Absage gefordert Absage von Konzert in Halle gefordert: Protest gegen Open-Air der "Söhne Mannheims" und Xavier Naidoo

Halle (Saale) - Die Open-Air-Saison in Halle ist eröffnet: Am 30. Juni werden die „Söhne Mannheims“ mit Superstar Xavier Naidoo auf der Peißnitzbühne stehen. Die Band ist derzeit auf „MannHeim zu Dir“-Tour und verspricht in der Ankündigung ein „Spektakel der besonderen Art auf den großen Open-Air-Bühnen quer durch Deutschland“.
Allerdings stößt das Konzert, für das es noch Karten gibt, nicht bei allen auf Begeisterung. Im Gegenteil: „Wir fordern die Absage des Konzerts“, heißt es kategorisch von halleschen linken Aktivisten. Spätestens seit der Veröffentlichung des Albums „MannHeim“ und insbesondere des Liedes „Marionetten“ sei die problematische politische Haltung der „Söhne Mannheims“ einer breiteren Öffentlichkeit bewusst geworden.
In dem Song artikuliere die Band die Phantasie, die deutsche Politik sei gesteuert von ominösen „Puppenspielern“ und „Sachverwaltern“ und stelle sich damit in die Reihe von Verschwörungstheoretikern und extrem rechten „Reichsbürgern“.
Für die Vertreter der Antifa Halle ergibt sich „angesichts der von Naidoo und den ,Söhnen Mannheims’ propagierten Inhalte keine andere Konsequenz, als diesen so genannten Künstlern jede öffentliche Bühne zu versagen“.
Die Werbung dafür hat der in Halle ansässige Sender MDR Jump bereits eingestellt. Die Frage, ob MDR Jump die Konzerte der „Söhne Mannheims“ in Halle und Dresden auch weiterhin präsentiere, beantwortet der Sender mit „Nein“.
Radiosender „Jump“ will Konzerte der ,Söhne Mannheims’ nicht empfehlen
Auf den Social-Media-Kanälen informiert Jump, dass nach eingehender Diskussion die Redaktion gemeinsam mit den Veranstaltern beschlossen habe, die Konzerte nicht weiter zu präsentieren. Der Grund: „Eine Konzertpräsentation sehen wir als Empfehlung für unsere Hörer/Nutzer, eine bestimmte Veranstaltung zu besuchen. Diese Empfehlung wollen wir für die Konzerte der ,Söhne Mannheims’ nicht mehr aussprechen.“
Auch wenn man eine „hohe Achtung vor der künstlerischen Freiheit“ habe, lasse der Songtext des Titels „Marionetten“ Interpretationen zu, welche nicht mit den in der Redaktion vertretenen Werten zu vereinen seien. Die Konzerte würden natürlich trotzdem stattfinden, „wir werden sie nur nicht mehr empfehlen“, so das Statement des Senders.
Konzertveranstalter Matthias Winkler von Mawi Concerts indes hält am Auftritt der Band fest. „Von Protesten gegen das Konzert haben wir bisher nichts gehört“, so ein Mawi-Sprecher. Währenddessen fordern auch die Jusos Halle: „Keine Bühne für Reichsbürger und Antisemiten!“ Den geplanten Auftritt der „Söhne Mannheims“ wolle man nicht unkommentiert lassen. Xavier Naidoo sei in der Vergangenheit durch Auftritte bei Kundgebungen von Reichsbürgern, Äußerungen zur Unabhängigkeit Deutschlands und Liedzeilen mit antisemitischem Inhalt aufgefallen.
Daher haben die Jusos auf Facebook einen Aufruf zu einer Gegenveranstaltung gestartet - mit über 500 interessierten und 80 zugesagten Teilnehmern. „Wir wollen auf die gefährlichen Inhalte der Songs aufmerksam machen“, so eine Sprecherin der Jusos auf MZ-Nachfrage. Außerdem halte man an einem Stand in Bühnennähe Infomaterial über Verschwörungstheorien und Antisemitismus bereit - und wolle auch „den einen oder anderen Alu-Hut verteilen“. Das Management der Band hat auf MZ-Nachfrage nicht reagiert.
Beim Konzert im Hamburger Stadtpark im Mai hatte Naidoo übrigens auf den umstrittenen Song „Marionetten“ verzichtet. (mz)