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30 Jahre "Druck Zuck" 30 Jahre "Druck Zuck": "Wir wollten Sachen drucken hinter denen wir auch stehen"

Von Katja Pausch 30.08.2020, 14:00
Torsten Krebs, Henning Schaarschmidt und York Streich (v. l.) sind die Gesellschafter des Unternehmens „Druck Zuck“.
Torsten Krebs, Henning Schaarschmidt und York Streich (v. l.) sind die Gesellschafter des Unternehmens „Druck Zuck“. Silvio Kison

Halle (Saale) - Begonnen hat alles mit einem „Mitbringsel“. Einem sehr schwergewichtigen übrigens. Denn als im April 1990 Thea Ilse mit dem damaligen halleschen Oberbürgermeister Peter Renger auf Vortragsreise im Westen Deutschlands unterwegs war, hatte die damalige Trothaer Pfarrerin und Aktivistin in der Bewegung „Kirche von unten“ und in ökologischen Arbeitsgruppen auf der Rückreise in den Osten eine Offsetdruckmaschine „im Gepäck“ - als Geschenk.

Geschichte von „Druck Zuck“ untrennbar mit der Bürgerbewegung Halles verbunden

Bis dahin hatte die seit den 1980er Jahren aktive Bürgerbewegung der DDR bei der Verbreitung ihrer Publikationen immer wieder Schwierigkeiten mit dem Drucken, und auch die im Oktober ’89 erstmals erschienene unabhängige Zeitung „Das andere Blatt“, deren Chefredakteurin Thea Ilse war, konnte nicht so ohne weiteres gedruckt werden. „Da kam die geschenkte Druckmaschine mehr als recht“, erinnert sich Henning Schaarschmidt an die Anfänge eines Unternehmens, das in diesem Jahr sein 30-jähriges Bestehen feiern kann.

Somit ist die Geschichte von „Druck Zuck“ untrennbar mit der Bürgerbewegung Halles in der Wendezeit verbunden. Und während „Das andere Blatt“ in der rasch aufblühenden Zeitungslandschaft nicht lange bestand, wurde die geschenkte Offsetdruckmaschine zum Grundstock einer erfolgreichen GmbH, die heute von drei Gesellschaftern geführt wird: Neben Mitgründer Schaarschmidt sind Torsten Krebs und York Streich die Chefs des „Druck Zuck“, das in der Seebener Straße neben dem Objekt 5 sein Domizil hat.

30 Jahre „Druck Zuck“ in Halle: „Sachen zu drucken, hinter denen wir auch stehen“

Zuvor jedoch wurde in der Kröllwitzer Max-Nenke-Straße gedruckt - zunächst mehr schlecht als recht, denn „keiner von uns hatte die geringste Ahnung davon“, wie Henning Schaarschmidt heute lachend gesteht. Dank freundschaftlicher Hilfe aus Karlsruhe und „Learning by Doing“ wurden die „Hobby“-Drucker zu Fachleuten, die all ihr Geld zusammenlegten und eine Computer-Satz-Anlage kauften.

Von Anfang an sei der Wunsch dagewesen, „Sachen zu drucken, hinter denen wir auch stehen“, so Schaarschmidt. Vor diesem Hintergrund sind auch die 100.000 Flugblätter und Plakate zu sehen, die die „Druck Zucker“ zur Kommunalwahl 1990 herstellten.

Deutschlands älteste „Käferzeitschrift“ wird bei „Druck Zuck“ gedruckt

1997 zog das Unternehmen in die Seebener Straße, und die Nähe zum Objekt 5 besteht längst nicht nur räumlich. „Klar, dass wir für unsere Nachbarn das Programm drucken“, so Schaarschmidt. Und nicht nur für sie: Hallesche und regionale Einrichtungen wie Leopoldina und Zoo, Puschkino und Kunsthochschule und viele andere sind treue Kunden.

Auch Deutschlands älteste „Käferzeitschrift“, die Entomologischen Nachrichten, werden im Giebichen-steinviertel gedruckt und in alle Welt, darunter in die USA, versandt. Zudem widmen die Drucker seit elf Jahren alljährlich einen Kalender einem bedeutenden halleschen Künstler - Iris Band, Dieter Gilfert, Henning Peker und viele andere wurden schon verewigt. 2021 ist Moritz Götze an der Reihe. (mz)