50 Jahre Kiebitzensteiner 50 Jahre Kiebitzensteiner : Halbes Jahrhundert Satire

Halle (Saale) - „Der gute Mensch von nebenan“ - damit fiel am 27. Oktober 1967 der Startschuss für eine Kabarett-Karriere, die ihresgleichen sucht nicht nur im Osten der Republik: Bis heute sind die Kiebitzensteiner in Halle und weit über die Stadtgrenzen hinaus ein Begriff - ein halbes Jahrhundert also!
Die erste Vorstellung der „Kiebitze“, wie die Kabarettisten in ihrer Heimatstadt liebevoll genannt werden, lief an einem Ort, den es heute gar nicht mehr gibt: auf der Puppenbühne des Theaters Junge Garde - dort, wo heute die Thalia-Wiese zum Spielen einlädt. Beim Namen des Kabaretts soll wohl Halles Burg Giebichenstein Pate gestanden haben.
Ihre Gründung verdanken die Kiebitzensteiner Beschluss „von ganz oben“
Schließlich hat später auch ein Burg-Künstler das markante Logo - einen der Moritzburg entlehnten Turm mit fröhlichem Gesicht - entworfen. Der im April 2006 verstorbene Grafiker Norbert Wientzkowski hatte es den Schauspielern kurz vor seinem Tod geschenkt, und bis heute ist es Markenzeichen der Kiebitze.
Ihre Gründung verdanken die übrigens dem damaligen Beschluss „von ganz oben“ , ein Ensemble von Berufskünstlern und -musikern zu gründen mit dem Ziel, zum einen die gesellschaftlichen Ereignisse dem Publikum in unterhaltsamer Form nahezubringen und zum anderen, eine Ventilfunktion zu bieten. „Was wir damals auf der Bühne gesagt haben, hätte jeden Stammtischgast in der Kneipe in den Knast bringen können“, so Klaus Reichenbach, Urgestein der Kiebitzensteiner und heute, mit 86, immer noch Texter der Stücke.
Anfangs lief das Kabarettgeschäft nicht ganz so wie gewünscht
Anfangs lief das Kabarettgeschäft aber wohl nicht ganz so wie gewünscht: Das Publikum blieb aus. Lag es an den Räumen? Waren die Hallenser - zumindest Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre - humorlos? Doch die Kiebitze hatten Glück im Unglück: Das Puppentheater brannte ab.
„Man munkelte, die Pointen der Kiebitzensteiner waren so zündend“, schmunzelt Reichenbach, der so manche Anekdote in der 50-jährigen Bühnengeschichte ausgegraben hat: Zum Beispiel die des Regisseurs aus Berlin, der ein guter Freund des Königs Alkohol war und immer eine Kanne „Tee“ auf dem Tisch stehen hatte. Als das Ensemble von der Mittagspause zurückkehrte, saß die Putzfrau mit Perücke auf dem Kopf und Staubsauger im Arm schnarchend auf der Bühne. Die Thermoskanne war leer ...
Kiebitzensteiner: Für viele Jahre im Südturm der Moritzburg
Für viele Jahre hatten die Schauspieler dann im Südturm der Moritzburg ihr Zuhause, später dann wechselten die Spielorte - bis seit 2013 nun das Palais S in der Ankerstraße die Heimstatt der Kiebitze ist.
Viel haben die Schauspieler um ihren heutigen Chef-Kiebitz Micha Kost in den 50 Jahren erlebt. Einiges davon servieren die Kabarettisten mit vielen Gästen in der großen Jubiläumsgala am Samstag im Steintor - natürlich aber vor allem jede Menge Kabarett vom Feinsten.
››Karten für die Gala am Samstag, 20 Uhr, im Steintor unter 0173 5653921 (mz)
