24-Stunden-Betreuung 24-Stunden-Betreuung: Besteht Bedarf für die Nacht-Kita in Halle?

Halle (Saale) - Die dreijährige Karla bleibt donnerstags oft länger in der Kita „Schlumpfen-Eck“ im Mühlweg. Beide Eltern müssen an diesem Tag bis kurz vor 19 Uhr arbeiten. „Für uns ist das überhaupt kein Problem“, sagt Kita-Leiterin Yvonne Krause. Denn ihre Einrichtung hat sich seit 20 Jahren darauf spezialisiert, eine Betreuung rund um die Uhr anzubieten.
„Die Eltern müssen uns vorher nur Bescheid sagen. Dann richten wir unseren Dienstplan darauf aus“, fügt die Leiterin hinzu. Mit den flexiblen Öffnungszeiten soll den Eltern der Stress genommen werden, die Kinder stets zu vorgeschriebenen Zeiten abholen zu müssen.
Städtische Kitas sind derzeit nicht länger als 18 Uhr geöffnet
Diesen Ansatz hatte auch die CDU-Fraktion verfolgt, als sie im Frühjahr im Stadtrat vorschlug, eine 24-Stunden-Kita in Halle zu eröffnen. Die Stadtverwaltung hatte damals empfohlen, den Antrag abzulehnen, da bereits mehrere Einrichtungen in der Stadt verlängerte Öffnungszeiten von 5.30 bis 20.30 Uhr anbieten. Die städtischen Kitas seien derzeit nicht länger als 18 Uhr geöffnet, da die Eltern keinen Bedarf angemeldet hätten. Das Kuratorium jeder Einrichtung könne aber eine Änderung der Öffnungszeiten beschließen.
Als weiteres Beispiel für erweiterte Betreuungsangebote in der Saalestadt nannte die Stadtverwaltung die Kita „Schlumpfen-Eck“, in der Kinder übernachten und auch an Wochenenden betreut werden können. Laut Kita-Leiterin Yvonne Krause wird dieses Angebot allerdings selten genutzt.
Letzte Übernachtung fand 2014 in der Einrichtung statt
Die letzte Übernachtung fand 2014 in der Einrichtung statt, die von dem Trägerverein „Kinderbetreuung rund um die Uhr“ (Kiberu) geführt wird. Betreuungen an Samstagen kommen aber häufiger vor. 2018 haben das Eltern 16-mal in Anspruch genommen. „Vor allem Eltern, die im Einzelhandel arbeiten, brauchen auch samstags eine Betreuung“, sagt Krause.
Allerdings bekommen längst nicht alle Familien, die sich bei der Einrichtung melden, auch einen Betreuungsplatz. Bis zu 72 Kinder können dort betreut werden. Aktuell gibt es 25 Krippenkinder, 31 Kindergartenkinder und 13 Hortkinder. Die Kita arbeitet nach dem pädagogischen Ansatz von Maria Montessori und ist seit 2009 eine Sport-Kita. Alle Mahlzeiten werden vor Ort zubereitet. Neue Plätze werden jeweils im Februar vergeben, eine Warteliste gebe es nicht.
„Es gab schon Eltern, die mich angefleht haben, ihr Kind aufzunehmen“
Obwohl sich die Träger- und Nebenkosten samt Essensversorgung, die die Eltern zusätzlich zu den regulären Betreuungskosten pro Monat bezahlen, auf etwa 120 Euro belaufen, ist der Andrang groß. „Es gab schon Eltern, die mich angefleht haben, ihr Kind aufzunehmen, da sie sonst ihre Ausbildung nicht fortführen könnten“, sagt Kita-Leiterin Krause. Doch sie hält an ihrer Kapazitätsgrenze fest, um den familiären Charakter der Einrichtung zu erhalten.
Krause spricht sich jedoch dafür aus, dass noch mehr hallesche Kindertagesstätten ihr Angebot erweitern: „Alle Kitas könnten längere Öffnungszeiten anbieten.“ Mit einem Schichtsystem sei es den Einrichtungsleitern schließlich möglich, die Erzieher flexibel einzuteilen.
››Die Kita feiert am 17. September ab 14.30 Uhr am Mühlweg 8 das 20-jährige Bestehen der Einrichtung. (mz)