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8,50 Euro für studentische Aushilfen 8,50 Euro für studentische Aushilfen: Was bedeutet der Mindestlohn für Studentenjobs in Halle?

Von Nikta Vahid-Moghtada 24.06.2015, 19:15
Der Wirtschafts- und Psychologie-Student Niklas Sokolowski kellnert im „Bewaffel dich“ in Halle.
Der Wirtschafts- und Psychologie-Student Niklas Sokolowski kellnert im „Bewaffel dich“ in Halle. Silvio Kison Lizenz

Halle (Saale) - Seit dem 1.1.2015 gilt der Mindestlohn; auch für Studenten, die sich etwas dazuverdienen wollen, greift das neue Gesetz. Der 450-Euro Job mit unbegrenzter Stundenzahl ist heute nicht mehr möglich. Glück der Arbeitnehmer, Leid der Arbeitgeber? Oder ändert sich doch weniger, als anfangs vermutet?

Tino Schlögl vom Career Center der Universität Halle-Wittenberg sieht kein Problem. „Wer vor dem Mindestlohn Pizza ausgeliefert hat, muss es auch jetzt tun. Ich denke, es gibt seit dem 1. Januar sogar noch mehr Leute, die sich dank des Mindestlohnes mal eine Pizza bestellen können.“ Gesamtwirtschaftlich sehe er kein Problem. Das Career Center hilft Studierenden beim Berufseinstieg, der Jobsuche und ist einer der Anlaufpunkte für Studenten, die einen Nebenjob suchen. Es erhält Schlögl zufolge noch ebenso viele Jobangebote wie zu Vor-Mindestlohn-Zeiten.

Im Osten lohnen sich Minijobs nicht

Danny Bieräugel von der IHK Halle-Dessau sieht die Angelegenheit problematischer. „Bisher war die Stundenzahl eines Mini-Jobs frei verhandelbar. Nun muss entweder die Stundenzahl minimiert werden, um die 450-Euro-Grenze nicht zu überschreiten, oder es müssen Abgaben gezahlt werden.“ Vor allem in Osten, wo das Lohnniveau noch nicht an den Westen angeglichen sei, lohne sich ein 451 – 800 Euro-Minijob nicht. Arbeitgeber haben zudem mit einem hohen bürokratischen Aufwand, vergleichbar zu dem einer Vollzeitbeschäftigung, zu kämpfen, so Bieräugel. „Arbeitgeber müssen sich entscheiden: Wie viel ist mir die Aushilfe wert oder beschäftige ich stattdessen lieber eine Vollzeitstelle?“ Andere passten ihre Angebotenen Leistungen an, sagt Bieräugel. Sprich: mit verkürzten Öffnungszeiten und Schließungen zu betriebsschwachen Zeiten.

Enchilada und Subway setzen auf studentische Aushilfen

„Natürlich sind unsere Personalkosten gestiegen“, sagt Frau Hoppe von der Restaurantkette Enchilada in Halle. Trotzdem habe sie ihren alten Mitarbeiterstamm behalten und stelle auch weiterhin studentische Aushilfskräfte ein, die zwischen 451 und 800 Euro verdienen dürfen. „Studentische Aushilfen sind für uns eine gute Alternative, da Sie durch die höheren Verdienstmöglichkeiten mehr Stunden im Monat arbeiten dürfen als der Minijobber.“ Diese Vorteile schätzt auch Ines Banse, Chefin von zwei Filialen der Sandwich-Kette Subway. Sie stellt vorwiegend studentische Aushilfen ein: „Die Lohnnebenkosten sind für uns günstiger.“

Etwas anders hat sich die Situation vermutlich für kleinere Gastronomen entwickelt. Mary Gringer, Geschäftsführerin des Cafés „Bewaffel dich“, muss nun mit höheren Personalkosten planen. „Seitdem es den Mindestlohn gibt, müssen wir mit etwa 1500 bis 2000 Euro zusätzlichen Kosten pro Monat rechnen“, sagt sie. Um die Kosten wieder auszugleichen haben sie die Preise angehoben und die Karte gekürzt. Der Rest bleibe an der Geschäftsführung hängen. „Wir verdienen dann eben weniger.“ Trotzdem wurden mehr Aushilfskräfte eingestellt. „Wir beschäftigen weiterhin 450-Euro-Kräfte. Und um die fehlenden Stunden, die durch den höheren Stundenlohn wegfallen, auszugleichen, haben wir unser Team um vier Mann vergrößert“, sagt Mary Gringer und belegt damit die These von Tino Schlögl, der sagt: „Es gibt nach wie vor genügend Nebenjobs in Halle. Wer sich etwas dazuverdienen möchte, der kann das auch tun.“ (mz)

Damit der Nebenjob steuer- und abgabenfrei bleibt, müssen Studenten Einkommensgrenzen beachten.
Damit der Nebenjob steuer- und abgabenfrei bleibt, müssen Studenten Einkommensgrenzen beachten.
DPA/Archiv Lizenz