Abenteuer für Rätsel-Fans Abenteuer für Rätsel-Fans: Erster "Escape Room" in Halle eröffnet

Halle (Saale) - Es ist das Spiel mit der Flucht, das jetzt auch in Halle möglich ist: Hinter einem schließt sich eine Tür. Ein Schlüssel wird knarrend im Schloss umgedreht. Man ist Orientierungslos in einem unbekannten Raum gefangen. Eine Flucht scheint unmöglich. Was sich anhört, wie der Beginn einer tragischen Geiselnahme, macht in Wirklichkeit jede Menge Spaß. Seit vielen Jahren gibt es immer mehr dieser so genannten Escape Rooms - auf deutsch Fluchträume. In Halle haben die drei Freunde Torsten Körner, Yvonne Rathenauer und Thomas Rathenauer am Steintor 13 unter dem Namen „Exit Games“ einen solchen Raum eröffnet.
Hinweise sind versteckt
„Es geht darum, innerhalb von 60 Minuten aus dem Raum auszubrechen“, beschreibt Torsten Körner kurz und knapp das Prinzip des Spiels. Hinweise auf den Schlüssel sind überall im Raum in Form von Rätseln versteckt. Die Spieler müssen die einzelnen Rätsel lösen, um neue Hinweise zu erhalten. „Dabei sind die Rätsel so aufgebaut, dass man eine bestimmte Reihenfolge einhält“, sagt Yvonne Rathenauer. Auf die Geschäftsidee sind die drei Freunde gekommen, weil sie selbst leidenschaftliche Escape-Spieler sind. „Wir haben vor zwei Jahren das erste Mal im in Leipzig gespielt und waren davon begeistert“, sagt Thomas Rathenauer.
Danach hat sie das Ausbrech-Fieber gepackt. „Wir haben uns gemeinsam viele unterschiedliche Räume angeschaut und natürlich gespielt“, sagt der 37-Jährige. Lange haben die drei darauf gewartet, dass auch in ihrer Heimatstadt ein „Fluchtraum“ eröffnet.
Der „Zodiac-Room“
Irgendwann hatten sie vom Warten allerdings genug. „Wir haben uns gefragt, warum machen wir es nicht einfach selbst“, sagt Thomas Rathenauer. Am 1. Mai dieses Jahres haben sie dann aus der Idee Ernst gemacht und in Halle ihren eigenen Escape Room eröffnet. Drei Räume soll es bald geben. Derzeit ist allerdings nur einer davon fertig: der Zodiac-Raum. Angelegt an einen amerikanischen Serienmörder, der im Raum San Francisco zwischen Dezember 1968 und Oktober 1969 fünf Menschen ermordete und zwei weitere schwer verletzt haben soll. Seine Identität ist bis heute unklar. Dabei hat der Serienmörder regelmäßig bizarre Briefe an Lokalzeitungen gesendet. Einige davon mit Symbolen und mittelalterlichen Zeichen verschlüsselt. Diese verschlüsselten Texte sind teilweise noch immer nicht entschlüsselt worden.
Fünfzig Prozent schaffen es
Dabei ist der Name des ersten Raums Programm: „Stellt Euch vor, Ihr wacht auf und befindet Euch in einem düsteren Zimmer. Ihr habt keinerlei Erinnerung an das, was zuvor geschehen ist, geschweige denn, wie Ihr dort hingekommen seid. Schnell wird klar, dass Ihr Opfer eines fanatischen Serienkillers geworden seid. Euer Überleben hängt davon ab, dass Ihr seine Prüfungen besteht“, heißt es auf der Internetseite von Exit-Games.
Der Ursprung des Escape Rooms (zu Deutsch: Fluchtraum) liegt in den 70er Jahren. Damals war das Rätselraten und der Ausbruch aus einem Raum noch digital - erst auf den beliebten Konsolen, dann auf dem Computer. Bei den Online-Spielen galt dasselbe Prinzip wie heute bei den analogen Ausgaben: Der Spieler ist in einem Raum gefangen und muss sich mit Hilfe von Gegenständen und durch das Lösen von Aufgaben befreien.
Den ersten stationären Raum gab es 2010 in Kyoto. Entwickelt wurde er von einem Japaner. Der hatte die Idee dazu, als er einer Klassenkameradin dabei zusah, wie sie ein Escape Game im Internet spielte. Weltweit existieren solche Abenteuerräume bereits in über 60 Ländern, wobei es vor allem in Ost-Europa sehr beliebt ist. Die erste europäische Variante wurde 2011 in Budapest eröffnet.
Vorreiter in Deutschland waren 2013 die Münchner. In ganz Deutschland gibt es aktuell 153 Anbieter mit 345 Escape Rooms in 84 Städten - und immer wieder eröffnen neue Räume. Fans haben sich zu Rätsel-Gruppen zusammengetan und machen mittlerweile sogar Reisen, bei denen sie nur in die entsprechenden Länder fahren, um sich dort freirätseln zu können. In Mitteldeutschland gibt es Räume in Leipzig, Halle, Magdeburg, Dresden, Weimar und Wernigerode.
Das Konzept der Unternehmer scheint aufzugehen: „Der Zuspruch ist sehr gut. Wir hatten sogar schon eine Spielergruppe hier, die regelmäßig in ganz Deutschland unterwegs ist und uns bewertet hat“, sagt Thomas Rathenauer. Das Testurteil fiel natürlich gut aus. „Das hat uns sehr gefreut“, sagt Rathenauer. Dabei wurde der Raum von den Profis als mittelschwer eingestuft. Damit ist er eben auch für Anfänger geeignet. Den Ausgang findet trotzdem nicht jeder: „Fünfzig Prozent der Spieler-Gruppen schaffen es, den Schlüssel für den Ausgang zu finden“, sagt Torsten Körner. Die Räume haben die Organisatoren während des Spiels per Videokamera im Blick. „Allerdings ohne Ton und es wird auch kein Video gespeichert“, sagt Yvonne Rathenauer. Es gehe vor allem darum, den Spielern zu helfen, wenn sie nicht weiter kommen. „Außerdem haben die Spieler ein Funkgerät, mit dem sie bei Schwierigkeiten Nachfragen stellen können“, so die 35-Jährige. Die Anzahl der Nachfragen ist allerdings begrenzt.
Konzept muss immer erneuert werden
Mit dem Zodiac-Raum endet der Spielspaß in Halle noch nicht. Zwei weitere Räume sind in Planung. Derzeit wird fleißig am Kamun-Ra-Raum, also dem Thema Ägypten, gearbeitet. „Das ist dann auch etwas für jüngere Besucher und Familien“, sagt Yvonne Rathenauer. Später soll dann auch ein dritter Raum mit dem Titel Halcatraz – angelehnt an das berühmte amerikanische Gefängnis - hinzu kommen. Dort können dann zwei Teams in unterschiedlichen Gefängniszellen gegeneinander antreten. „Wir tüfteln derzeit aber noch an den genauen Spielregeln“, sagt Thomas Rathenauer. Denn die Regeln denken sich die Drei selbst aus.
Wenn die drei Räume dann fertig sind, dann hört die kreative Arbeit allerdings nicht auf. „Alle ein bis zwei Jahre sollte man das Konzept eines Raums erneuern, um weiter interessant für Spieler zu bleiben“, sagt Torsten Körner.
Mehr Information unter: www.exitgames-halle.de (mz)
