Adventskalender - Türchen Nummer 5 Adventskalender - Türchen Nummer 5: Kiloweise Blei für die Fische
Nauendorf/MZ. - Manchen Anglern genügen Stock, Schnur und Haken. Andere Petrijünger benötigen einen Helfer, um ihre umfangreiche Ausrüstung mit Ruten, Sitzplattform, mehreren Schnur-Montagen sowie verschiedenen Lockfutter-Mischungen zum Angelplatz zu tragen. Ernst Bachmann aus Nauendorf liegt zwischen beiden Extremen irgendwo in der Mitte. Doch wenn der 49-jährige begeisterte Meeresangler seine große Angelkiste aus dem Keller holt, kommt auch er ins Schwitzen. Ein Blick in den Behälter verrät sofort, warum das so ist:
Fein säuberlich nebeneinander an den Drillingshaken aufgehängt, befinden sich in Bachmanns Kiste etwa 150 so genannte Pilker. Mit den jeweils bis zu mehreren hundert Gramm schweren Fisch-Imitationen aus Blei stellt er großen Dorschen, Köhlern (bekannt als Seelachs) oder Pollacks nach. Seine bevorzugten Reviere sind Ost- und Nordsee sowie der Atlantik.
"Ich schleppe natürlich nicht jedes Mal die ganze Kollektion mit", sagt Bachmann lachend. Vielmehr stellt er sich bei jedem Angelausflug ans Meer ein kleines Sortiment zusammen. "In der Ostsee benutze ich beispielsweise kleinere Modelle in den Farben Rot, Orange, Grün oder Blau", plaudert Bachmann, der auch Vorsitzender des Kreisanglervereins des Saalkreises ist, aus dem Nähkästchen. Grund: Die Ostsee ist relativ flach. Dorsche mit einer Länge von 70 Zentimetern gelten dort als groß.
Kapitalere Fische gehen an der Nordsee und im Atlantik an den Haken - zum Beispiel an den Küsten Norwegens. Diese Gewässer sind zudem tiefer, da ist schweres Gerät gefragt. Bachmann hält einen riesigen silbernen Pilker hoch: "Der wiegt ein Kilo." Die Rute, die diesen Köder bei Tiefen von 60, 80 oder 100 Metern zum Meeresgrund befördern soll, ist an ihrer Spitze fingerdick. Die Angelrolle ähnelt einer kleinen Kabeltrommel.
"Mein größter Dorsch war 1,04 Meter groß und wog 15 Kilo", berichtet Bachmann stolz. Gefangen hat er ihn in Norwegen. Die Verwertung solcher Fische ist für den Nauendorfer überhaupt kein Problem. "Ich könnte jeden Tag Fisch essen."
Kiloweise Blei in den schönsten Farben und Formen - und das schmeckt den Fischen? Milde lächelnd erläutert Bachmann, dass es weniger auf Geschmack und Geruch ankommt, als vielmehr auf Optik und Bewegung. Vom Boot oder Kutter aus werden die Pilker auf den Grund gelassen und durch Heben und Senken der Angelrute in Bewegung versetzt. Das löst bei den Fischen den Fressreiz aus. Manchmal aber auch nicht. Bald kommen Bachmanns Pilker wieder zum Einsatz. Am 11. Dezember will der Nauendorfer, der als Rechtsdezernent beim Landesumweltamt tätig ist, zu seiner nächsten Ostseetour aufbrechen.