AfD verteilt Flyer an Schüler AfD verteilt Flyer an Schüler: Aufregung um "Ausländergewalt an Schulen"

Halle (Saale) - Die Alternative für Deutschland hat offenbar klare Vorstellungen davon, was an der Grund- und Sekundarschule Kastanienallee los ist. Dass dort seit Jahren ein hoher Ausländeranteil herrscht, ist bekannt. Die Junge Alternative, die Jugendorganisation der AfD, hat das am Dienstag zum Anlass genommen, Fragebögen an die Schüler von der ersten bis zur zehnten Klasse zu verteilen, auf denen sie von ihren Erfahrungen mit ausländischen Mitschülern berichten sollen.
„Schon seit Monaten erreichen uns Meldungen, dass Ausländer auf unseren Schulhöfen ihre Mitschüler beleidigen, erpressen und verprügeln“, heißt es in dem von den AfD-Landtagsabgeordneten Jan Wenzel Schmidt und Hans-Thomas Tillschneider unterschriebenen Blatt. Man wolle alles dafür tun, dass Schüler ihre Schule ohne Angst vor „Ausländergewalt“ besuchen könnten. In dem Papier kann jedermann neben Tatort und Tatzeit ankreuzen, was passiert sein soll. Neben Beleidigung, Angriffen mit Verletzungen und Bedrohung kann auch vor „Vergewaltigung“ ein Kreuzchen gemacht werden.
Schulleiterin: Stress, nicht wegen ihrer Herkunft, sondern weil es Kinder sind
Für den Schulleiter der Sekundarschule, Ernst Zörner, und die Leiterin der Grundschule, Doris Forstner, völlig abwegig. „Natürlich gibt es auch Stress unter den Schülern, aber nicht wegen ihrer Herkunft, sondern weil es Kinder sind“, sagte Zörner. Seine Kollegin ergänzte, man habe mehr Probleme mit vernachlässigten deutschen Kindern. „Wenn wir sagen, die Schüler brauchen in 14 Tagen einen Zirkel, haben die ausländischen Kinder morgen einen dabei“, sagte Forstner. Bei einigen Deutschen sei nach zwei Wochen keiner da.
Diese Einschätzung teilen auch die beiden Schulsozialarbeiter. „Streitereien haben nichts mit der Herkunft zu tun. Oft gibt es Missverständnisse wegen der Sprache, aber die werden schnell aus der Welt geräumt“, sagte Schulsozialarbeiter Jan Metzner. Schüler der 9. und 10. Klasse, darunter viele ausländische, würden sich aktiv für das soziale Miteinander in der Schule einsetzen, indem sie die Lehrer bei der Pausenaufsicht unterstützten.
Bündnis Halle gegen Rechts protestiert gegen das Verteilen der AfD-Flyer
Am Dienstag führte das Verteilen der Flyer und der Gegenprotest vom Bündnis Halle gegen Rechts dazu, dass die Aufsicht verstärkt wurde und Schüler auf dem Gelände bleiben sollten: „Wir passen schön auf, dass die Kinder nicht zwischen die Fronten geraten“, sagte Forstner. Jeder habe das Recht, Flyer zu verteilen, aber man hätte die Zeit nutzen können, um mit den Kindern zu arbeiten, statt wegen der Aktion aufzupassen, sagte sie.
Ob die AfD denn im Vorfeld bei den beiden Leitern gefragt hätte, ob es überhaupt Probleme mit ausländischen Schülern gibt? Nein, sagen beide. Aber einem Gespräch hätte man sich nicht verschlossen. (mz)