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Abriss in der Dieselstraße  Abriss in der Dieselstraße in Halle (Saale): Wie Globus versucht, vollendete Tatsachen zu schaffen

Von Dirk Skrzypczak 19.09.2018, 07:00
Auf dem Industriegelände in der Dieselstraße läuft der Abriss der alten Ruinen. Mit der Neuansiedlung würde ein Schandfleck verschwinden.
Auf dem Industriegelände in der Dieselstraße läuft der Abriss der alten Ruinen. Mit der Neuansiedlung würde ein Schandfleck verschwinden. Silvio Kison

Halle (Saale) - Es ist ein klares Signal, das Globus an Halle und an die Politik sendet: Den geplanten Umzug des SB-Marktes aus dem Halleschen Einkaufspark (HEP) in Bruckdorf in die Dieselstraße hat das Handelsunternehmen nicht zu den Akten gelegt. Im Gegenteil.

Auf dem Gelände des ehemaligen Hela-Baumarktes hat der Abbruch der Gebäude begonnen. Eine Million Euro wird Globus nach eigenen Angaben investieren, um das 90.000 Quadratmeter große Areal vom Schutt der Zeit zu befreien. Aber darf Globus tatsächlich auch das Einkaufscenter bauen, mit dem das Unternehmen vom Einkaufsmarkt zum Produzenten werden will?

Land verbietet den Umzug von Globus in die Dieselstraße eigentlich

Für die Neuansiedlung müssten  der Flächennutzungsplan geändert und ein vorhabenbezogener B-Plan aufgestellt werden. „Derzeit wird der Abwägungsbeschluss über die eingegangenen Stellungnahmen erarbeitet“, sagt der Beigeordnete für Stadtentwicklung, René Rebenstorf. Und ja, man werde eine Beschlussvorlage für einen B-Plan in den Stadtrat einbringen. Der Ratshof bleibt also pro Globus.

Das Problem dabei ist freilich nicht die Stadtverwaltung oder der Stadtrat, sondern das Land Sachsen-Anhalt. Es verbietet den Umzug von Globus, weil er gegen die Ziele des Landesentwicklungsplans verstoßen würde, wie es aus Magdeburg heißt.

Mit einer Verkaufsfläche von 9.860 Quadratmetern, genutzt von Globus und weiteren Mietern, wäre der neue Standort aus Sicht des Landes so stark, dass es erhebliche Auswirkungen auf andere Versorgungszentren geben würde.

Entscheidung des Landes ist „K.o.-Kriterium“ für Globus

Ein Gutachten der Stadt prognostiziert beispielsweise Umsatzeinbußen von mehr als zehn Prozent für das Südstadtzentrum mit Kaufland als Ankermieter. Das Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr bleibt daher bei seiner negativen Stellungnahme. „Und diese Entscheidung ist für die Umzugspläne von Globus ein K.o.-Kriterium“, stellte das Ministerium im Mai dieses Jahres klar. Die MZ hat am Dienstag bei der Stadt zum Stand des Verfahrens angefragt, aber noch keine Antwort erhalten.

Was sagt Globus selbst zu dem Abriss in der Dieselstraße?

Für René Klauer, Geschäftsleiter bei Globus in Halle, ist der begonnene Abriss hingegen der erste praktische Schritt für die geplante Neuinvestition in der Dieselstraße. „Seit 23 Jahren gehören wir zum halleschen Einzelhandel und sehen uns als verlässlichen Partner in der Saalestadt. Wir zahlen zuverlässig Gewerbesteuern und möchten mit unserer Standortverlagerung weiter investieren“, sagt Klauer.

40 Millionen Euro will Globus in der Dieselstraße einsetzen. Die Zahl der Mitarbeiter soll von derzeit 260 auf dann 350 wachsen. Geplant sind unter anderem eine eigene Metzgerei, eine Bäckerei und eine gastronomische Versorgung - in einer gläsernen Produktion, in der Kunden alle Arbeitsschritte nachvollziehen können.

Globus will offenbar den Druck auf die Politik erhöhen

Es gilt als wahrscheinlich, dass Globus durch den Start der Arbeiten in der Dieselstraße auch den Druck auf die Stadt- und Landespolitik erhöhen will. Schließlich sitzt dem Unternehmen die Zeit im Nacken.

Nach einem Urteil des Oberlandesgerichts in Naumburg im August müsste Globus zum Jahresende aus dem HEP ausziehen - der Einkaufspark hat das Mietverhältnis, das noch bis 2020 läuft, vorzeitig gekündigt. Derzeit laufen auf Eigentümerebene Gespräche zwischen beiden Seiten, um einen Supergau für Globus abzuwenden. (mz)