doch mal her, sieht gut aus, oder?" Und wenn die Daumen der Schaulustigen am Straßenrand nach oben gehen, freut sich das Mädchen. "Also, die Sache ist doch einfach supertoll, oder?"

Die Sache, oder besser die Idee, ist ebenso einfach wie faszinierend: Kinder einer Stadt malen auf viele Stückchen Stoff ihre Wünsche und Träume. Die Bilder werden zu einem Banner zusammengenäht und gezeigt. Kurz darauf geschieht in einer anderen Stadt, einem anderen Land das gleiche. Die neuen Bilder werden angefügt. Mehr als 8000 Kinder aus elf Nationen haben inzwischen mit Pinsel und Farbe festgehalten, was sie bewegt. 1800 Meter lang war das Banner mit dem Namen "United Paintings" noch vor wenigen Wochen. Tausend Mädchen und Jungen aus Neustädter Schulen und Kindertagesstätten haben jetzt weitere Meter hinzugefügt. Die nun über 2000 Meter lange Bilder-Schlange bewegte sich am Freitag Vormittag, getragen von den jungen Malern selbst, wie ein riesiger, bunter Tausendfüßler vom Saale-Center zum Neustadt-Centrum durch den Stadtteil Neustadt.

Für Frieden und Freundschaft ohne Grenzen lautete das Motto des Zuges. Und Jennifer war sicher, dass ihr genau das aus dem Herzen sprach. "Ich will, dass überall Frieden ist. Dann geht es auch den Kindern gut." Einen Kreis aus Kindern verschiedener Hautfarben hat sie zu Hause gemalt und das Bild in ihrem Zimmers aufgehängt. Ein Zusammenspiel aus vielen Farben hat sie auch für die "United Paintings" hergestellt. Später will Jennifer mal Kinderärztin werden, irgendwo dort arbeiten, wo ihre Hilfe dringend gebraucht wird, in Afrika zum Beispiel. Der neunjährige Clemens, der ebenfalls Kinder verschiedener Hautfarben gemalt hat, will ein guter Fußballer werden. "Das ist dringend nötig." Und deshalb trainiert der Knirps auch schon beim Neustädter Fußballklub.

Ins Leben gerufen wurde die Völker - vor allem aber Kinder - verbindende Aktion vor sechs Jahren vom Verein "Together in Peace" unter der Schirmherrschaft der Unicef. Etwa zwei Jahre ist es her, dass Lutz Mühlbach, Manager vom Saale-Center in Neustadt, davon erfuhr. Mit seinem Kollegen Detlev Rolle vom Neustadt-Centrum, der Stadtverwaltung und mit Unterstützung der Mitteldeutschen Zeitung schob er die Sache für Halle an.

Und, ist es erstaunlich oder ganz normal: Die Träume der Kinder von der Escola Primaria Lisboa/Espania oder der Scola Elementare Scandlicci/Italia stimmen mit denen aus der Grundschule am Zollrain zum Beispiel so ziemlich überein. Fröhliche Menschen unter strahlenden Sonnen, vielfarbige Kinder unter ebensolchen Regenbögen vereint, Blumen, eine bunte Zirkuswelt, Urlaubsmotive und immer wieder Friedenstauben. Vier verschiedene Varianten stammen von Jasmin, Ivonne, Dennis und Kevin aus der Zollrain-Schule. Sie waren an diesem Vormittag ganz aus dem Häuschen, riefen und winkten den Autofahrern zu, die zwischen Rennbahnring und Einstein-Straße unfreiwillig warten mussten bis der Zug vorüber war. Und die Kinder schafften es tatsächlich, dass sich die Kraftfahrerminen erheiterten. Viele winkten zurück und riefen "Hallo".

Mit großem Hallo wurde ab Mittag auch am Neustadt-Centrum gefeiert. Zwei Wochen sollen die "United Paintings" hier und im Saale-Center zu sehen sein. Und dann? Diese Frage konnten Günter Reimers und Caroline Giesen aus der Partnerstadt Hildesheim - sie sind ebenso wie Vertreter aus der Partnerstadt Linz und aus Florenz, wo "United Paintings" einst begann, für einige Tage in Halle zu Gast - spontan beantworten: "Diese Aktion müssen wir unbedingt auch zu uns holen."